Vor dem Schlussgang am Schwarzsee eilt ein Berner Werner Schlegel (21) zu Hilfe! Der Nordostschweizer findet keine passende Zwilchhose. Bis Severin Schwander vor dem Kampfrichtertisch aufsteht und Schlegel seine Sitzunterlage gibt. Knapp vier Minuten später reisst der Toggenburger die Arme hoch. Adrian Walther liegt auf dem Rücken. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Karriere, die mit einer Lüge begann.
+ Matthieu Burger *** 10.00
+ Michael Moser ** 10.00
+ Matthias Aeschbacher *** 10.00
- Fabian Staudenmann *** 9.00
+ Dominik Gasser *** 10.00
+ Adrian Walther *** 10.00
+ Matthieu Burger *** 10.00
+ Michael Moser ** 10.00
+ Matthias Aeschbacher *** 10.00
- Fabian Staudenmann *** 9.00
+ Dominik Gasser *** 10.00
+ Adrian Walther *** 10.00
«Offiziell darf man ja erst ab dem achten Lebensjahr ein Buben-Schwingfest bestreiten. Ich habe meinen ersten Wettkampf aber bereits mit sechs Jahren bestritten, weil ich einen falschen Jahrgang angegeben habe», erklärte Schlegel einst im Blick. Sein Vater gewann fünf Kantonal-Kränze. Weil auch seine Brüder geschwungen haben, ging er mit vier Jahren erstmals in ein Training.
Von zwei Grossmeistern gelernt
Aufgewachsen ist der Schwarzsee-Sieger in einer Bauernfamilie in Hemberg SG. Im Schwingklub Wattwil wurde der 1,89 Meter grosse und 112 Kilo schwere Schwinger von zwei Ausnahmekönnern gefördert. Es sind dies der zweifache Rigi-Triumphator Urban Götte (41) und Schwingerkönig sowie Rekordkranzer Nöldi Forrer (45).
Letzterer schwärmt von Schlegel: «Ich habe selten einen jungen Schwinger mit einem so grossen Willen und einer so ausgeprägten Leidensfähigkeit gesehen wie Werner.» Forrer war es auch, der Schlegel den ersten Sponsor vermittelte.
Mit Jörg Abderhalden spielte ein weiterer König bei seinem Aufstieg eine wichtige Rolle. Von ihm «erbte» Schlegel den Konditionstrainer Robin Städler. In der Nordostschweizer Trainingsgruppe mit Armon Orlik, Damian Ott und Marcel Räbsamen pushen sie sich gegenseitig zu Höchstleistungen.
Giger verpasst historischen Sieg
Wie gut der Zusammenhalt der Nordostschweizer ist, zeigte sich nach dem Schlussgang. Noch vor den unzähligen Siegerinterviews stürmt die ganze Schwinger-Delegation in den Sägemehlring. Sie hüpfen im Kreis und schreien: «NOS, NOS, NOS!»
Dass auch Schlegel ein besonderer Teamplayer ist, beweist er im Siegerinterview. Auf die Ausgangslage vor dem Schlussgang angesprochen, sagt er: «Meine erste Priorität war, nicht zu verlieren. Ich wusste, dass Samuel Giger gewinnen kann, wenn wir stellen.» Für Giger wäre es ein besonderer Sieg gewesen. Als erst zweiter Schwinger nach Martin Grab hätte er alle Bergfeste gewinnen können.
Das muss warten, dafür jubelt Schlegel umso mehr. Dieser weiss solche Momente besonders zu schätzen. In der Vergangenheit hat er schwierige Situationen erlebt. Als Werner 16 Jahre alt war, verlor sein Bruder den Kampf gegen den Krebs. «Der Tod meines Bruders hat mich stark geprägt, ich habe mir lange darüber den Kopf zerbrochen. Aber irgendwann bin ich zum Schluss gekommen, dass das Leben weitergeht und man das Beste daraus machen muss.»
1. Werner Schlegel – 59.00 Punkte
2. Samuel Giger – 58.25
3. Adrian Walther – 58.00
4. Fabian Staudenmann – 57.50
5a. Michael Ledermann – 57.25
5b. Armon Orlik – 57.25
6a. Curdin Orlik – 57.00
6b. Etienne Burger – 57.00
6c. Florian Gnägi – 57.00
6d. Lars Zaugg – 57.00
6e. Michael Moser – 57.00
7a. Patrick Gobeli – 56.75
7b. Matthieu Burger – 56.75
7c. Leandro Nägeli – 56.75
1. Werner Schlegel – 59.00 Punkte
2. Samuel Giger – 58.25
3. Adrian Walther – 58.00
4. Fabian Staudenmann – 57.50
5a. Michael Ledermann – 57.25
5b. Armon Orlik – 57.25
6a. Curdin Orlik – 57.00
6b. Etienne Burger – 57.00
6c. Florian Gnägi – 57.00
6d. Lars Zaugg – 57.00
6e. Michael Moser – 57.00
7a. Patrick Gobeli – 56.75
7b. Matthieu Burger – 56.75
7c. Leandro Nägeli – 56.75