Hockey-Legende Paul-André Cadieux
Cadieux (†77) nahm seine Amputation im letzten Blick-Interview mit Humor

Gut acht Monate vor seinem Tod gab Paul-André Cadieux (†77) Blick ein letztes Interview. Darin sprach die Hockey-Legende über die Amputation und erzählte, wie er Tag für Tag gegen seine Krankheit kämpfte.
Publiziert: 16.09.2024 um 18:57 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2024 um 20:14 Uhr
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«Never give up!!»: Paul-André Cadieux gab nicht auf.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Daniel LeuStv. Sportchef

Anm. d. Red.: Dieses Interview erschien im Dezember 2023. Es wird nun aus Anlass von Paul-André Cadieux' Tod noch einmal veröffentlicht.

Sein T-Shirt fällt einem sofort auf. «Never give up!!», steht darauf geschrieben. Gib niemals auf!! Mit zwei Ausrufezeichen. Für Paul-André Cadieux sind diese drei Worte zurzeit mehr als bloss eine Floskel. In den letzten zwölf Monaten verlor der mittlerweile 76-Jährige wegen eines Infekts beide Füsse und Unterschenkel. Seitdem versucht er, sich ins Leben zurückzukämpfen. Tag für Tag. Es ist ein mühsamer, anstrengender Kampf. 

Cadieux empfängt Blick wenige Tage vor Weihnachten in seinem Zuhause im freiburgischen Villars-sur-Glâne. Er ist müde und hat Schmerzen, da er am Vorabend für Radio Fribourg beim Spiel zwischen Ajoie und Fribourg war und erst weit nach Mitternacht wieder daheim ankam. 

Das Schweizer Eishockey, es lässt ihn bis heute nicht mehr los. Trotz seines Schicksals will er noch immer ein Teil davon sein. So wie er das schon seit über einem halben Jahrhundert ist. 

Wie fast jedes kanadische Kind träumte auch Cadieux in jungen Jahren von einer Karriere in der NHL. Doch es kam anders. 

Monsieur Cadieux, 1970 wurden Sie vom B-Ligisten SC Bern als Spielertrainer geholt. Der Legende nach dachten die Mutzen aber, Sie hätten Ihren älteren Bruder Ray und gar nicht Sie verpflichtet.
Paul-André Cadieux: Diese Legende gibt es. Aber ob sie stimmt, lassen wir mal dahingestellt …

Können Sie sich noch an Ihren ersten Tag in der Schweiz erinnern?
Das war am 18. September 1970. Ich landete mit einer Fokker auf dem Flughafen Belp. Als ich beim Anflug rausschaute, fragte ich mich die ganze Zeit, wo eigentlich der Flughafen ist, und schon waren wir gelandet. Leider ging mein Gepäck unterwegs verloren. Ich wurde dann zu meinem Hotel gebracht. Das Zimmer war so klein, dass ich kaum meine beiden Arme ausstrecken konnte, und das Klo befand sich auf dem Gang.

Wie ging es weiter?
Ich wollte am nächsten Tag unbedingt das Stadion sehen, doch zuerst ging ich in den ABM, um mir frische Unterhosen und T-Shirts zu kaufen. Als wir danach zur Allmend fuhren, traute ich meinen Augen nicht. Das war wie bei Lego, das Dach lag neben der Tribüne auf dem Boden. Ich war entsetzt, doch die Verantwortlichen sagten mir, die Schweizer Bauarbeiter seien schnell und in wenigen Wochen sei der Umbau abgeschlossen.

War dem so?
Natürlich nicht. Wir mussten deshalb jeweils draussen trainieren. Am Montagmorgen sogar nur auf einem 20 Meter breiten Eisfeld, weil nebenan die Coiffeusen und die Pfarrer am Eishockeyspielen waren.

Wie war Ihr erstes Spiel für den SCB?
Wir bestritten in Thun ein Vorbereitungsspiel, auf einer offenen Eisbahn. Um die Jungs kennenzulernen, war ich an jenem Tag nur Trainer. Es hat damals unglaublich fest geregnet. Da dachte ich mir schon: Ich bin als Profi in die Schweiz gekommen, und nun spiele ich wie zu Junioren-Zeiten in freier Natur.

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«In Chur war ich sogar Zamboni-Fahrer»
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Auch Ihr erster Einsatz als Spielertrainer lief nicht wunschgemäss.
Das war in Küsnacht. Ich kam an den Puck und lief los. Als ich zur blauen Linie kam, dachten die anderen: Der Kleine kommt nicht an uns vorbei, und schon knallte es. Das Resultat davon: Mein linkes Knie war kaputt.

Mit welchen Erwartungen waren Sie damals eigentlich in die Schweiz gekommen?
Ich hatte zuvor in Kanada für die Universität Ottawa Hockey gespielt, Sport studiert und dachte mir, ich könne das Gelernte nun in die Praxis umsetzen. Meine Idee war es, eine Saison lang den Schweizern zu zeigen, wie man Hockey spielt, und dann wieder nach Kanada zurückzukehren.

Die unglaubliche Karriere von Paul-André Cadieux

Der Spieler(-trainer)

1970–1978: Bern (Aufstieg in NLA 1972, Meister 1974, 1975 und 1977)
1978–1980: Davos (Aufstieg in NLA 1979)
1980–1982: Chur (NLB)
1982–1985: Fribourg (NLA, Vize-Meister 1983)
1985/86: Bern (Aufstieg in die NLA)
1986/87: Langnau (Aufstieg in die NLA)
1987–1989: Genf-Servette (Aufstieg in die NLB 1988)
1989/90: Fribourg (NLA, 2 Playoff-Spiele)
1990: Schweizer Nati (1 Spiel)

Der Trainer/Funktionär

1990–1995: Fribourg (NLA, Vize-Meister 1992, 1993 und 1994)
1995–1997: Langnau (NLB)
1997–1999: Biel (NLB)
1999–2001: Genf-Servette (NLB)
2001/02: Octodure (heute Martigny, u.a. Assistent, 1. Liga)
2002–2004: Basel (Sportchef/zeitweise Trainer, Aufstieg in die NLA 2002, Abstieg in die NLB 2003)
2004/05: Ajoie (NLB)
2005/06: La Chaux-de-Fonds (NLB)
2006–2008: Lausanne (u.a. Trainer, NLB)
2008–2013: Neuchâtel (Junioren-Trainer)

Der Spieler(-trainer)

1970–1978: Bern (Aufstieg in NLA 1972, Meister 1974, 1975 und 1977)
1978–1980: Davos (Aufstieg in NLA 1979)
1980–1982: Chur (NLB)
1982–1985: Fribourg (NLA, Vize-Meister 1983)
1985/86: Bern (Aufstieg in die NLA)
1986/87: Langnau (Aufstieg in die NLA)
1987–1989: Genf-Servette (Aufstieg in die NLB 1988)
1989/90: Fribourg (NLA, 2 Playoff-Spiele)
1990: Schweizer Nati (1 Spiel)

Der Trainer/Funktionär

1990–1995: Fribourg (NLA, Vize-Meister 1992, 1993 und 1994)
1995–1997: Langnau (NLB)
1997–1999: Biel (NLB)
1999–2001: Genf-Servette (NLB)
2001/02: Octodure (heute Martigny, u.a. Assistent, 1. Liga)
2002–2004: Basel (Sportchef/zeitweise Trainer, Aufstieg in die NLA 2002, Abstieg in die NLB 2003)
2004/05: Ajoie (NLB)
2005/06: La Chaux-de-Fonds (NLB)
2006–2008: Lausanne (u.a. Trainer, NLB)
2008–2013: Neuchâtel (Junioren-Trainer)

Als Cadieux das sagt, muss er laut lachen, denn sein ursprünglicher Plan ging nicht auf. Durch seine erfrischende Art wurde er in den Jahrzehnten danach zur Kultfigur des Schweizer Eishockeys. Als Spielertrainer führte er Bern, Davos und Langnau in die Nati A, er wurde mit den Mutzen in den 70er-Jahren dreimal Meister. Und er wurde mit 43 sogar noch aus dem Nichts Schweizer Nationalspieler. 

Bevor er aber davon erzählt, muss er erst einmal die Prothesen ausziehen. «Seit die Temperaturen gesunken sind, haben die Schmerzen zugenommen. Ausserdem brauche ich neue, angenehmere Prothesen», erklärt er und sagt energisch Richtung Fotografen: «Davon aber keine Fotos!» 

Was im Gespräch mit Cadieux auffällt: Er kennt noch jedes Detail seiner Karriere. In seinem ganz eigenen Cadieux-Deutsch fallen Namen um Namen, Jahreszahlen um Jahreszahlen. Häufig mit einem «Weisst du» garniert. Ihm dabei zu folgen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. 

Monsieur Cadieux, noch eine Legende: Sie sollen in Davos mal Ihren Vertrag zerrissen haben.
Das stimmt. Die ganze Geschichte würde aber bestimmt über eine halbe Stunde dauern, deshalb nur die Kurzfassung davon. In meinem ersten Jahr stiegen wir in die Nati A auf. In der Folgesaison lagen wir lange auf Platz 1. Trotzdem wollte das Klubkomitee einen neuen, zweiten Ausländer holen, der dann für mich gespielt hätte.

Lassen Sie mich raten: Das hat Ihnen nicht gepasst, oder?
Natürlich nicht. Das letzte Spiel gegen Bern gewannen wir dank zwei Toren von mir. Der «Sport» schrieb danach, ich hätte mich wie Ingemar Stenmark an den Gegnern vorbeigeschlängelt. Wir wurden schliesslich als Aufsteiger Dritter, Meister wurde aber ausgerechnet unser Erzrivale Arosa. Als wir danach eine Sitzung hatten und die Komitee-Mitglieder maulten, nahm ich meinen Vertrag, zerriss ihn und lief zur Tür raus. Zu Hause sagte ich meiner Frau: «Wir sind ab sofort nicht mehr in Davos zu Hause.» Wissen Sie aber, was das Schönste war?

Nein?
Am nächsten Tag kam unser Sohn Jan in Davos zur Welt. Doch danach wechselte ich dann – auch aus Trotz – zu Chur in die NLB, wo ich das Mädchen für alles war. Ich war dort sogar Zamboni-Fahrer.

Ihr allerletzter Einsatz als Aktiver war 1990 ein Länderspiel. Wie kam es denn dazu?
Ich sage noch heute: Ich habe zwei Länderspiele bestritten, das erste und das letzte. Simon Schenk war damals Nati-Trainer und ich sein Assistent. Das letzte Vorbereitungsspiel vor der B-WM in Frankreich war ein Test gegen Italien. Als sich ein Spieler beim Aussteigen aus dem Bus den Fuss verstaucht hatte, standen uns nur noch fünf Verteidiger zur Verfügung. Deshalb gab ich als 43-Jähriger mein Nati-Debüt.

Haben Sie gewonnen?
Eine gute Frage, aber das weiss ich nun wirklich nicht mehr.

Ein Blick ins Archiv zeigt: Verständlich, dass sich Cadieux an dieses Spiel nicht mehr erinnern kann, denn die Schweiz ging gegen Italien gleich mit 3:7 unter. Die «NZZ» schrieb aber, dass Cadieux «keine schlechte Figur abgab». 

Zurück zur Gegenwart, in sein Wohnzimmer in Villars-sur-Glâne. Cadieux ist müde geworden. Das viele Reden strengt ihn an. «Weisst du, die Medikamente, die ich nehmen muss, machen mich im Kopf plämpläm.» Dabei gestikuliert er heftig mit den Armen. Seine Mimik ist einzigartig. Nicht zu Unrecht wurde er in der Vergangenheit immer mal wieder als Louis de Funès des Eishockeys bezeichnet. 

Nach seiner Karriere als Spielertrainer wurde er 1990 nahtlos Trainer. Mit dem legendären russischen Duo Bykow/Chomutow wurde er mit Fribourg dreimal Vize-Meister. Ein Titel als Coach blieb ihm bis zu seinem Ende 2013 verwehrt. 

Monsieur Cadieux, Sie verloren mit Fribourg gleich dreimal hintereinander einen Playoff-Final. Nervt Sie das noch heute?
Und wie.

Lag das auch am Trainer?
Wenn Sie gewisse Journalisten fragen, würden die Ihnen Ja sagen.

Und was sagen Sie?
Sagen wir es mal so: Hätten wir zusätzlich noch einen guten Schweizer Mittelstürmer à la Gilles Montandon gehabt und hätte Goalie Dino Stecher in den Playoffs jeweils gleich stark gespielt wie während der Qualifikation, hätten wir den Titel mindestens einmal geholt.

Um Ihren Führungsstil als Trainer ranken sich viele Legenden. Waren Sie zu hart?
Für manche war ich sicher zu hart und zu impulsiv. Es kam immer mal wieder vor, dass Spieler zum Präsidenten gingen und sich über meine Trainingsmethoden beschwerten. Manchmal war ich rückblickend betrachtet schon ein Sklaventreiber.

Was bedeutete das konkret?
Sie müssen berücksichtigen, dass das eine andere Zeit war und ich nicht nur hart zu den Spielern war, sondern auch zu mir selbst. Wenn ich während einer Schlittschuhübung an einem Spieler vorbeiging, schlug ich ihm manchmal mit dem Stock auf den Hintern, um ihn zum Beschleunigen zu zwingen. Begleitet von einem «Allez hopp». In jener Zeit galten zwei Regeln. Erstens: Der Trainer hat immer recht. Und zweitens: Wenn der Trainer einmal nicht recht hat, gilt die erste Regel. 

Cadieux zieht sich wieder die Prothesen an. «Weisst du, ich habe Phantomschmerzen», sagt er nachdenklich, «als ich gestern nach dem Spiel in Ajoie mit dem Auto nach Hause gefahren wurde, hatte ich plötzlich kalte Füsse, obwohl ich ja gar keine Füsse mehr habe. Verrückt ist das.» 

Auch das ist typisch Cadieux, Lachen als Therapie. Beinahe beiläufig erzählt er, dass er nach den Amputationen auf einmal rund zwölf Kilogramm leichter war. Dass er zwar mit seinen 1,75 Metern schon immer klein war, er nun aber noch kleiner sei. Und dass er manchmal Namen vergesse, weil früher ein Teil seines Hirns in den Beinen war und diese jetzt weg sind. «Du musst versuchen zu lachen», sagt er dazu.

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«Ich schaute auf mein Bein im Wissen, dass es morgen nicht mehr da sein wird.»
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Monsieur Cadieux, wann fingen die Probleme mit Ihren Füssen an?
Im Sommer 2022 hatte ich im linken Fuss Schmerzen, ein Hühnerauge und eine Infektion. Zuerst ignorierte ich das, ich wollte doch deswegen nicht zum Arzt gehen. Doch dann wurden die Probleme immer grösser.

Wissen Sie, woher diese kamen?
Das weiss man nicht ganz genau, aber ich habe ja fast mein ganzes Leben in viel zu kleinen Schlittschuhen verbracht. Dadurch nahm wohl die Blutzirkulation immer mehr ab.

Wie ging es weiter?
Die Ärzte versuchten daraufhin, das Blut zu verdünnen, damit es besser durchfliessen kann. Leider ohne Erfolg. Deshalb wurde mir zuerst am linken Fuss der kleine Zeh amputiert. Als danach keine Besserung eintraf, mussten sie den ganzen Unterschenkel abnehmen. Das war kurz vor Weihnachten 2022. Da dachte ich noch: Das ist eine Challenge, die nehme ich an.

Doch im März 2023 musste Ihnen dann auch noch der rechte Unterschenkel amputiert werden.
Das war sehr hart. In der Nacht vor der Operation schaute ich auf mein Bein. Im Wissen, dass es morgen nicht mehr da sein wird. Auf einmal fragte ich mich: Wie soll ich in Zukunft urinieren?

Während Paul-André Cadieux im Frühling 2023 im Spital lag, gelang seinem Sohn Jan als Trainer von Servette das Husarenstück: erster Meistertitel der Klubgeschichte. Eine aussergewöhnliche Situation. «Ein Freund wollte mich damals zum sechsten Playoff-Finalspiel in Biel mitnehmen», erzählt Cadieux senior, «doch das wollte ich nicht, denn ich wollte für meinen Sohn kein Störfaktor sein. Deshalb schaute ich mir die Spiele im Spital am TV an.» 

Monsieur Cadieux, wie geht es Ihnen heute?
Ich kann Ihnen diese Frage nicht vollständig beantworten. Ich war früher immer aktiv und habe in den letzten Jahren viel im Garten gemacht oder Tennis gespielt. Jetzt führe ich ein komplett anderes Leben. Das ist für mich nicht ganz einfach, aber während meiner monatelangen Zeit in Meyriez in der Reha, habe ich viel schlimmere Schicksale gesehen. In guten Momenten denke ich deshalb: Ich hatte bis vor einem Jahr ein tolles Leben, dafür sollte ich dankbar sein.

Und in schlechten Momenten?
Da hadere ich. Ich muss akzeptieren, dass der Weg zurück ins Leben ein langer sein wird. Im Sommer ging es mir besser. Das Wetter war schön und die Fortschritte gross. Doch jetzt ist es schwierig. Am Morgen geht es noch, doch tagsüber wirds immer schlechter. Auch jetzt spüre ich, dass ich mich bald einmal hinlegen sollte.

Sie waren früh ständig unterwegs, jetzt nicht mehr. Wie schwer fällt Ihnen das?
Das ist ein grosses Problem. Ich bin abhängig von Freunden, denn meine Frau Silvia hat grosse Probleme mit ihren Augen und kann nicht mehr Auto fahren. Deshalb habe ich nun ein Elektromobil, mit dem ich unterwegs bin und mit dem ich bei uns sogar im Coop einkaufen darf.

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«Die Rückkehr aufs Eis mit meinen Liebsten, das wäre wunderbar»
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Wie schwer fällt es Ihnen, sich so in der Öffentlichkeit zu zeigen?
Damit habe ich keine Probleme, auch wenn nicht jede Begegnung schön ist. Kürzlich war ich in Fribourg. Dort schaute eine Frau auf meine Prothesen und fragte mich dann: «Waren Sie in der Ukraine im Krieg?» Das hat mich schon ein bisschen schockiert.

Zum ersten Mal an diesem Nachmittag wirkt Cadieux nachdenklich. Man spürt: Er hadert mit seinem Schicksal, will gleichzeitig aber nicht aufgeben. «Never give up!!» Mit zwei Ausrufezeichen.  

Monsieur Cadieux, was nehmen Sie sich für 2024 vor?
Das Ziel ist es, dass ich ohne Stöcke mehr als nur ein paar Meter laufen kann. Gleichzeitig muss ich mir aber auch bewusst sein, dass ich mittlerweile schon 76 Jahre alt bin.

Möchten Sie sich gerne mal ein Heimspiel Ihres Sohnes im Stadion anschauen?
Das würde ich sehr gerne machen, aber das ist zurzeit nicht möglich. Ich müsste die ganzen Treppen hoch zu den Plätzen laufen. Und das zwischen all den Menschen. Was man dabei bedenken muss: Dorthin zu gehen, würde vielleicht noch funktionieren, aber ich müsste danach ja auch wieder zurück. Und dafür habe ich einfach noch zu wenig Kraft.

Welche Träume haben Sie noch?
Ich würde gerne noch einmal mit meinen beiden Enkelkindern, die mittlerweile 8 und 15 sind, auf dem Eis stehen. Die Rückkehr aufs Eis mit meinen Liebsten, das wäre wunderbar.

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