Für Sie degustiert: Tre Bicchieri aus «Vini d'Italia»
Drei-Gläser-Weine für unter 20 Franken? Gibts!

Er ist die Italien-Bibel schlechthin, der Führer «Vini d’Italia» von Gambero Rosso. Wir haben uns auf die Suche nach erschwinglichen Drei-Gläser-Weinen gemacht. Und: Gewinnen Sie den Kleinen Johnson!
Publiziert: 11.01.2017 um 15:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:35 Uhr
Eleonora Guerini, Senior Editor des Vini d'Italia, stellt im Swissôtel in Zürich-Oerlikon die 30. Ausgabe des italienischen Weinführers vor.
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Alain KunzWein-Kolumnist

Jeder Italien-Weinreisende – und davon gibt es in der Schweiz viele! – hat es unter den Arm geklemmt: Das 984 Seiten dicke Standardwerk im leicht vergrösserten Taschenbuch-Format erscheint heuer zum 30. Mal. Alle namhaften Produzenten sind vorgestellt, 2400 an der Zahl, und 2200 Weine. Darunter die grossen 429! Es sind jene Weine, die mit der Höchstauszeichnung dekoriert wurden, den begehrten Tre Bicchieri. Davon kosten 88 in Italien weniger als 15 Euro!

Die Degu-Gläser sind schon mal bereit.
Foto: ZVG

Mittlerweile erscheint Vini d'Italia in fünf Sprachen. Nebst Italienisch auf Englisch, Deutsch, Japanisch und Chinesisch. Ganz wichtig für die Herausgeber und ganz Wein-Italien: die Schweiz. Sind wir doch weltweit (!) die viertbesten Trinker von italienischen Weinen.

Jährlich geht ein Tross von ausgezeichneten Winzern auf Tour. Zürich steht (neben Warschau, Oslo Kopenhagen, Miami, Moskau, Vancouver und Seattle) immer auf dem Programm. Dies ist jeweils die Gelegenheit, Neues kennenzulernen und die aktuellen Jahrgänge von Altbekanntem zu verkosten. Also, auf gehts!

Das Castello di Uviglie im Monferrato.
Foto: ZVG

Die kleine Tour beginnt im Piemont, beim Castello di Uviglie. Einem währschaften alten Schloss im Monferrato, auf welchem Top-Barberas produziert werden. So der Superiore Pico Gonzago. Minime Tertiäraromen wie Leder und Stall prägen die Nase des 13ers ebenso wie reife schwarze Früchte. Der Wein hat Power, Frische, Schmelz, bleibt schlank und recht lang. Für diesen Drei-Gläser-Wein gibts 17,5 Punkte. Und das Beste: Er kostet gerade mal 23.50 Franken (www.vinoidea.ch). Wetten, dass wir keinen günstigeren roten Drei-Gläserwein finden?

PS. Ein sicherer Tipp ist auch der zweite Edel-Barbera des tollen Guts in Rosignano Monferrato, der Le Cave 2013 (Foto), der einst auch schon drei Gläser eingeheimst hat. Ein sehr frischer und kräuteriger Barbera mit toller Struktur, der enorm trinkig ist: 17 Punkte. Den gibts beim selben Importeur für gerade mal 18.50 Franken.

Weiter im Piemont mit dem Gut Vicara aus dem Monferrato Casalese. Denn hier gibts eine Sensation zu vermelden. Erstmals erhielt ein Grignolino Tre Bicchieri! Keine Farbe, kein Geschmack, kein Duft. So kanzelte einst ein belgischer Journalist den Grignolino ab. Jetzt wird er geadelt. Zu Recht? Nun, das Exemplar von Vicara mit Jahrgang 2015 ist erdbeerig, hat rechte Säure, ist leichtfüssig, nussig und mittelklang. Dafür gibts 15,5 Punkte. Aber drei Gläser? Das war dann doch ein eher politischer Entscheid. In der Schweiz ist der Wein leider nicht erhältlich.

Ab in die Lombardei und damit zu den Franciacorta. Den besten Schaumweinen Italiens, die so manchem Champagner das Fürchten lernen. Bellavista ist da ein Vorzeigebetrieb, der heuer zudem von Gambero Rosso zum Gut des Jahres erkoren wurde. Die Tre Bicchieri gabs diesmal für den Pas Operé 2009. In der Endausmarchung war auch ein anderer Wein, der der Brut Teatro alla Scala 2011, der fruchtig daherkommt, leichte Fenchelaromen aufweist, auch Hefe und Brot. Er bildet einen tollen Schaum und hat eine schöne Länge. Dafür zücken wir die 18! Er kostet bei www.zanini.ch 47 Franken. Das Gut Bellavista werden wir im Verlauf des Jahres an dieser Stelle gross vorstellen, denn eigentlich ist praktisch jeder ihrer Weine auf Drei-Gläser-Niveau!

Weingut des Jahres für Gambero Rosso: Bellavista macht fantastische Franciacorta.
Foto: Alain Kunz

Und noch ein Schaumwein, diesmal aus dem Prosecco-Gebiet. Champagner-Liebhaber werden da gleich mal die Nase rümpfen. Aber halt: Zu Unrecht! Diesen Glera-Vertreter verteidige ich durch dick und dünn: Es ist der Valdobbiadene Cartizze Brut Vigne La Rivetta von Vila Sandi. Seine Nase ist ausladend, leicht vegetal, im Gaumen hat er Kraft, eine dezente Säure, ist etwas grün, aber trinkig und hallt recht lang nach. Cartizze, das ist eine Speziallage im Herzen des Proseccogebiets. Und deshalb doppelt so teuer wie Schaumweine ausserhalb dieser Zone. Er kostet nämlich 27.90 Franken. Es gibt ihn bei www.wyhusbelp.ch.

Eine Institution im Friaul ist das Gut Jermann, das schon über zwanzig Drei-Gläser-Weine in seinem Palmarès hat. Diesmal wird der Pinot Grigio 2015 ausgezeichnet, ein Wein, der durch eine florale Pfirsichnase betört, weissen Flieder riecht man, die Säure ist knackig und lebhaft, er ist frisch und recht lang. Wunderbar. Verdiente 17 Punkte. Kostet bei www.zanini.ch gerade mal 19 Franken!

Paola Granata schenkt den Campo al Fico ein. Links der Podere Ritorti.
Foto: Alain Kunz

Auf in die Toskana, genauer nach Bolgheri, zu I Luoghi. Die Spezialität von Stefano und Paola Granata: Das Ehepaar macht zwei Weine – und beides sind Bolgheri Superiore. Ultraselten! Gehörte das Drei-Gläser-Abo bislang dem Campo al Fico, so ist mit dem Jahrgang 2013 erstmals der Podere Ritorti an der Reihe. Ein Wein, der leicht schweflig daherkommt, mit viel Würze, auch Zigarre und etwas Leder, im Gaumen ist er minzig, die Struktur ist toll, das Finish schön. 17 Punkte. Kostet 31 Franken bei www.tamborinivini.ch. Ein Bolgheri-Drei-Gläser-Wein zu diesem Preis? Eine absolute Rarität!

Architektonisch eines der schönsten Weingüter der Welt: Das von Mario Botta konzipierte Petra in der Maremma.
Foto: Alain Kunz

Petra in Suvereto (ganz in der Nähe zu Bolgheri) ist das architektonische Wahnsinnsgut, das der Tessiner Stararchitekt Mario Botta entworfen hat. Die drei Gläser sind da für den Hauptwein Petra reserviert. Degustiert haben wir den Quercegobbe Merlot 2013, der fruchtig-kräftig-dunkel daherkommt, mit Schmelz und Mineralität, Salznoten, er ist frisch und sehr lang. Ein absolut toller Quercegobbe! 17,5 Punkte. Kostet 34.50 bei www.caratello.ch.

Und nun zum Highlight! Dem Weisswein des Jahres 2016 von Gambero Rosso. Er kommt aus den Marken und ist von der Tenuta di Tavignano. Es ist der Verdicchio di Castelli di Jesi Classico Superiore Misco 2015. Was für ein Name, uff! Dahinter versteckt sich eine tolle pfirsichige Nase, weisse Blüten, Rosen, Schmelz im Gaumen, eine knackige Säure, ein wunderbarer Fruchtmix, Kräuter. Und er ist superlang! Schlicht: Toll! 18 Punkte. Kostete bei www.caratello.ch schlappe 18.80 Franken. Ja, leider richtig: Vergangenheit. Der Wein ist längst ausverkauft…

(Weine Italiens 2017. Gambero Rosso Editore. 984 Seiten. CHF 42.90. ISBN 978-3-9440-02737-1. Auf Deutsch erhältlich ab 23. Januar. Die italienische Ausgabe gibts für 30 Euro zum Beispiel bei www.amazon.de.)

WEIN DER WOCHE: LUCE VON FRESCOBALDI

Der Luce, eines der Flaggschiffe von Frescobaldi, spielt auf der Klaviatur der Topweine Italiens.
Foto: ZVG

Seit langer, langer Zeit erscheint der Luce erstmals wieder im Vini d’Italia. Bedacht mit zwei (schwarzen) Gläsern. Was bedeutet: Er war nicht in der Endausmarchung für die drei Gläser. Das deckt sich auch mit meiner Einschätzung. Die Nase ist ausladend und komplex, mit Beeren-, Holz- und Schwefelnoten. Allerdings ist sie auch ein bisschen seifig. Im Gaumen dominieren Bittermandeln, Fenchel, der Wein ist recht spitz, balsamisch, aber frisch und feingliedrig bis zum Schluss, die Länge ist recht. Insgesamt aber dennoch ein schwächerer Luce-Jahrgang, denn von dieser Sangiovese- und Merlot-Assemblage von Frescobaldi, die stolze 100 Franken kostet und bei www.moevenpick-wein.ch erhältlich ist, erwartet man schlicht mehr. Was indes immer noch für 17 Punkte reicht. PS.: Den 12er habe ich nachdegustiert und mit 18 Punkten erneut klar besser bewertet. Und auch der ist noch erhältlich.

ZU GEWINNEN: DER KLEINE JOHNSON

Ist Vini d’Italia das Standardwerk für Weine aus dem Stiefel, so ist es der Kleine Johnson für Weine aus aller Welt. Kein Weinbuch ist derart kompakt und bietet komprimiert auf 456 Seiten (hätte man nie gedacht!) so viele Infos wie das Werk von Hugh Johnson. Wie Gambero Rosso feiert auch der Engländer Geburtstag: Die aktuelle Ausgabe ist nämlich die vierzigste. 12 Millionen Mal ging das Büchlein in dieser Zeit über den Ladentisch. Beachtlich!

Der Kleine Johnson 2017 präsentiert Weinbewertungen und -beschreibungen, Jahrgangstabellen, Informationen zu Produzenten und den neuesten Entwicklungen im Weinbusiness sowie Hugh Johnsons persönliche Lieblingsweine und seine Weinempfehlungen zu bestimmten Weinstilen. Ergänzendes Weinwissen wie Jahrgangstabellen, Trinktemperaturen, Rebsortenkunde, technische Weinsprache und auch die Kombination von Speise und Wein sowie Infos zu neueren Weinregionen machen das Büchlein zum unverzichtbaren Kompendium – egal ob unterwegs, im Restaurant, im Weinkeller oder beim Weinkauf. Rund 15 000 Weine sind aufgeführt. Viele Fragen werden kurz beantwortet. So, wie der Jahrgang 2015 war. Was man von 2014 erwarten kann.

Und in einem Sonderteil präsentiert der Londoner Johnson vierzig Weingeschichten unterschiedlichster Couleur. Lesevergnügen pur!

Und was ist mit der Schweiz? Sieben Seiten umfasst der Teil zur Eidgenossenschaft, eine weniger (!) als in der Ausgabe 2016. Alles ist weiter zusammengestaucht worden. Die Infos sind wirklich nur noch rudimentär. Aus dem Führer verschwunden ist das Weingut Möhr-Niggli sowie die Stichworte Morges und Non Filtré. Neu drin sind Bonvin, Domaine de Mont d’Or, Toni Ottiger, Ruch, Sprecher von Bernegg (Jan Luzi), Jacques Tatasciore sowie Paolo Basso. Wobei ein Eintrag für den Sommelier-Weltmeister 2013 natürlich ein reiner Freundschaftsdienst ist und in Anbetracht, dass zum Beispiel Jahrzehntwinzer Mathier vergessen wurde, total beliebig erscheint…

(Hugh Johnson: Der Kleine Johnson 2017. 456 Seiten. Hallwag Verlag. CHF 28.90. ISBN: 978-3-8338-5721-8)

Dieses Standardwerk gibt es nun 10-mal zu gewinnen. Wie? Schreiben Sie ein Mail mit dem Betreff «Johnson» an:

gewinnen@ringier.ch

Die zehn schnellsten gewinnen. Nicht vergessen Ihre Postadresse anzugeben. Viel Glück!

FÜR SIE DEGUSTIERT

Die legendären Douro Boys.
Foto: ZVG
  • 12. Januar. 17 bis 19.30 Uhr. AfterWorkTasting: Neue Weingüter Italiens. Vom Veltlin über die Lombardei bis in die Toskana. Gratis. Baur au Lac Vins, Filiale Regensdorf. www.bauraulacvins.ch.
  • 16. Januar. Ab 16 Uhr. Die Douro Boys in der Schweiz. Portugals berühmtes Winzerquintett stellt eine Auswahl seiner hochkarätigen Weine aus dem Douro-Tal vor. 16 bis 18.30 Uhr Degustation. Letzter Einlass um 18 Uhr. Eintritt: CHF 25.--. 16 Uhr Seminar mit Stefan Keller zum Thema «Weiss-Rot-Süss». Eintritt: CHF 25.--. 19.30 Uhr Wine and Dine mit den Boys. Preis: CHF 120.--. Anmeldungen für Seminar und Dinner unter info@stefan.keller.name. Hotel Waldhaus, Sils-Maria. www.stefan.keller.name.
  • 18. Januar. 17 bis 20 Uhr. AfterWorkTasting: Blind Tasting Reloaded. Finden Sie heraus, was im Glas ist. Eine Herausforderung für Nase und Gaumen. Können Sie alle Weine richtig zuordnen, wartet eine kleine Überraschung. Gratis. Baur au Lac Vins, Filiale Hauptbahnhof, Shopville Zürich. www.bauraulacvins.ch.
  • 18. und 19. Januar. 17 bis 20.30 Uhr. Entdecken Sie den Neuenburger Non Filtré. Am 18. im Péristyle des Rathauses von Neuenburg. Am 19. in der Maison du Peuple (Serre 68) in La Chaux-de-Fonds. Eintritt: CHF 10.--. www.neuchatelnonfiltre.ch.
  • 19. Januar. 19 Uhr. Grosse Vertikale mit Von der Crone Kopp Visini. Es ist eine der besten Tessiner Kellereien, jene von Anna Barbara von der Crone und Paolo Visini in Barbengo. Nun kommen Sie nach Zürich und präsentieren diverse Jahrgänge Ihrer Topweine Balin und Gota ab 2008. Dazu gibt es ein reichhaltiges Tessiner Buffet. Preis: CHF 99.--. Anmeldung bis 16. Januar an: hoengg@zweifelvinarium.ch. Zweifel Vinarium Höngg, Regensdorferstrasse 20, Zürich. www.zweifelvinarium.ch.
Powerduo: Anna Barbara von der Crone und ihr Partner Paolo Visini.
Foto: ZVG
  • 23. und 24. Januar. 17.30 bis 20 Uhr. Grosse Neuheitendegustation von Baur au Lac Vins. Das neue Sortiment wird ebenso vorgestellt wie das Weingut des Jahres, Figuero aus dem Ribera del Duero in Spanien. Gratis. Anmeldung unter www.bauraulacvins.ch.

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