Für Sie degustiert: The Zürich and Lausanne Tasting
Electus hält mit der Weltklasse locker mit!

Das Judgment of Paris veränderte 1976 die Weinwelt. Findet nun ein Schweizer Wein auf gleiche Art und Weise Eingang in den Weinolymp?
Publiziert: 27.09.2017 um 16:13 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2024 um 15:27 Uhr
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BLICK-Redaktor Alain Kunz (links) am Zürich Tasting im Hotel Widder.
Foto: Jean François Guyard
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Alain KunzWein-Kolumnist

Sogar die griechische Mythologie mit der Episode «Das Urteil des Paris» wurde bemüht, um die Weinprobe von Paris im Laufe der Zeit zu verklären. Der englische Weinhändler Steven Spurrier organisierte 1976 eine Blindverkostung in Paris, in welcher Frankreichs prominenteste Degustatoren die besten Weine aus dem Napa Valley und jene aus Bordeaux blind verkosteten.

Weinhändler Steven Spurrier, Organisator des Paris Tastings 1976.
Foto: ZVG

Das Resultat war für La Grande Nation ernüchternd. Es siegten die Kalifornier… Die Jury wollte ihre Benotungen revidiert sehen, die französische Presse ignorierte den Anlass lange Zeit, einzig das «Time Magazine» trug ihn in die Welt. Mittlerweile ist die Weinprobe zu Paris gar verfilmt worden. «Bottle Shock» (Foto) heisst der Streifen mit Alan Rickman und Bill Pullman.

Seither sind weltweit viele ähnliche Anlässe durchgeführt worden. Ein Beispiel: Eduardo Chadwick, der Besitzer von Errazuriz in Chile, tat es den Kaliforniern im Jahr 2004 in Berlin gleich. Das Resultat? Viñedo Chadwick und Seña putzten...

Und nun ein Schweizer Wein. Anmassend? Grössenwahnsinnig? Vorurteile. Provins, die grösste Schweizer Kellerei, die zwanzig Prozent der helvetischen Weine produziert, wagte den Sprung ins weingeschwängerte Haifischbecken.

An diesen Hängen wachsen die Trauben für Electus.
Foto: ZVG

Zwei identische Anlässe in Lausanne und Zürich sollten Electus, den Prestigewein der Genossenschafts-Kellerei aus Sion, vor dessen Lancierung mit dem Jahrgang 2010 sechs Jahre ins Land zogen, auf die Landkarte der ganz grossen Gewächse dieses Planeten hieven. Electus gegen einige der besten Bordeaux, Supertoskaner, Amerikaner und Spanier des Jahrgangs 2013. Mit einer Ausnahme alle über hundert Franken teuer. Ein hammerhartes Unterfanges. Gar tollkühn? Immerhin war die Resonanz auf die beiden ersten Electus-Jahrgänge 2010 und 2011 nicht nur positiv gewesen.

Provins-Direktor Raphaël Garcia und Johanna Dayer, Electus-Projektleiterin bei Provins-Tochter Valais Mundi: «Beweisen, dass Electus ein Teil der Weltklasse-Weinfamilie sein kann.»
Foto: Alain Kunz

Was Provins-Direktor Raphaël Garcia und Johanna Dayer, Electus-Projektleiterin bei Provins-Tochter Valais Mundi nicht davon abhielt, das Tasting in die Welt zu rufen. «Wir wollen beweisen, dass Electus ein Teil dieser Weinfamilie sein kann», so Dayer.

Der Jahrgang 2013, eine Assemblage aus Cornalin (35%), Humagne Rouge (28%), Diolinoir (18%), Merlot (9%), Cabernet Sauvignon (8%) und Cabernet Franc (2%) ist jedenfalls klar der bisher beste. Und 2013 war im Bordeaux ein schwaches Jahr. So konnte das Unterfangen im Kreis der besten Weinnasen der Schweiz sowie einiger Master of Wines (das höchste Weindiplom der Welt) vielleicht gelingen.

Spassvogel Richard Kershaw, Master of Wine und Produzent von Top-Südafrikanern: «Electus kriegt gute 17 bis 17,5 Punkte von mir.»
Foto: Alain Kunz

Die Antwort ist indiskutabel: Es ist gelungen! Auch der englische Master of Wine Richard Kershaw, der in Südafrika Klasseweine keltert, sieht das so: «Ich habe den Schweizer auf Platz fünf gesetzt. Mit guten 17 bis 17,5 Punkten. Er ist in dieser Gruppe keinesfalls abgefallen.»

Die englische Wahlschweizerin Ellen Wallace setzte Electus gar auf Platz zwei: «Das war der versteckte Stern der Show. Electus kann problemlos mithalten.» Weinautorin Chandra Kurt setzte den Walliser ebenfalls auf Platz drei. Wie auch der in Genf arbeitende Weinkritiker Dennis Lapuyade aus San Francisco: «In dieser Gruppe hatte Electus leichtes Spiel. Gegen Bordeaux-Weine aus einem besseren Jahrgang wäre es schwieriger gewesen. Electus kann fraglos ein glänzender Repräsentant von Schweizer Terroirweinen sein.» Auch Blogger Adrian von Velsen setzte Electus auf Platz vier und meinte, der Wein brauche sich vor den grossen Namen dieser Welt nicht zu verstecken.

Das Fazit der Lausanne und Zürich Tastings? Ein Wein gewinnt mit monumentalem Vorsprung: Opus One (Foto) aus dem Napa Valley, das einzige göttliche Gewächs in der Runde. Und Electus landet bei allen Juroren auf einem Platz zwischen drei und fünf. Tendenziell auf dem Podest. Das Wagnis hat sich für Garcia und Dayer sowie für Electus-Önologe Damien Carruzzo also gelohnt. Mit dem Jahrgang 2013 ist der Wein angekommen in der Familie der ganz Grossen. Es war nach der «Parkerisierung», als Schweizer Weine erstmals von den Kritikern des mächtigsten Weinpapstes der Welt unter die Lupe genommen wurden, der nächste grosse Schritt auf dem Weg unserer Weine nach ganz oben.

Die elf Weine, alle Jahrgang 2013 mit Richtpreisen und meiner Benotung:

Die Weine des Lausanne und Zürich Tastings.
Foto: Alain Kunz

  • Sassicaia, Bolgheri, Toskana (CHF 190.--): 17/20
  • Château Pape Clément, Pessac-Léognan, Bordeaux (120.--): 16,5/20
  • Ornellaia, Bolgheri, Toskana (CHF 160.--): 17,5/20
  • Côte Rôtie La Mouline, Guigal, Côtes du Rhône (CHF 300.--): 17/20
  • Solaia, Antinori, Toskana (CHF 200.--): 17,5/20
  • Château Pontet-Canet, Pauillac, Bordeaux (CHF 110.--): 17,5/20
  • Electus, Valais (CHF 150.--): 17,5/20
  • Opus One, Napa Valley, California (CHF 300.--): 19/20
  • Château Pichon-Longueville Baron, Pauillac, Bordeaux (CHF 100.--): 16/20
  • Château Angélus, Saint-Emilion, Bordeaux (CHF 260.--): 18/20
  • Alion, Grupo Vega Sicilia, Ribera del Duero (CHF 70.--): 17,5/20

Electus, Valais Mundi 2013 (Foto): Komplexe, eher zurückhaltende Nase, minimes Zedernholz und Frucht, danach ausgewogen, unterschwellige Power, feinkörnige Tannine, Rauch, mineralische Anleihen, rote Kirschen, Würze, schöne Länge. Toll! Score: 17,5/20

Anlässlich des Salons Vinea in Sierre bei einer grossartigen Degustation unter dem Titel «Iconic Swiss Wines», die vom weltbesten Sommelier 2013 Paolo Basso geleitet wurde, gabs unter vielen grossartigen Weinen auch den Electus 2011 zu verkosten, den aktuell erhältlichen Jahrgang, weil 2012 kein Electus produziert wurde. Hier die Notizen:

Electus 2011: Wilde, animalische Noten, leicht stallig, Champignons, etwas reduktiv, ausladend, Kräuter, Lorbeeren, Power, Eleganz, etwas viel Altersnoten, schönes Finale. Score: 17,5/20 (CHF 150.--. www.moevenpick-wein.com)


DER WEISSE VON VALAIS MUNDI: ECLAT

Der Eclat geht baden.
Foto: Alain Kunz

Valais Mundi, die eigens für die Produktion von Electus ins Leben gerufene Tochterfirma von Weingigant Provins, keltert seit dem Jahrgang 2014 auch einen Weisswein. Er heisst Eclat und ist eine Assemblage aus mehrheitlich Petite Arvine und ein klein bisschen Heida. Die Trauben werden in einer pneumatischen Presse nach der Champagnermethode schonend und langsam abgepresst. Das erlaubt, die feinsten Säfte im Herzen der Beeren auszuwählen. Die Gärung findet vollständig in neuen Barriques aus französischer Eiche statt. Während sechs Monaten werden die Hefen aufgerührt. Auf die zweite Gärung, die sogenannte malolaktische Gärung, bei welcher die strenge Milch- in die mildere Apfelsäure umgewandelt wird, und die auch biologischer Säureabbau heisst, wird verzichtet. Der Wein reift danach neun Monate in grobporigen und stark gerösteten Barriques. Alles klar zur Vinifizierung? Okay, hier die zwei bislang erschienenen Jahrgänge und eine Fassprobe des 16ers:

Eclat 2014: Wunderschöne Petite-Arvine-Nase mit Pfirsichnoten mineralisch, ausladend, leicht vegetal, feingliedrig, etwas spitz, mittleres Finish. Score: 16,5/20

Eclat 2015 (Foto): Pfirsige Nase, ausladend, etwas Vanille, stark mineralisch, knackige Säure, Power, Tiefe, wirkt ausbalanciert, frisch, Zitronen, exotische Noten, mittleres Finale. Score: 17/20 (CHF 75.--. www.moevenpick-wein.com)

Eclat 2016 (Fassprobe): Feuerstein, sehr mineralisch in der Nase, Pfirsich, floral, Agrumen, auch ein bisschen nasses Gras, filigran, samten, viel Frucht, Süsse, rechte Säure, Frische tolle Länge. Score: 17,5/20


NEU: DER KLEINE JOHNSON 2018

Wenn es irgendwie noch einen Weinführer in gedruckter Form braucht, dann diesen: Der Kleine Johnson ist die universelle Begleitung schlechthin, für jene, die geballtes Weinwissen stets bei sich tragen wollen. Auf 456 Seiten erklärt Hugh Johnson alle Regionen der Welt – knapp, kurz, knackig. Aber auch welche Weine man in den Jahren 2017 und 2018 im Auge behalten soll. Dazu gibts heuer einen vertieften Einblick in die Rebsorten Syrah und Grenache. Allerdings ignoriert er hartnäckig, dass im nördlichsten Teil der Côtes du Rhône, im Wallis, mittlerweile Syrah von derartiger Geschmeidigkeit gekeltert werden, dass die es mit vielen der Besten vom Süden problemlos aufnehmen können. Apropos Schweiz: Die Anzahl Seiten, die unserem Land gewidmet sind, ist mit sieben gleich geblieben. Neu erwähnt sind Donatsch (völlig zurecht) sowie Bad Osterfingen, Valentin Blattner und der Zwaa, die drei letzteren allesamt höchst fakultative Einträge. Verschwunden sind die Stichwörter Paolo Basso und Irène Grünenfelder, wofür man bei beiden Gründe finden kann, sowie Vinattieri und… Salgesch. Das Rausnehmen des berühmten Dorfes, in welchem quasi jeder vom Weinbau lebt, ist ein No-go. Ebenso der Familie Zanini und ihres Vinattieri. Und solange Monster wie Gialdi oder Mathier übersehen werden, ist an der Seriosität der Stichwort-Auswahl des helvetischen Teils unverändert zu zweifeln.

(Der Kleine Johnson 2018 – Weinführer. Hugh Johnson. 456 Seiten. ISBN: 978-3-8338-6270-0. CHF 29.90 bei www.buch.ch)

WEIN DER WOCHE: PIRCHERS PINOT NOIR

Ich bin ein Fan von Pinot Noir und ich bin ein Fan des Pinot Noirs von Urs Pircher. Der Zürcher keltert an einer steilen Toplage in Eglisau direkt am Rhein seit Jahren einen der schönsten Blauburgunder des Landes. Und das will bei der Qualitätsdichte an Pinots, die wir mittlerweile hier haben, etwas heissen. Ja, ganz viel heissen! Mit dem Jahrgang 2015 ist Pircher wieder ein Meisterstück gelungen.

Pinot Noir 2015, Stadtberg Eglisau, Weingut Pircher: Leichtes Parfüm von den Barriquen, beerige Nase, floral, Burgunder-Typizität, im Gaumen viel Eleganz, nobel, perfekte Harmonie, Druck, ich bemühe wegen der Power nochmals das Burgund, viel Frucht, Superlänge. Score: 18,5/20 (CHF 32.--. www.weingut-pircher.ch).


WO GIBTS WAS ZU DEGUSTIEREN?

  • 28. September. 17 bis 21 Uhr. Die neue Weinwelle aus dem Tessin: Neue Jahrgänge, neue Winzer, neue Weine. Dazu Altbewährtes. Eintritt: CHF 20.-- (ohne Essen, wird bei Kauf ab CHF 200.-- angerechnet). 10% Rabatt. Paul Ullrich AG, Talacker 30, Zürich. www.ullrich.ch.
  • 2. Oktober. 17 bis 20 Uhr. Open Bottle Day bei Globalwine. Über 200 Weine von 57 Produzenten. Mit dabei auch Dieter Meier. Er ist nur einer von vielen persönlich anwesenden Winzern. 10% Rabatt. Gratis. Restaurant Daizy, Räffelstrasse 28, Zürich. www.globalwine.ch.
  • 13. bis 22. Oktober. Montag-Freitag 17 bis 22 Uhr. Samstag 16-22h. Sonntag 14-18h. Berner Weinmesse. Das Original – seit 1974. Über 2000 Weine! Eintritt: CHF 25.–. Bernexpo, Bern. www.bernerweinmesse.ch.
  • 16. Oktober. Ab 18 Uhr. Sparkling Beats. Entdecken Sie Conegliano Valdobbiadene Superiore. Afterwork-Party mit Weinbar-Tasting, Chilllout-Sounds und Fingerfood. Eintritt: CHF 10.–. Mit Voranmeldung gratis. Smith and de Luma, Grubenstrasse 27, Zürich. www.vinum.ch.
  • 19. Oktober. 17 bis 21 Uhr. Die neue Weinwelle aus dem Tessin: Neue Jahrgänge, neue Winzer, neue Weine. Dazu Altbewährtes. Eintritt: CHF 20.– (ohne Essen, wird bei Kauf ab CHF 200.– angerechnet). 10% Rabatt. Paul Ullrich AG, Schneidergasse 27, Basel. www.ullrich.ch.
  • 19. und 20. Oktober. 16 bis 20 Uhr. Herbst-Degustation von Vini D'Amato. Henric-Petri-Strasse 12, Basel. www.vinidamato.ch.
  • 21. Oktober. 10 bis 18 Uhr. Taste the Best – und gereifte Tropfen vom Kap. Schlicht das Beste aus Südafrika! 50 Supergewächse von Kershaw, Lismore, Boekenhoutskloof, Sadie, De Toren, Villafonté, Vergelegen, Alheit, Crystallum, Mullineux, Mvemve Raats usw. Gratis. 10% Event-Rabatt. Kapweine, Rütibüelstrasse 17, Wädenswil. www.kapweine.ch.
  • 23. Oktober. 17.30 Uhr bis 20 Uhr. Franciacorta-Festival Lugano. 27 Weingüter sind vor Ort präsent. 19 Uhr Seminar «Die Vielfalt der Franciacorta: Grosses Terroir für grosse Schaumweine», mit Christian Eder, Italien-Korrespondent VINUM. Gratis. Hotel Splendide Royal, Lugano. Anmeldung unter www.vinum.ch/franciacorta.
  • 27. und 28. Oktober. Freitag 16 bis 21 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr. Riegger-Fest Herbst 2017. Das Resultat der Jagd nach önologischen Trends. Über 50 Weine, vorgestellt von den Produzenten. Dazu Spezialitätenmarkt vor dem Haus. Gratis. Weinkeller Riegger, Langgass, Birrhard. www.riegger.ch.


SAVE THE DATE: WEINMESSE AM 20./21. OKTOBER

Der eine oder andere Wein von Christian Moueix kann an der grossen Mövenpick-Weinmesse degustiert werden! Darf ich es verraten? Letztes Jahrs gabs den Dominus! Die Weinmesse ist der Jahres-Hauptanlass von Mövenpick. Nicht weniger als 250 Weine können verkostet werden. 45 Winzer sind persönlich anwesend. Flankierend gibt es Expertenvorträge zum Thema Wein. Also unbedingt schon jetzt dick in der Agenda eintragen! Die Messe im Papiersaal Sihlcity steigt in Zürich am Samstag, 21. Oktober von 13 bis 20 Uhr und am Sonntag, 22. Oktober von 13 bis 19 Uhr. Bereits am Freitag, 20. Oktober, steigt eine Light-Version der Messe mit 170 Weinen und 30 Winzern in Basel, in der Fabrik Event Allschwil, von 15 bis 21 Uhr. Tickets gibts für 20 Franken bei www.moevenpick-wein.com.

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