Loïc Meillard (27) avanciert zum tragischen Helden vom Chuenisbärgli. Der Riesenslalom Vize-Weltmeister zeigt im ersten Lauf bis zur letzten Zwischenzeit seine stärkste Leistung in diesem Winter – mit 59 Hundertstel Rückstand auf seinen überragenden Teamkollegen Odermatt liegt er an dritter Stelle. Doch dann springt dem Edeltechniker, ohne einen Schlag von der Piste abzubekommen, die Bindung am rechten Ski auf.
Zur Erinnerung: Ende Oktober hat bei Meillard beim Auftakt-Riesen in Sölden ohne erkennbaren Grund die linke Bindung versagt. Dabei hat Meillard in der Saisonvorbereitung das neue Bindungssystem, das er von seinem Ausrüster Look-Rossignol exklusiv erhalten hat, mehrmals als «super Neuerung» bezeichnet. Und einige andere Rossignol-Piloten haben hinter vorgehaltener Hand geflucht, dass sie nicht mit dieser Bindung fahren dürfen.
Doch jetzt wird der Westschweizer wegen dieses Prototyps nicht mehr beneidet, sondern bedauert. Meillard behauptet zwar weiterhin, «dass diese Bindung zwischen Sölden und Adelboden immer perfekt funktioniert hat.»
Das alte System hat in Bormio Odermatt besiegt
Doch Swiss Ski-Präsident Urs Lehmann rät Meillard dringend zu einem Materialwechsel: «Wenn eine Bindung in vier Rennen zweimal aufspringt, ohne dass Loïc irgendetwas falsch gemacht hat, ist das ein reines Desaster. Und die Gefahr ist gross, dass der Athlet komplett die Sicherheit verliert, weil er am Rennstart seiner Bindung nicht mehr vertrauen kann.»
Gut möglich, dass Meillard am Sonntag im Slalom am Chuenisbärgli seine letztjährige Bindung auf die Ski schraubt. Und dass das alte Look-System nach wie vor den allerhöchsten Ansprüchen gerecht wird, hat der Franzose Cyprien Sarrazin in der Altjahrswoche in Bormio bewiesen, als er in der Abfahrt neun Hundertstel schneller fuhr als Marco Odermatt.