Familie, Unternehmer, Skiferien
Das neue Leben von Mark Streit

Mit Eishockey hat er seinen Lebenstraum verwirklicht. Und noch sechs Jahre nach dem Rücktritt kämpft Ex-NHL-Star Mark Streit damit, dass die Karriere vorbei ist. Dafür geniesst er heute als Unternehmer seine Familie – und die neue Ferienwohnung in Crans-Montana.
Publiziert: 06.01.2024 um 16:40 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2024 um 09:04 Uhr
Nadine Gerber, Schweizer Illustrierte
Schweizer Illustrierte

Der Plan von Victoria (fast 7) und Josephine (5) ist klar: die Ski montieren und talwärts düsen. Es ist der perfekte Sonnentag auf Cry d’Er, hoch über Crans-Montana VS. Von hier oben kann man das halbe Wallis überblicken. Mami Fabienne (39) und Papi Mark Streit (46) helfen den Mädchen, die Helme aufzusetzen und die Bindungen zu schliessen. Dann sind sie startklar für ihre erste Unterrichtsstunde beim Skilehrer.

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Mark Streit mit Ehefrau Fabienne und den gemeinsamen Töchtern Victoria und Josephine.
Foto: Kurt Reichenbach

Auch die Eltern geniessen derweil eine kurze Abfahrt im Schnee, bevor sie sich bei einer heissen Schoggi und einem Kaffee im Gipfelrestaurant stärken. Und aus ihrem Leben nach dem Spitzensport erzählen. Mark Streit war ein Superstar im US-Sport, einer der besten Schweizer Eishockeyspieler der Geschichte. Seine Glanzzeit hatte er während zwölf Jahren in Nordamerika, in der weltbesten Liga NHL. 2017 gewann er mit den Pittsburgh Penguins die bedeutendste Eishockey-Trophäe überhaupt, den Stanley Cup. Kurz darauf erklärte Streit das altersbedingte Ende seiner aktiven Karriere und kehrte in die Schweiz zurück.

«Den Sport nicht mehr zu haben, ist nach wie vor schwierig für mich», sinniert er, während er an seinem Kaffee nippt. «Ich durfte meinen Traumberuf sehr lange ausüben. Wenn ich heute Bilder von Spielen sehe, diese Ausdrücke, Emotionen, dann vermisse ich das Eishockey noch immer sehr.»

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Blick+ Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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Eigentlich hatte sich Streit nach seinem Karriereende eine Auszeit nehmen wollen – doch dann wurde er ziemlich rasch von Angeboten überrannt. So ging das Sportler- nahtlos ins Unternehmerleben über. «Ich bin ein sehr vorsichtiger Typ und habe eine gute Menschenkenntnis», beschreibt er sich. Deshalb seien ihm eine Vertrauensbasis, ein guter Umgang miteinander und gegenseitiger Respekt wichtig.

Gemeinsam mit einem guten Freund hat er die Uhrenmarke Norqain aufgebaut. Dort ist er auch operativ tätig, betreut vor allem den nordamerikanischen Markt. Eine Erfolgsgeschichte. Norqain zählt inzwischen mehrere Filialen und rund 60 Mitarbeitende. Gemeinsam mit weiteren Sportlergrössen wie Fussballtorhüter Yann Sommer, Schwingerkönig Christian Stucki oder NHL-Star Roman Josi hat er vergangenen Sommer zudem die Mineralquellen Adelboden gekauft. Damit wollten die Sportlegenden sicherstellen, dass die Wasserquellen in Schweizer Händen bleiben. «Mich in diesem Traditionsunternehmen zu engagieren, hat mich im unternehmerischen Bereich sehr viel weitergebracht. Es ist ein sehr cooles Team, das die gleichen Werte und Ansichten lebt wie ich.»

Beim SC Bern sitzt Streit zudem im Verwaltungsrat. Aufgaben auf dem Eis – als Trainer etwa – will er aktuell nicht übernehmen. «Dies wäre mit einer Familie und kleinen Kindern nicht vereinbar, erklärt er. «Ich wäre wohl noch mehr unterwegs als früher zu Aktivzeiten, vor allem an Abenden und Wochenenden.» Dafür plant er, künftig als Referent aus seinem spannenden Leben zu erzählen, und schreibt hierfür an seiner ersten Keynote-Speech.

Dass ihr Mann beruflich sehr flexibel ist, hat auch Vorteile für Ehefrau Fabienne. Die ehemalige Miss Bern konnte die Zeit nutzen und ein Vertiefungsstudium in Mediation und Krisenkommunikation in Angriff nehmen. Es fehlt nur noch die Masterarbeit zum erfolgreichen Abschluss. Sie war früher Mediensprecherin bei Swiss-Ski, kennt die Kommunikationsarbeit aus dem Effeff. «Wo Leute zusammenleben oder -arbeiten, gibt es Konfliktpotenzial», meint sie. «Ich würde gern selbstständig Beratungen mit Klienten durchführen.» «‹Streit Consulting› ist der perfekte Name dafür», wirft Mark lachend ein.

Mark Streit zeigt seine Ferienwohnung

Die Mädchen sind zurück aus der Skischule und erzählen mit leuchtenden Augen und roten Backen, was sie alles gelernt haben. Der Skilehrer lobt die Kinder, sie seien hervorragend gefahren. In der Berghütte gibt es einen Zmittag, Nudeln mit Tomatensauce. Die beiden Kinder stürzen sich aber lieber aufs Dessert – ein kleines Päckchen Gummibärchen. Dann geht es nach Hause, in die neue Ferienwohnung am Ortsrand von Crans-Montana. Der Skiunterricht hat müde gemacht.

Es ist eine Viereinhalbzimmerwohnung in der obersten Etage eines neuen Chalets. Die Streits hatten sich zum Kauf entschlossen, als das Haus noch im Rohbau war. Eine spontane Entscheidung – ein guter Freund hatte den Deal vermittelt. «Wir konnten beim Ausbau alles selbst entscheiden», erzählt Fabienne Streit. Die Räume wirken rustikal und modern zugleich. Alles ist mit Holz ausgekleidet, ein Cheminée sorgt für heimelige Atmosphäre. Seit dem Frühling kann die Familie die Wohnung nutzen.

«Wir geniessen es sehr, als Familie hier zu sein. Im Sommer und im Herbst gingen wir oft wandern oder auf den Golfplatz», erzählt das Ehepaar. In der NHL hat Mark Streit Millionen verdient. Arbeiten müsste er ja eigentlich nicht mehr. «Wahrscheinlich nicht», räumt er ein. «Aber Nichtstun wäre nichts für mich.» Deshalb konzentriert er sich auf wenige Projekte, die ihm am Herzen liegen. Und begleitet seine Töchter auf dem Schulweg oder spielt mit ihnen «Uno». «Diese kurze Zeit der Kindheit ist so schnell vorbei. Irgendwann wollen sie nicht mehr von mir in die Schule gebracht werden. Jetzt geniesse ich dieses Privileg extrem.»

So erziehen Mark und Fabienne Streit ihre Kinder

Jeden Freitagmittag spielt er weiterhin Eishockey in Bern. Zum Plausch, mit ein paar anderen ehemaligen Profis. Häufig ist Mark Streit zudem auf dem Golfplatz anzutreffen. «Öfter als im Büro», frotzelt Fabienne. Dass Victoria und Josephine in einer sehr privilegierten Welt aufwachsen, ist ihr und ihrem Mann bewusst. «Es ist eine Herausforderung. Man kann viel mit den Kindern reden. Am Ende müssen wir es vorleben», meint Fabienne. Aus «Vivi» und «Josy» sollen liebe, respektvolle, aber auch selbstbewusste Frauen werden, die ihren Weg gehen und nicht auf sich herumtrampeln lassen. Und ihren Mitmenschen Wertschätzung entgegenbringen. «Sie sollen aber auch lernen, dass man Einsatz zeigen und arbeiten muss. Sie helfen deshalb in unserem Haushalt mit.»

«Wenn du am Abend dein Kind mit vollem Bauch in ein warmes Bett bringen kannst, hast du den Jackpot», ist sich Mark Streit bewusst. Was aktuell auf der Welt passiere, stimme nachdenklich – auch ihn. «Es macht demütig für das, was man hat. Das kann manchmal fast in Verlustängste kippen.» Umso wichtiger ist der Familie die gemeinsame Zeit in ihrem zweiten Zuhause. Lebensqualität. Erholung. Natur. Aktivität. Selbstfürsorge. «Die Kinder werden sich eines Tages daran erinnern, dass ihr Papi ihnen im Gondeli Schöggeli und Sandwiches verteilt hat. Das ist es, was zählt.»

Mehr Fotos vom Besuch in der Ferienwohnung von Mark Streit und seiner Familie gibts in der Schweizer Illustrierten Nummer 1 / 2024, jetzt am Kiosk.

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