Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Management by Casino

Der FCB versucht sich am Roulette-Tisch. Kann das gut gehen? Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 06.08.2023 um 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2023 um 16:27 Uhr
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Gebeutelter FCB-Boss: David Degen.
Foto: TOTO MARTI
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Felix BingesserReporter Sport

Es gibt ganz unterschiedliche Methoden, wie ein Unternehmen geführt werden kann. Und ein Sammelsurium an Management-Strategien.

Management by Baby beispielsweise. Man kümmert sich um die Angelegenheit, bei der am lautesten geschrien wird.

Auch in der Führung der Schweizer Fussballklubs kommen allerhand Strategien zum Zug. In Sion herrscht ein Management by Moses. Man führt sein Volk in die Wüste und hofft auf ein Wunder. Abwechselnd kommt in Sion auch das stets geschätzte Management by Jeans zum Tragen. An jeder wichtigen Stelle eine Niete.

Die Management-Methoden der Super-League-Klubs

Bei Aufsteiger Yverdon ist das Prinzip gegeben. Management by Känguru. Mit leerem Beutel grosse Sprünge machen. In Luzern praktiziert der Klubbesitzer ein Management by Nilpferd. Auftauchen, Maul aufreissen, wieder untertauchen.

Bei GC üben sich die Chinesen im Management by Helikopter. Über allem schweben, von Zeit zu Zeit in Niederhasli landen, viel Staub aufwirbeln und dann wieder ab in die Wolken.

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Und in Basel wird das Geschäft jetzt ganz neu erfunden. Management by Casino lautet das Motto. Man macht den grünen Rasen zum Roulette-Tisch.

Basels Harakiri-Strategie

Die simple Methode der Zocker vom Rheinknie: Man setzt auf die vorwiegend im Ausland eingekauften Talente und hofft dann, dass die Kugel richtig fällt und sich der Einsatz multipliziert. Roulette spielen statt nachhaltig und strategisch planen. Aber Achtung, liebe Basler. Auf der Wiese der Hoffnung weiden viele Narren. Meistens gewinnt das Casino. Und der Einsatz ist weg.

Die Harakiri-Strategie ist in der letzten Saison einigermassen aufgegangen. Die Transfererlöse löschen den finanziellen Brand fürs Erste. Das Problem: Das Tafelsilber ist verscherbelt. Einen vernünftigen Aufbau einer homogenen Mannschaft kann es so nicht geben. Und nach der Blamage in Kasachstan fehlt nun auch das europäische Schaufenster. Die Super League taugt als Showroom nur bedingt.

Fatale Folgen für den Klub

Die Folgen sind fatal. Der FCB verliert weiter an Strahlkraft und wird auch auf nationaler Ebene zu einem ganz gewöhnlichen Mittelfeldklub. Die Spektakelspieler sind weg, die Fans vor den Kopf gestossen.

Und: Die organisch gewachsenen und stabilen Klubs wie Servette und Lugano haben sportlich mittlerweile die besseren Perspektiven als der FCB. Selbst der FC Luzern und St. Gallen sind auf Augenhöhe.

Darum heisst der Sieger der Woche Ardon Jashari. Er ist zu seinem Glück gezwungen worden. Und greift mit dem FC Luzern nach den Sternen, statt in Basel Trübsal zu blasen.

Klaksvik und das Management by Surprise

Der Klub der Woche heisst Klaksvik. Die Amateure aus dem Städtchen mit 5000 Einwohnern haben in der Qualifikation zur Champions League den Meister aus Ungarn und den Meister aus Schweden rausgeworfen. Das ist ganz sicher eine der grössten Sensationen der Fussballgeschichte.

Jetzt fordern die tapferen Männer von den Färöerinseln den norwegischen Meister Molde. Die Qualifikation für die Gruppenphase der Conference League hat man schon mal in der Tasche.

Management by Surprise ist das. Erst handeln und sich dann von den Folgen überraschen lassen.

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