Für euch degustiert: Die teuersten Weine der Welt
Der heilige Gral des Weins

Es gibt Orte auf diesem Planeten, um die sich Mythen ranken. In der Weinwelt sind dies zwei Kellereien in Frankreich: Pétrus und Romanée-Conti. Deren Weine kosten bis 14'000 Franken. Pro Flasche! Blick war in den heiligen Kellern.
Publiziert: 14.11.2017 um 11:03 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2024 um 11:41 Uhr
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Die Strassensicht von Chateau Pétrus, die jeder kennt.
Foto: Alain Kunz
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Alain KunzWein-Kolumnist

Normalsterbliche kriegen kaum je einen Schluck davon zu trinken. Zu rar. Zu teuer. Man rechne: Eine Flasche Romanée-Conti wird derzeit für rund 14 000 Franken gehandelt. Schluckpreis, wenn man davon ausgeht, dass eine Flasche in rund 80 (kleinen) Schlucken geleert wird: 150 Franken. Oops!

Doch nicht nur wegen etwas Profanem wie dem surrealen Preis sind Weingüter wie Romanée-Conti und Pétrus in den Mythenstatus erhoben worden. Sicher: Es gibt auch in anderen Ländern legendäre Weine. Es gibt den Grange in Australien. Es gibt Monfortino oder Masseto in Italien. Vega Sicilia oder Pingus in Spanien. Screaming Eagle in den Staaten. Oder die Premiers Grands Crus aus dem Bordelais: Mouton, Lafite, Latour, Margaux, Haut-Brion. Auch Cheval Blanc, Le Pin oder Lafleur. Es gibt die Burgunder von Leroy oder Jayer. Oder die Trockenbeerenauslesen des Deutschen Egon Müller. Nur geht ihnen die fast sakrale Verklärung ab, die Romanée-Conti und Pétrus umweht.

Pétrus-Önologe Olivier Berrouet und BLICK-Redaktor Alain Kunz beim gemeinsamen Beschnüffeln des Jahrgans 2014.
Foto: ZVG

Einmal irgendwo einen Schluck davon zu trinken kriegen, okay, kann ja mal «passieren». Es gibt, gerade in der Schweiz, viele Weinfreunde mit viel Geld. Aber das Gut besuchen? Die heiligen Stufen zum Keller der Domaine de la Romanée-Conti hinuntergehen? Das ist definitiv eine Art unheimliche Begegnung der dritten Art. Die Weinmacher dort sind Ausserirdische.

«Mein Job ist es, im Keller keinen Mist zu machen»

Auf Pétrus im Weinbaugebiet Bordeaux heisst der Ausserirdische Olivier Berrouet (38). Als 29-Jähriger übernimmt er die Gutsleitung 2008 von Vater Jean-Claude. Sofort wird klar: Das ist ein Normalo-Ausserirdischer. Keine Allüren, nur weil er einen mythischen Wein macht. Keine Abgehobenheit, die Franzosen in solchen Positionen schnell mal eigen ist. «Weinmacher auf Pétrus? Mein Metier ist es, im Keller keinen Mist zu bauen. So einfach ist das! Das Wunder findet in den Böden statt.»

Sympa, der Mann. Draussen machen Dutzende Weinfreaks eifrig Fotos durch die Gitter der heiligen Hallen hindurch, die allerdings erst seit 2005 des Renommees des Gutes würdig sind. Vorher war Pétrus mehr Baracke als Schloss. Etymologen könnten beim Erforschen des Ursprungs des Wortes «Garagenwein» durchaus auf Pétrus stossen.

Die uralten Beton-Tanks sind auf Pétrus immer noch in Betrieb.
Foto: Alain Kunz

Jeans, dunkelgrauer Pulli, blaues Gilet, Bärtchen. Und Berrouet fragt mich doch tatsächlich nach den besten Weingütern Südafrikas, weil wir auf die Weine vom Kap zu sprechen kommen, die ich recht gut kenne. Nur weil er den Wein eines mythischen Châteaus mache, sei er doch nichts Besonderes. «Und schauen Sie: So teuer ist unser Wein gar nicht. Letzthin habe ich eine Liste der teuersten Weine Frankreichs gesehen. Da waren wir an 18. Stelle. Hinter 17 Burgundern ...» Eine Flasche Pétrus kostet 2200 Franken.

Auch die Arbeiter, die bei unserem Besuch gerade die Maische aus den Tanks entfernen, wirken nicht, als ob sie Weine in fremden Sonnensystemen machten. Berrouet erzählt ohnehin lieber vom Weinbau im Bordeaux im Allgemeinen, als die Story von Pétrus zu rezitieren. «Es gibt wohl die Premiers Grands Crus und uns. Aber es gibt sehr viele kleine Winzer hier, die tolle Weine machen. Das ist unser wahrer Reichtum. Besucht sie, probiert. Es lohnt sich!»

Der Rest der Maische des Pétrus wird aus den Tanks entfernt.
Foto: Alain Kunz

Den Reichtum von Pétrus kann er dann doch ganz genau erklären. Es seien die Böden, welche die Weine einmalig machen. «Diese Tonböden, die teils 40 Millionen Jahre alt sind und seit einer Million Jahren mit Kies durchsetzt sind. So können sie sehr viel Wasser aufsaugen. Dank dieser regulatorischen Funktion trotzen die besten Lagen in Pomerol Wetterunbill so wunderbar. Voilà!»

2014 ist ein ozeanischer Jahrgang – er wurde verregnet

Nachdem Pétrus in den Achtziger-jahren bis zu 50'000 Flaschen machte, sind es heute wieder bloss noch 25'000 bis 30'000. Vinifiziert wird seit 1940 in Betontanks (!), die 2012 ersetzt wurden. Die zweite Gärung erfolgt dann in kleinen Holzfässern. Mehr gebe es nicht zu sagen zum Weinmachen auf Pétrus, sagt Berrouet. «Eines noch: Man muss im Keller den Mut haben, mal nichts zu machen.»

Dann zieht er einen erstaunlichen Vergleich heran: «Die Vinifikation von Rotwein ist wie Tee machen. Es braucht gutes Rohmaterial, Qualitätstee. Und dann sind zwei Dinge wichtig: erstens die richtige Zeitdauer des Ziehens, zweitens die richtige Temperatur. Genau dasselbe gilt für Wein. Die Versuchung ist gross, zu viel zu machen, zu weit zu gehen. Zu viel Extrakt. Zu viel Zucker. Zu viel von allem. Nein, es geht darum, im Keller alles im Gleichgewicht zu halten. Der Teebeutel soll nicht über Nacht im Wasser bleiben, das kalt geworden ist.»

Die Deguanordnung im Bordelais: Eine 37,5-cl-Flasche, zwei Gläser, ein Wandgemälde. Basta.
Foto: Alain Kunz

Degustation. Jahrgang 2014. Eine 37,5-Deziliter-Flasche steht auf dem Tisch. Zwei Gläser. Man degustiert im Stehen, wie das in Frankreich üblich ist. Wir sprechen über den Jahrgang 2014. Zehn bis zwölf Jahre brauche der Wein, um sich zu öffnen, sagt Berrouet. 2014 sei ein ozeanischer Jahrgang. Ozean? «Ja, so nennen wir einen Jahrgang, der verregnet wurde. Zum Glück rettete ihn ein wunderbarer Herbst.» Dann entschuldigt sich Berrouet. Es wartet eine Gruppe japanischer Kunden. «Millionäre», sagt der Direktor noch – und zwinkert mir zu.

Zwölf Schweizer können pro Jahr Romanée-Conti besuchen

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Der «Engel am Fuss der Reben» steht zwar erst seit 2010 im Hof der Domaine. Gefühlt aber seit Jahrhunderten.
Foto: Alain Kunz

Szenenwechsel. Burgund. Sechs Stunden Autofahrt von der Atlantikküste ins Landesinnere. Die andere grosse Weinwelt auf diesem Planeten. Wir sind in Vosne-Romanée. 363 Einwohner. 1866 wird der Name Romanée dem Ortsnamen Vosne angehängt. Als Reminiszenz ans Gut, das den Ort weltberühmt gemacht hat: die Domaine de la Romanée-Conti, kurz DRC. Die ersten Weinberge legen Benediktinermönche im 13. Jahrhundert an. Heute ist das Gut im Besitz der Familien De Villaine und Leroy. Bertrand de Villaine ist daran, die Gutsleitung von seinem Onkel Aubert zu übernehmen. Doch was heisst «ist daran»? Er ist es seit zehn Jahren. Aubert kann nicht loslassen.

Dahl: Unmöglich Romanée-Conti zu beschreiben

Der britische Schriftsteller Roald Dahl, ein Weinfanatiker, schrieb einst über den Romanée-Conti: «Riech diesen Geschmack! Atme dieses Bouquet! Degustiere ihn! Trink ihn! Aber versuch nie ihn zu beschrieben! Unmöglich solch eine Köstlichkeit mit Worten wiederzugeben! Romanée-Conti zu trinken ist gleichzustellen mit dem Erlebnis eines gleichzeitigen Orgasmus’ in Mund und Nase.»

Der britische Schriftsteller Roald Dahl, ein Weinfanatiker, schrieb einst über den Romanée-Conti: «Riech diesen Geschmack! Atme dieses Bouquet! Degustiere ihn! Trink ihn! Aber versuch nie ihn zu beschrieben! Unmöglich solch eine Köstlichkeit mit Worten wiederzugeben! Romanée-Conti zu trinken ist gleichzustellen mit dem Erlebnis eines gleichzeitigen Orgasmus’ in Mund und Nase.»

DRC-Importeur Jan Martel: glücklicher Händler.
Foto: ZVG

Wir stehen im Empfangsraum des Weinguts. Viel Holz. Metall, Glas. Schön. Und klein. Bertrand kommt um die Ecke gerauscht. «Bonjour! On y va?» Wir sind nicht alleine für die Führung durch die heiligen Hallen. Kaum jemand ist je allein. «Wir melden im Schnitt pro Jahr rund zwölf Personen für eine Führung an», sagt DRC-Importeur Jan Martel (Foto). «Mehr geht erfahrungsgemäss nicht, weil es keine – in Anführungszeichen – Touristenführungen gibt. Jeder Besuch wird von einem Mitglied der Gutsleitung gemacht. Anfragen haben wir Tausende.»


 

Dieser unscheinbare Erker ist der Einstieg in die Kellerei von DRC.
Foto: Philippe Garbely

Ein Boden-Erker aus nicht speziell noblem Holz ragt aus dem Gutshaus heraus. Unscheinbar. Doch es ist der Eingang in eine andere Welt. Es geht eine Treppe runter. Und da stehen sie, die Fässer der Weinglückseligkeit. «Da waren sie also einst, die Benediktinermönche von Saint-Vivant, und haben Wein gemacht», sagt Bertrand. «Jetzt stehen hier sechs Keller, seit wir 2010 nach unten vergrössert haben.»

Das Grüppchen schlängelt sich zwischen den Barriquefässern hindurch. Wein für Abermillionen Franken steht hier herum. Ein langes Tamtam macht Bertrand nicht. Kurze Einführung. Dann setzt er die Pipette an. Auf dem Fass steht Corton. Das jüngste Baby. Drei Parzellen. Der einzige Wein, der nicht zu hundert, sondern bloss zu fünfzig Prozent in neuem Holz schlummert. Kein Problem, den sich zu leisten, weil er für DRC-Verhältnisse quasi gratis ist. 250 Franken für den aktuellen Jahrgang 2014. Kein Problem? Weit gefehlt! 2011 wurden 5523 Flaschen produziert. In ertragsreichen Jahren sind es gut 8000 Flaschen. «Wegen der Mini-Produktion und des Preises ist der so gesucht wie der Hauptwein», sagt Martel. Auch die Gesamtmenge der DRC ist klein: 100'000 Flaschen in einem guten Jahr. 60'000 in einem schlechteren.

Bertrand de Villaine schenkt reinen (und teuren) Wein ein – es ist andächtig still.
Foto: Philippe Garbely

Bertrand, bis zu seiner Designation als Gutsleiter Boss einiger Optikergeschäfte, gibt das Geheimnis preis: «Wir degustieren enorm viel. Wir entscheiden dann. Alles Technische rundherum, alle Analysen dienen nur dazu, das zu bestätigen, was wir gewissermassen mit der Rebe in der Hand entschieden haben.» Wenn Bertrand von «wir» spricht, dann sind dies sein Onkel Aubert, Henry-Frédéric Roch als Vertreter der Familie Leroy, Kellermeister Bernard Noblet und er selbst. Bertrand weiter: «Was wir suchen, ist der aromatische Ausdruck. Und nie nur eine einzelne Komponente. Alles muss da sein, Säure, Frische. Und alles muss zusammenspielen.» Okay, das können andere auch. Auch bei DRC liegt das Geheimnis im Boden. In nur 60 Zentimeter Tiefe treffen die Wurzeln auf Kalk, wo sie wegen der vielen Spalten tief ins Gestein eindringen können. Die Reben werden so mit unendlich viel Nährstoffen versorgt, die am Ende der Vinifizierungsstange einem Wein Extrakt und Aroma verleihen. Eine einmalige Konstellation!

Es ist andächtig still, als Bertrand die Pipette ansetzt

Weiter gehts. Échezeaux. Grands-Échezeaux. Romanée-Saint-Vivant. Richebourg. La Tâche. Alles Grand Cru. DRC hat nur Grand Cru. Nur DRC! Und dann steht auf den Fässchen plötzlich bloss noch: Romanée-Conti. Der heilige Wein-Gral. Hier steht er! Wahrhaftig. Jahrgang 2015. Es ist fast schon andächtig still, als Bertrand die Pipette ansetzt und jedem seine drei Schlucke einschenkt. Hostien werden in der Kirche weniger feierlich verteilt. Ist es die Erfüllung aller Weinträume? Orgasmatisch? Besser als alles andere?

Die teuersten paar Quadratmeter in der Weinwelt: Das 14er-Lager von Romanée-Conti.
Foto: Alain Kunz

Die Welt draussen ist kurz vergessen. Nur ich und diese zwei, drei Schlucke. Spucken? Pétrus schon. Romanée-Conti und La Tâche: nein! Jede dieser Proben, dieser zwei, drei Schlucke, ist hundert, dreihundert, sechshundert Franken wert, je nach Sichtweise. Auslieferungs-, Auktions- oder Spekulationspreis.

Bertrand lässt uns diesen feuchten Moment. Reisst uns dann aber zurück in die Realität. Raus an die Oberfläche. Der Keller muss gewechselt werden. Ein paar Meter durchs Dörfchen. Und hinein in den Lagerkeller. Es herrscht traurige Einsamkeit. Ein paar Fläschchen ruhen auf dem Boden. Jahrgang 2013. Praktisch nichts mehr vorrätig. Im nächsten Kellerabteil ein anderes Bild: Jahrgang 2014. Der ist noch nicht ausgeliefert. Alles da, akkurat gestapelt. Man stelle sich vor … lieber nicht.Ganz zum Schluss – der Genuss. Bertrand holt zwei Flaschen, stellt sie auf ein zu einem Tisch umfunktioniertes Weinfass. Ein weisser Batard-Montrachet 2000 der DRC, der gar nie in den Verkauf gelangt. «Ein Energiewein. Wie ein Schnellzug rast er vorbei. Und ist enorm metallisch», sagt Bertrand. Zweite Flasche: La Tâche 1997. Auch ein La Tâche wird irgendwann leicht vegetal-grün, dieser hier ist aber vor allem minzig-eukalyptisch frisch und sensationell lang im Abgang. Ich zücke eine 18.

Nach der Arbeit – das Vergnügen: Degustation einer Flasche La Tâche 2009!
Foto: Philippe Garbely

Als wir wieder das Sonnenlicht erblicken, sehen wir die Engelsstatue, die das Gut bewacht. Der «Engel am Fusse der Reben» ist erst seit 2010 da. Irgendwie symptomatisch. Gefühlt ist er seit ewig das Symbol von DRC. Dem Weingut für die Ewigkeit. Mit den Weinen für die Ewigkeit.


 

 

Château Pétrus 2014 

Was die Weine von Pétrus auszeichnet – wie alle ganz grossen Weine –, sind Eleganz und Balance. Die einzelnen Komponenten, die Weine gross machen, sind allesamt vorhanden. Keine drängt sich aber absolutistisch in den Vordergrund. Wie ist dieser Jahrgang zu werten? Am ehesten als floral und als fruchtig, denn es sind doch die Aromen nach Heidel- und Himbeeren, die ihn kennzeichnen.Score: 19/20 Punkte (2200 Franken bei www.moevenpick-wein.com).


 

Romanée-Conti 2014 

In der Nase verschlossen, leicht kräuterig, frisch, Menthol, aristokratisch, mineralisch, präzis wie ein Schweizer Uhrwerk, reife Tannine, tolle Länge. Eleganter gehts nicht. Eine Flasche (als teuerster Domaine-Wein, von dem 2011 beispielsweise gerade mal 5673 Flaschen produziert wurden) kostet 3500 Franken. «Kaum ausgeliefert, ist er das Dreifache wert», sagt Importeur Jan Martel. Er wisse, dass sein Preis tief sei, aber er wolle die Flaschen an Weinliebhaber verkaufen, die den Wein auch trinken, nicht an Spekulanten. «Ich könnte das Geschäft problemlos selber machen. Aber es soll Weinkultur dahinter stecken.» Je nach Land gehen DRC-Weine für 20 000 Dollar über die Ladentheke.

Score: 18,5/20 (Regulär bei www.martel.ch; bestellen kann die DRC-Weine nur ein sorgfältig ausgewählter Kundenzirkel). 


 

Romanée-Conti – der Jahrgang 2014

Fein säuberlich aufgereiht: Der Jahrgang 2014 der Domaine de la Romanée-Conti.
Foto: Alain Kunz

Ein Eintrittsticket für 600 Franken für eine Weindegustation? Doch, doch, bezahlt man in der Schweiz. Und zwar nicht nur ein paar verschrobene Freak-Millionäre. Sondern derart viele Fans der Domaine de la Romanée-Conti, dass Importeur Jan Martel gleich zwei Flights ansetzen musste, um alle DRC-Aficionados mit dem Jahrgang 2014 zu beglücken.

600 Franken kostet der Spass, im Netts in St. Gallen die acht DRC-Weine zu verkosten.
Foto: Alain Kunz

2014 – ein Jahrgang, der widerspenstig und mineralisch daherkommt, mit wenig Opulenz, dafür mit Ecken und Kanten, in der Nase sind derzeit fast alle Weine völlig auf Tauchstation. Und die unterschiedlichen Terroirs der verschiedenen Lagen zeichnen sich hoch präzis ab. Hier die Kurzbeschreibung der Weine für die Ewigkeit. Inklusive Preise bei www.martel.ch. Allerdings sind das nur Indikatoren, denn die (nebenbei Ende April abgelaufene) DRC-Offerte geht nur an einen kleinen Zirkel von Interessierten.

Montrachet (weiss): Mineralische Nase, floral, frisch, ausladend, perfekt zwischen Frucht und Vanille hin- und hertänzelnd, Räucherstäbchen, Mundfülle, Super-Länge. Score: 18,5/20 (CHF 2200.--)

Ich gebs zu: Es gibt schlimmere Jobs als DRC-Weine zu degustieren...
Foto: Diego Mathier

 

Corton: Der Baby-DRC punktet mit einer mineralisch-exzessiven Nase nach Erde, Pilzen, Trüffel. Danach filigran, spitze Säure, ätherisch, mittellang. Score: 16,5/20 (CHF 250.--)

Echézeaux: Verschlossen. Kirsche, elegant, hoch präzise, mineralische Säure, Frische, Fülle, schöne Länge. Score: 17,5/20 (CHF 360.--)

 

Grands-Echézeaux: Leicht parfümierte Nase, geschliffene Tannine, elegant, feingliedrig, Mentholfrische, Moos, Pilz, sensationell im Finish und sehr lang. Score: 18/20 (CHF 520.--)

Romanée-Saint-Vivant: Hier kommt was in der Nase, nämlich dezente Parfümnoten, Edelholz, Chriesi, mineralische Noten; im Gaumen Kräuter, leicht medizinal, Vermouth, filigran-aristokratisch, unfassbare Frische, ätherisches langes Finish. Score: 18/20 (CHF 880.--)

Richebourg: Kräuterige Nase, spitz, etwas zu viel Grünnoten, trocknende Tannine, elegant, weckt aber wenig Emotionen, mittleres Finale. Score: 17/20 (CHF 860.--)

La Tâche (Foto): Ein Hauch Frucht, etwas Tabak, aber verschlossen; Elegant, seidige Tannine, präzis, sauber, ätherisch, Power, Minze, Fülle, unendlich lange nachhallend. Ein fürwahr königlicher Wein. Score: 19/20 (CHF 990.--)

Romanée-Conti: Zurückhaltende Nase nach Kräutern und leichter Frucht, Frische, Menthol, mineralisch, fadengerade, reife Tannine, tolle Länge. Score: 18,5/20 (CHF 3500.--)


 

Romanée-Conti 2015

  • Corton: 19/20
  • Echézeaux: 18,5/20
  • Grands-Echézeaux: 19/20
  • Romanée-Saint-Vivant: 19/20
  • Richebourg: 17,5/20
  • La Tâche: 19,5/20: Frucht, Power, Frische, Kräuter, eukalyptisch-balsamische Noten, aber nur ein zarter Hauch, nasses Gras, Mineralität. Und das alles in der Nase! Gigantisch! Im Gaumen Würze, tolle feinkörnige Tannine, unfassbar komplex. Irgendwann gehen einem die Worte aus, um solch ein Erlebnis adäquat zu beschreiben. Und dann ist auch das Finale noch unendlich. Haut einen um…
  • Romanée-Conti: 18,5/20. Wegen des minimen Grüntouchs und des noch spürbaren CO2. Potenzial: 19/20.


 

WO GIBTS WAS ZU DEGUSTIEREN?

  • 2. bis 16. November. 13 bis 21 Uhr. Expovina! Die Zürcher Weinausstellung ist die grösste Publikums-Weinmesse der Welt! Auf 12 Schiffen können über 4000 Weine aus 25 Ländern verkostet werden. Mehrere Restaurants. Eintritt: CHF 25.--. Bürkliplatz, Zürich. www.expovina.ch.
  • 14. November. 15 bis 10 Uhr. La Passion du Terroir. Die Leidenschaft, welche die Winzer beseelt. Vorgestellt von Daniel Gazzar. Stargast: Die Tenuta San Guido (Sassicaia) aus Bolgheri. Der Grossteil Güter aus Frankreich: Bordeaux, Burgund, Madiran, Rhonetal. Eintritt: CHF 40.--. Lausanne Palace & Spa. www.daniel-vins.ch.
  • 14. November. 17 bis 20 Uhr. Vinhos de Lisboa – Im Westen viel Neues. AfterWork-Degustation. In der aufstrebenden Weinregion rund um Lissabon herrscht Aufbruchstimmung. Acht Kellereien kommen nach Basel. Dazu raffinierte Tapas. Gratis. Anmeldung erwünscht. Bistro des Kunstmuseums Basel, St.-Alban-Graben 16. www.mettlervaterlaus.ch.
Im malerischen Zug legt das Schweizer Wyschiff am nächsten Weekend an.
Foto: ZVG
  • 16. bis 19. November. Donnerstag/Freitag 16 bis 21 Uhr, Samstag 14 bis 21 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr. Wyschiff Zug. In Zug hat das Wyschiff Schweizer Winzer Tradition. Es legt hier zum 10. Mal an. Eröffnet wird der Anlass auf der MS Zug am Freitag um 16 Uhr durch Frau Landammann Manuela Weichelt-Picard. 19 renommierte Schweizer Familienbetrieben stellen über 300 Weine vor. Eintritt: CHF 10.-- (inkl. Wyschiff-Glas). Bahnhofsteg Zug. www.wyschiff.ch.
  • 18. November. 10 bis 16 Uhr. Eve Jeli von Spier besucht Kapweine. Gratis. Rütibüelstrasse 17, Wädenswil. www.kapweine.ch.
  • 20. November. 16.30 bis 20 Uhr. Wines of Portugal Grand Tasting. Über 55 Weingüter aus den hervorragendsten portugiesischen Weinregionen präsentieren ihre Gewächse. Seminar «Streifzug durch Portugals Sorten und Terroirs» von 17 bis 18 Uhr, moderiert von VINUM-Chefredaktor Thomas Vaterlaus. Gratis mit Voranmeldung. Tageskasse: CHF 10.--. Lake Side, Bellerivestrasse 170, Zürich. www.vinum.ch/portugal.
  • 25. November. 10 bis 18 Uhr. ADVENTure-Degu-Event mit Graill/Braai. 10% auf alle nichtbereits rabattierten Weine. Gratis. Rütibüelstrasse 17, Wädenswil. www.kapweine.ch.
  • 25. November. 11 bis 19 Uhr. Herbstdegustation von Küferweg. Das gesamte Sortiment – rund 200 Weine und Spirituosen – stehen bereit. Während des ganzen Tages moderierte Verkostungen. 11 bis 12 Uhr geführte Degu «Österreichs Gustostückrl», die Weine von Birgit Braunstein und Fred Loimer. Dazu Käth Galizias Leckerbissen. Gratis. Erstmals in der Konservi, Seetalsstrasse 2, Seon. www.kueferweg.ch.
  • 29. November. 16 bis 20 Uhr. Vinea on Tour! 36 Spitzenwinzer aus der ganzen Schweiz präsentieren ihre besten Tropfen. Dazu gibts Gaumenhäppchen und exklusive Käse. Um 16.30 Uhr Seminar «Eigenartige Facetten der Schweizer Weinwelt». Seminar: CHF 35.--. Degustation: Gratis bei Voranmeldung. Hotel Widder, Zürich. www.vinea.ch/vinea-on-tour.
  • 30. November. 17 bis 21 Uhr. Champagner-Degu. Geöffnet wird, was das Herz begehrt. Dazu frische Austern und Rauchlachs, serviert von Dörig und Brandl. Eintritt: Vorverkauf CHF 30.--, Abendkasse CHF 35.-- (ohne Essen). Paul Ullrich AG, Schneidergasse 27, Basel. www.ullrich.ch/events.
  • 1. und 2. Dezember. Freitag 15-21 Uhr. Samstag 11-20 Uhr. Vinumrarum – die Weinmesse. 70 selbst-einkellernde Schweizer Weinbauern aus dem ganzen Land präsentieren ihre aktuellen Kreationen. Total über 600 Weine! Neu: Anreise in Luxusbussen aus der ganzen Schweiz und Weinmesse und an den Berner Weinachtsmarkt. Details: www.eurobus.ch/vinumrarum. Eintritt: Tageskasse CHF 15.--. Vorbestellung CHF 10.--. Plenarsaal im Kongresszentrum der Bernexpo, Bern. www.vinumrarum.ch.
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