Obwohl Marco Kohler (26) im ersten Training zur Lauberhorn-Abfahrt mehr als sechs Sekunden auf die Bestzeit von Kumpel Marco Odermatt (26) verliert, strecken nach der Zieldurchfahrt des Berner Oberländers einige Swiss-Ski-Vertreter ihre Arme jubelnd in die Höhe. Zu Recht, schliesslich hat der Meiringer mit dieser Fahrt ein fast vier Jahre altes Trauma besiegt.
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Rückblende: Am 14. Januar 2020 startet Kohler im Lauberhorn-Training als Vorfahrer und fliegt im Ziel-S in fürchterlicher Manier ab. Die niederschmetternde Diagnose: Am linken Knie ist nicht nur das Kreuzband, sondern auch die Patellasehne und das Innenband gerissen. Sein Arzt glaubt zu diesem Zeitpunkt nicht daran, dass Kohler jemals in den Ski-Zirkus zurückkehren wird.
Schock beim Brüggli-S
Kohler beweist in eindrücklicher Weise das Gegenteil. Zwei Top-10-Platzierungen hat der 26-Jährige in diesem Weltcup-Winter bereits eingefahren (8. in Gröden, 10. in Bormio). Aber diese Top-Ergebnisse geraten bei der Rückkehr an den Ort, an dem seine Karriere beinahe zerschellt wäre, in den Hintergrund. «Eigentlich habe ich mich vor dem Start zu diesem Training gut gefühlt, aber weil mich so viele auf den Sturz von 2020 angesprochen haben, war dieser Vorfall natürlich in meinem Kopf. Aber jetzt kann ich das Ganze endgültig abhaken. Und deshalb war das einer der wichtigsten Tage in meiner Karriere.»
Als er vom Ziel aus noch einmal zur Unfallstelle hinaufschaut, schüttelt Kohler den Kopf: «Nach dieser Trainingsfahrt kann ich mir nicht erklären, wie ich damals so schwer stürzen konnte, weil diese Passage ja gar nicht so schwierig zum Fahren ist.»
Für einen Lauberhorn-Schock sorgt Kohler aber auch diesmal: «Beim Brüggli-S hat das Timing nicht gepasst. Ich war dort im Schwungansatz zu früh und hätte deshalb beinahe im Tor eingefädelt.» Und Tor-Einfädler haben auf der Abfahrt meist verheerende Folgen. Dieses Mal zum Glück nicht.