Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Die Sensenfrau kommt

Das Handmähen ist eine Randsportart. Margrit Föhn ist die erste Botschafterin. Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 16.07.2023 um 18:41 Uhr
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Margrit Föhn hat das Handmähen perfektioniert.
Foto: Felix Bingesser
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Felix BingesserReporter Sport

Der Sensenmann ist seit dem Mittelalter die bildliche Darstellung des Todes. Und hat die Menschheit seit Gedenken in Angst und Schrecken versetzt.

Wenn es in der Schweiz heisst: «Die Sensenfrau» kommt, dann bricht aber keine Panik aus. Dann zucken höchstens die Grasbüschel auf der grünen Wiese zusammen. Denn ihnen geht es jetzt an den Kragen. Margrit Föhn ist im Anmarsch.

Europameisterin aus Rickenbach

Die Innerschweizerin aus Rickenbach ist vierfache Schweizer Meisterin und dreifache Europameisterin in der Disziplin «Handmähen». Das Mähen mit der Sense ist ein traditionelles bäuerliches Handwerk, das man seit der Industrialisierung der Landwirtschaft eigentlich nur noch aus den Gotthelf-Filmen «Uli der Knecht» und «Uli der Pächter» kennt. Dort schwingt der ehemalige GC-Spieler Hannes Schmidhauser die Sense und wirft zwischendurch seinem Vreneli verliebte Blicke zu.

Vor rund dreissig Jahren hat das Handmähen als neue Sportart eine Renaissance erlebt. Im Berner Oberland, in der Ostschweiz und in der Innerschweiz gibt es seither Wettkämpfe. Und es gibt seit vielen Jahren eine Europameisterschaft.

Österreich, das Südtirol, Bayern, Slowenien, Tschechien und die Slowakei schicken da ihre besten Frauen und Männer. Dazu auch die Basken aus dem nördlichen Spanien. Das baskische Fernsehen produziert derzeit einen Film über das Handmähen. Eine TV-Crew war im letzten Jahr drei Tage in der Innerschweiz, um Margrit Föhn in Szene zu setzen.

Die 45-jährige dreifache Mutter prägt den Sport seit vielen Jahren. Auf dem elterlichen Bauernhof hat es begonnen, mit 15 Jahren hat sie bei den Junioren die ersten Wettkämpfe bestritten. Trainiert wird dann, wenn die Bauern aus der Umgebung anrufen und sagen, ein sattgrünes Stück Wiese wäre bereit. Dann marschiert Margrit Föhn los. Bei der EM müssen die Frauen fünf mal sieben Meter möglichst schnell und sauber mähen. Bei den Männern sind es zehn auf zehn Meter.

Sohn mäht um EM-Titel

Margrit Föhn hat das derart perfektioniert, dass gegen sie im wahrsten Sinne des Wortes lange Zeit kein Kraut gewachsen war. Mittlerweile nimmt sie es etwas ruhiger. Bei der kommenden EM in Slowenien, am 30. Juli, betreut sie ihren Sohn, der bei den Männern um den Titel mäht. Ihre jüngste Tochter war zweimal bei den Juniorinnen am Start und hat zweimal gewonnen. Dieses Jahr ist sie nur als Zuschauerin dabei. 45 Leute umfasst die Schweizer Delegation in Slowenien.

Am 23. Juli ist zudem ein Wettkampf in Herisau, am 20. August in Frutigen und am 26. August das grosse Finale der Schweizer Meisterschaft in Ingenbohl. Einige Hundert Zuschauer werden dabei sein, wenn die Gräser fliegen.

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Nicht nur das Schwingen, das Hornussen und das Steinstossen erleben in Zeiten der «Swissness» einen Aufschwung. Auch das Handmähen als alpenländisches Kulturgut ist wieder in Mode.

Dabei ist Margrit Föhn die prägende Botschafterin der Schweiz.

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