Okay, Sassicaia. Die Pioniere. Ornellaia, das Werk von Lodovico Antinori. Newcomer Le Macchiole. Aber in Bolgheri hat eine vierte Macht fast schon klemmheimlich den Olymp auch erklommen. Eine vierte Macht mit Schweizer Beteiligung: Grattamacco.
Ein Mann aus Bergamo gründet das Gut. Wir schreiben das Jahr 1977. Es ist die zweite ambitionierte Bolgheri-Kellerei nach Sassicaia, die da aus der Taufe gehoben wird von Giorgio Meletti Cavallari. Er pflanzt Cabernet Sauvignon und Vermentino an, wo es zuvor nur Sangiovese gab. 2002 pachtet Claudio Tipa vom Toskana-Weingut Colle Massari den Keller. 2007 kauft er ihn.
Er, oder genauer, die Familie Bertarelli. Denn Tipa ist der Onkel von Ernesto, dem schwerreichen Alinghi-Boss. Die Familie Tipa-Bertarelli hatte zuvor das Schloss Colle Massari in Montecuco erworben und es zu einem der schönsten Weingüter in der Toskana gemacht. Fussnote: 2014 war es für Gambero Rosso das Weingut des Jahres. Mittlerweile ist es der Firmensitz im kleinen Weinimperium von Bertarelli, zu dem als drittes Poggio di Sotto in Montalcino gehört.
So viel Geschichte. Zu den Weinen. Was macht Grattamacco speziell? «Die Mineralität», sagt Weinmacher Luca Marrone. «Denn unsere Ton-Böden sind stark eisenhaltig. Und wir sind viel kleiner als Sassicaia oder Ornellaia. Ich denke, dort ist der Boss des Hauses nicht mehr in der Lage, alles alleine zu überblicken. Das soll indes kein Diskurs über Qualität sein, die ist fraglos gegeben, sondern über Identität.» Grattamacco produziert jährlich 150 000 Flaschen. Davon entfallen 80 000 alleine auf den Bolgheri Rosso.
Gearbeitet wird auf Grattamacco biologisch, was allerdings wegen der Meeresnähe, die eine gewisse Feuchtheit mit sich bringt, nicht einfach ist: «Zum Glück hat es immer ein bisschen Wind», sagt Marrone. Und im Keller werde ausschliesslich handwerklich gearbeitet. Der Traubenmost wird spontan vergoren. «Wir fügen einzig ein wenig Schwefel bei. Basta!» Nicht mal die Temperatur werde kontrolliert. «Das geht so langsam vonstatten, dass es kein Problem ist, solange die Trauben mit der richtigen Temperatur gelesen werden», sagt Marrone. So gärt das Ganze also in offenen Fässern rund drei Wochen vor sich hin. Der Hut wird manuell unter den Hut gebracht. Unglaublich im Hightech-Zeitalter!
Nicht mal im Winter werde die Temperatur kontrolliert, erzählt Luca. «In den Inox-Tanks sinkt die Temperatur langsam bis rund zehn Grad. So bleibt der Wein sauber.» Und ist im Frühling bereit, in die Barriques abgefüllt zu werden. «Mit Bedacht», warnt Marrone. «Denn Barriques sind eine Waffe. Die können extrem wehtun!» Nur die Hälfte des Weins kommt in neue Fässer. Der Rest in gebrauchte. Und weil Grattamacco zu wenig davon hat, kauft es sie zu. Nicht bei irgendwem. Bei Château Margaux. Bordeaux, Premier Grand Cru. Flaschenpreis der neueren Jahrgänge: Zwischen 400 und 1300 Franken!
DIE WEINE VON GRATTAMACCO
Grattamacco Bianco Bolgheri Vermentino 2014: Bolgheri und Weisswein – eine eher leidige Geschichte. Dieser ist ganz okay, weil er sehr mineralisch ist, mit Noten von Wachs und Blumen. Er zählt aber auch zu den teuersten Vermentini der Region. Score: 16/20 (CHF 28.50. www.vinidamato.ch)
Grattamacco Bolgheri Rosso 2014 (10% Sangiovese, 50% Cabernet Sauvignon, 20% Cabernet Franc, 20% Merlot): Einerseits ist der Basiswein sehr fruchtig, andrerseits fadengerad, und wild. Kein einfacher Tropfen! Luca Marrone: «Das ist für mich der Grattamacco-Botschafter für Bolgheri in der Welt. Der Name des Guts steht deshalb ganz klein auf der Flasche.» Score: 16,5/20 (CHF 21.50. www.vinidamato.ch)
Grattamacco L’Alberello 2013 (70% Cabernet Sauvignon, 25% Cabernet Franc, 5% Petit Verdot): «Eine Allerwelts-Assemblage», sagt Marrone. Warum gibt es sie dann? Der Önologe: «Wir lesen alle Trauben gemeinsam und vergären sie auch zusammen. Das ist einmalig.» Das Holz markiert den Wein wohl, aber er ist urchig-wild, enorm frisch. Ergo: Spannend! Score: 17/20 (CHF 49.50. www.vinidamato.ch)
Grattamacco Rosso Bolgheri Superiore 2013 (Foto, 65% Cabernet Sauvignon, 20% Merlo, 15% Sangiovese):
Das «Rennpferd» (Marrone) des Guts. 40 000 Flaschen gibts davon. Dank neuer Rebanlagen ist diese Zahl auf 60 000 zu steigern. Der Wein ist sehr mediterran, wohl wegen des hohem Sangiovese-Anteils. Deshalb auch säurebetont, mit viel Tannin. Kein einfaches Ding mit Ecken und Kanten. Score: 17,5/20 (CHF 59.—für Jahrgang 2012. www.vinidamato.ch)
WEIN DER WOCHE: BOLGHERI-WELTKLASSE, WALTER GEWIDMET
Ein Wein stach beim diesjährigen Trip nach Bolgheri heraus. Er kommt vom Allegrini-Weingut Poggio al Tesoro, das wir an dieser Stelle bereits vorgestellt hatten, und ist ein reinsortiger Cabernet Franc. Seine Name: Dedicato a Walter. Schwarz wie Tintenfisch-Tinte, sehr würzig, er ist enorm breit, füllt den Mund bis in den letzten Winkel aus und hört auch nach dem Runterschlucken nie auf, Präsenz zu markieren. Ein Monument von einem Wein! Für diesen 2010er gibts 18/20 Punkte! Erhältlich ist er bei www.moevenpick-wein.com für 68 Franken. PS. Auch die Assemblage Sondraia des gleichen Weinguts glänzt mit 17,5 Punkten. Ein noch viel zu junger Wein aus Cabernet Sauvignon und Franc sowie Merlot mit gewaltigem Potenzial, den es bei www.moevenpick-wein.com für 37 Franken gibt.
WENIGER ALS 10 FRANKEN UND KLASSE? JA!
Er kostet derzeit 9.70 Franken. Statt 13.95. Was auch schon wenig ist. Er heisst Aragonia kommt aus der DO Campo di Borja bei Saragossa und besteht aus Garnacha. Immerhin ist er eine Seleccion Especial, Jahrgang 2011. Gewiss kein Einzellagen-Wein eines Garagen-Betriebs. Das pure Gegenteil! Was aber zählt: Was in der Flasche schlummert, ist verdammt viel Wein für weniger als zehn Franken! Schon in der Nase ist er kräftig, es hat eine schöne Struktur, ist sehr fruchtig und endet mittellang. 16,5/20 Punkte. Und das für 9.70! Zugreifen. In den grösseren Coop-Filialen.
EIN BALIN-BARRIQUE ROLLT ÜBER DEN GOTTHARD
Da rollen sie doch tatsächlich ein Barrique über den Gotthard. Von Barbengo nach Zug. Und es interessiert fast niemanden? Kann doch nicht sein, in der vinophilen Stadt Zug, in welcher man in einer Weinbar auch schon mal eine Flasche Ornellaia (220 Franken) um Mitternacht ordert, die in 15 Minuten leergetrunken sein muss. Alles schon gesehen… Liegt es vielleicht daran, dass die Barrique «nur» aus dem Tessin kommt und nicht aus Italien? Also nicht international ist? Keine Ahnung.
Also: Am 21. Oktober bringen Anna Barbara von der Crone und Paolo Visini eine Barrique ihres Balin in den Mövenpick-Weinkeller nach Zug. Balin – das ist der vielleicht beste Merlot der Schweiz. Im Oktober 2015 hat ihn Martin Kilchmann in der Sonntags-Zeitung zu diesem erkoren. Wir an dieser Stelle auch schon. Für den Jahrgang 2013 gabs sagenhafte 18,5 Punkte. Und für den aktuellen Jahrgang, den 14er? Das Abo steht: Dieselbe Punktzahl für einen von deutlich weniger Holz getragenen Wein. Ein hoch präzises Edelgewächs mit fantastischer Länge. Kostet 47 Franken bei Mövenpick.
Und nun lassen die Zuger diesen brillanten Wein links liegen? Hey, die Punktzahl ist dieselbe wie für den Ornellaia! Nur der Preis ist ein bisschen anders. Und am 21. Oktober könnt ihr glücklichen Zuger den Balin 2014 aus dem Barrique (und die weiteren Weine der Cantina von der Crone Visini) degustieren. Dazu gibts Tessiner Spezialitäten. Kostet gerade mal 90 Franken. Anmelden? Schnell. Hier. Los gehts!
- 10. Oktober. 17 bis 20 Uhr. Brunello di Montalcino Grand Tasting. Der neue Jahrgang 2011 sowie das jetzt schon legendäre Riserva-Jahr 2010 im Rampenlicht. Um 17.30 Uhr Seminar zum Thema 2011. Abendkasse: CHF 10.--. Park Hyatt, Zürich. www.vinum.ch.
- 14 bis 23. Oktober. Montag bis Freitag 17 bis 22 Uhr, Samstag, 16 bis 22 Uhr, Sonntag, 14 bis 18 Uhr. Berner Weinmesse. Das Original seit 1974. 2000 Weine von 53 Ausstellern. Kultweinstand. Raritäten aus Weinfässern. Dazu Leckereien am Marktplatz. Eintritt: CHF 25.--. Bernexpo, Bern. www.bernerweinmesse.ch.
- 19. bis 22. Oktober. Mittwoch bis Freitag 17 bis 21.30 Uhr, Samstag 15 bis 21 Uhr. Luvina-Weinfachmesse. Luzerner Weinhandelsfirmen und 14 persönlich anwesende Produzenten stellen ihre Gewächse vor. Eintritt: CHF 15.--. Kornschütte Rathaus Luzern. www.luvina.ch.
- 20. und 27. Oktober. Jeweis 17 bis 21 Uhr. Degu spanische und portugiesische Weine. Weintrends von der iberischen Halbinsel mit passender kulinarischer Begleitung. Die Aufschneider servieren Jamon iberico. Eintritt: CHF 20.--. 20.10.: Paul Ullrich, Laufenstrasse 16, Basel. 27.10.: Paul Ullrich, Talacker 30. Zürich. www.ullrich.ch.
- 22. und 23. Oktober. Samstag, 12 bis 20 Uhr, Sonntag 13 bis 19 Uhr. Mövenpick-Weinmesse (Foto unten). Über 250 Weine von 40 Topwinzern aus der ganzen Welt. Eintritt: CHF 25.--. Papiersaal Sihlcity, Zürich. www.moevenpick-wein.com.
- 24. Oktober. 15 bis 18.30 Uhr. Sapori del Sud. Feinkost und Wein. Weinbar mit Sommelier Nicola Mattana. B2B-Meetings mit den Ausstellern. Wein- und Foodverkostung. Frei mit Voranmeldung. Abendkasse: CHF 10.--. Papiersaal/Folium, Zürich. www.vinum.ch.
- 26. Oktober. Ab 17 Uhr. Die grosse Gala des Schweizer Weins. Degustation aller 72 Finalweine. Gala mit Vier-Gang-Dinner und Showeinlagen. Alle nominierten Winzer sind anwesend. Ehrung des Winzers des Jahrzehnts. Eintritt: CHF 160.-- Kulturcasino Bern. www.grandprixduvinsuisse.ch.
- 27. Oktober. 16 bis 20 Uhr. Spanien und Portugal by Gerstl. Viele Winzer sind persönlich zugegen. Eintritt: CHF 20.-- (wird bei einem Einkauf ab CHF 100.-- angerechnet). WIrtschaft Neumarkt, Zürich. www.gerstl.ch.
- 27. bis 29. Oktober. Donnerstag und Freitag 16 bis 21 Uhr. Samstag, 11 bis 19 Uhr. Bindella-Weintage Luzern. Degustieren Sie vor dem Ristorante Barbatti in Luzern die Bindella-Promotionsweine. Gratis. www.bindella.ch.
- 10. Oktober. 17 bis 20 Uhr. Brunello di Montalcino Grand Tasting. Der neue Jahrgang 2011 sowie das jetzt schon legendäre Riserva-Jahr 2010 im Rampenlicht. Um 17.30 Uhr Seminar zum Thema 2011. Abendkasse: CHF 10.--. Park Hyatt, Zürich. www.vinum.ch.
- 14 bis 23. Oktober. Montag bis Freitag 17 bis 22 Uhr, Samstag, 16 bis 22 Uhr, Sonntag, 14 bis 18 Uhr. Berner Weinmesse. Das Original seit 1974. 2000 Weine von 53 Ausstellern. Kultweinstand. Raritäten aus Weinfässern. Dazu Leckereien am Marktplatz. Eintritt: CHF 25.--. Bernexpo, Bern. www.bernerweinmesse.ch.
- 19. bis 22. Oktober. Mittwoch bis Freitag 17 bis 21.30 Uhr, Samstag 15 bis 21 Uhr. Luvina-Weinfachmesse. Luzerner Weinhandelsfirmen und 14 persönlich anwesende Produzenten stellen ihre Gewächse vor. Eintritt: CHF 15.--. Kornschütte Rathaus Luzern. www.luvina.ch.
- 20. und 27. Oktober. Jeweis 17 bis 21 Uhr. Degu spanische und portugiesische Weine. Weintrends von der iberischen Halbinsel mit passender kulinarischer Begleitung. Die Aufschneider servieren Jamon iberico. Eintritt: CHF 20.--. 20.10.: Paul Ullrich, Laufenstrasse 16, Basel. 27.10.: Paul Ullrich, Talacker 30. Zürich. www.ullrich.ch.
- 22. und 23. Oktober. Samstag, 12 bis 20 Uhr, Sonntag 13 bis 19 Uhr. Mövenpick-Weinmesse (Foto unten). Über 250 Weine von 40 Topwinzern aus der ganzen Welt. Eintritt: CHF 25.--. Papiersaal Sihlcity, Zürich. www.moevenpick-wein.com.
- 24. Oktober. 15 bis 18.30 Uhr. Sapori del Sud. Feinkost und Wein. Weinbar mit Sommelier Nicola Mattana. B2B-Meetings mit den Ausstellern. Wein- und Foodverkostung. Frei mit Voranmeldung. Abendkasse: CHF 10.--. Papiersaal/Folium, Zürich. www.vinum.ch.
- 26. Oktober. Ab 17 Uhr. Die grosse Gala des Schweizer Weins. Degustation aller 72 Finalweine. Gala mit Vier-Gang-Dinner und Showeinlagen. Alle nominierten Winzer sind anwesend. Ehrung des Winzers des Jahrzehnts. Eintritt: CHF 160.-- Kulturcasino Bern. www.grandprixduvinsuisse.ch.
- 27. Oktober. 16 bis 20 Uhr. Spanien und Portugal by Gerstl. Viele Winzer sind persönlich zugegen. Eintritt: CHF 20.-- (wird bei einem Einkauf ab CHF 100.-- angerechnet). WIrtschaft Neumarkt, Zürich. www.gerstl.ch.
- 27. bis 29. Oktober. Donnerstag und Freitag 16 bis 21 Uhr. Samstag, 11 bis 19 Uhr. Bindella-Weintage Luzern. Degustieren Sie vor dem Ristorante Barbatti in Luzern die Bindella-Promotionsweine. Gratis. www.bindella.ch.