Schwing-Rentner Stefan Burkhalter (50) gehörte zu den Härtesten im Reich der Bösen. 2013 erkämpfte sich der zweifache Eidgenosse auf der Schwägalp mit einem gerissenen Kreuzband Rang zehn. «Stefan ist für mich ein medizinisches Wunder», sagte der damalige Sieger Arnold Forrer.
Dementsprechend verwundert zeigt sich Burkhalter über die vielen kurzfristigen Absagen in dieser Saison: «Die Schwinger verweichlichen! Nur Fieber über 40 Grad oder der Tod hätten mich stoppen können. Heute scheint bei manchen schon ein eingerissener Zehennagel für eine Absage zu reichen.»
Gleichzeitig glaubt er nicht, dass die Absage mehrerer Spitzenschwinger grosse Auswirkungen für die Organisatoren hat. «Wenn ein Giger, Walther oder Staudenmann fehlt, kommen nicht plötzlich 500 Zuschauer weniger.» Sollte auf einmal kein Eidgenosse mehr im Sägemehl stehen, sähe die Sache aber anders aus.
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Der USA-Traum von Burkhalter
Im letzten Herbst beendete der zweifache Schwägalp-Sieger seine eindrückliche Karriere. Neben der Arbeit auf seinem Bauernhof in Homburg TG vermittelt er sich seither als Selbstständiger für Baustellen. «Mir gefällt die Herausforderung. Ich kann mich mit den Jungen messen. Während ich im Schwingen gegen den Nachwuchs chancenlos wäre, bin ich ihnen auf dem Bau noch etwas voraus.»
Sein Chef Ueli Meier vom Baugeschäft Wagner schwärmt von seinem neuen Mitarbeiter. «Er ist extrem zuverlässig und damit ein Vorbild für die Jungen.» Um körperlich fit zu bleiben, schwitzt Burkhalter mehrmals pro Woche im Fitnessstudio.
Burkhalter lässt Schwing-Zukunft offen
Einen Schwingkeller hat er seit seinem Rücktritt nicht mehr gesehen. «Das vermisse ich nicht.» Trotzdem schlummert in ihm ein besonderer Schwingwunsch. «Ich würde gerne in den nächsten Jahren an einem Schwingfest in den USA teilnehmen.»
Geschwungen wird auf Bauernhöfen, die von ausgewanderten Schweizern oder deren Nachkommen bewirtschaftet werden. «Uns Bünzlischweizern tut es gut, wenn wir einmal andere Regionen kennenlernen.» Obwohl es Kränze zu gewinnen gibt, fliessen diese nicht in die offizielle Kranzstatistik ein.
Ob er in Zukunft dem Schwingsport in einer Funktion erhalten bleibt, lässt er vorerst offen. An kleinen Schwingfesten hat er sich als Kampfrichter versucht. «Am ehesten sehe ich mich als technischer Leiter.»