Blick: Antti Törmänen, wie geht es Ihnen?
Antti Törmänen: Ganz gut. Seit einigen Wochen ist die Chemotherapie vorbei, und deshalb fühle ich mich wieder stärker und besser. Aber es ist noch immer ein Weg zu gehen, ich bin noch nicht vollständig genesen.
Machen Sie nun eine Immuntherapie?
Das ist richtig. Meine letzten MRI- und PET-Scan-Tests waren alle gut, der Tumor in der Gallenblase war nicht mehr zu sehen. Aber beim Bluttest hat man gesehen, dass noch einige mikroskopisch kleine Tumorzellen im Magen vorhanden sind. Deshalb sind wir jetzt an der Immuntherapie und versuchen, diese letzten Zellen auf diese Weise zu töten. Wenn dies nicht gelingen sollte, dann müssen wir die Chemotherapie wieder starten. Daher bin ich momentan nicht auf der sicheren Seite, aber es geht in die richtige Richtung.
Gibt es eine Perspektive, wann Sie wieder komplett gesund sein könnten?
Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen. Und es gibt noch zu viele verschiedene Szenarien, je nachdem wie sich meine Werte entwickeln. Ich bemühe mich, nicht zu oft daran zu denken und es einfach auf mich zukommen zu lassen.
Wie war Ihre zweite Chemotherapie im Vergleich zu der ersten?
Viel härter. Vielleicht war die erste Chemotherapie in etwa wie eine erste Playoff-Runde und die zweite Chemotherapie wie eine zweite Playoff-Runde. Wobei die erste Playoff-Runde im Eishockey ab und zu härter ist, aber bei mir war es definitiv die zweite Runde. Das Gute war, dass ich wusste, was mich erwartet. Zugleich war das aber auch schlecht. Nach den ersten Behandlungen habe ich gedacht: «Oh mein Gott, ich muss noch 14 mehr davon machen.» In dieser Periode gab es dann schon viele Tiefs.
Hatten Sie erwartet, dass es härter wird als beim ersten Mal?
Ich hatte keinerlei Erwartungen. Ich bin das Ganze wie ein Eishockeyspieler oder ein Eishockeycoach angegangen. Ein Spiel ist, was es ist. Und eine Behandlung ist, was sie ist, und ich bin bereit, mich dem zu stellen. Klar hat es mich nach einer Behandlung dann jeweils fast umgehauen, und es war in dem Moment schwer, damit umzugehen – auch weil noch so viele Behandlungen bevorstanden. Aber nach einigen Tagen fühlte ich mich dann wieder besser. Da habe ich mir jeweils gesagt: «Okay, das ist jetzt mal geschafft – jetzt steht das nächste Spiel an.» Ich habe versucht, im Moment zu bleiben, nicht zurückzuschauen und nicht zu weit nach vorne zu blicken, sondern Behandlung für Behandlung zu nehmen.
Wenn es Ihnen direkt nach einer Chemo-Behandlung schlecht ging – wie muss man sich das vorstellen?
Ich hatte teilweise einfach keine Energie mehr. Es fühlte sich an, wie wenn von meinem gesamten Energielevel vielleicht noch fünf Prozent übrig sind. Oder etwa so, wie wenn die Batterie im roten Bereich ist und das Ladegerät nicht funktioniert.
Ihre Chemotherapie begann mitten in den Playoffs, und Sie blieben bis zum Schluss Trainer. Wie haben Sie das geschafft?
Zu Beginn der ersten Therapie habe ich mich jeweils noch gut erholt, und daher gab es für mich keinen Grund, dies nicht zu tun. Ich fühlte mich zu dem Zeitpunkt voller Energie. Jeweils an die Bande zurückzukehren, war für mich auch eine grosse Motivation, um zu überleben und aus dieser Situation zu kommen.
Alle Augen waren in den Playoffs auf Sie gerichtet. Wie war das für Sie?
Als ich mich entschied, weiterhin zu coachen, war für mich klar, dass dies so sein wird. Es war aber auch überwältigend, wie viel Support ich von allen Seiten erhielt. Das hat mir geholfen. Klar war es teilweise sehr hart, aber zugleich waren dies auch meine glücklichsten Momente, wenn ich im Stadion war und mit der Mannschaft sein konnte. Nach dem siebten Final-Spiel in Genf, als dann am nächsten Morgen um 9 Uhr die nächste Chemo-Behandlung in Lausanne anstand, war ich dann zurück in meiner Realität. Das war schon sehr schwierig, auch weil das einem so viel abverlangt. Aber so soll es auch sein, die Therapie hat ja die Aufgabe, etwas in meinem Körper zu töten.
Sie sprechen von diesen glücklichen Momenten mit dem Team. Diese waren dann im Sommer weg. Woher holten Sie dann Kraft?
Ich hatte eine grossartige Unterstützung von meiner Familie und guten Freunden, die für mich da waren. Das hat mir sehr geholfen. Und enorm schön war es, mit ihnen über ganz andere Sachen als meine Krankheit zu sprechen. In solchen Telefongesprächen mit Freunden, die dann gut und gerne mal anderthalb Stunden dauern konnten, vergass ich jeweils, dass ich gerade krank bin und es mir eigentlich schlecht geht.
Und wie ist es nun aktuell, nachdem die Chemotherapie vorbei ist? Spüren Sie, dass Ihre Energie zurückkommt?
Ja, die Energie kommt schon allmählich zurück. Manchmal fühle ich mich sehr gut, an anderen Tagen bin ich aber auch noch sehr müde. Es ist ein wenig wie bei einem Jetlag, ich muss mich regelmässig ausruhen. Unser Sofa zu Hause habe ich früher eigentlich nur am Abend benutzt, um TV zu schauen. Inzwischen ist das Sofa aber ein guter Freund von mir geworden.
Der Finne Antti Törmänen (53) spielte während seiner Aktivzeit in seiner Heimat, in Schweden und während einer Saison in der NHL für die Ottawa Senators (50 Spiele, 7 Tore, 8 Assists). Mit Finnland wurde der Stürmer 1995 Weltmeister und gewann 1998 Olympia-Bronze. 2011 kam er als Assistenztrainer von Larry Huras zum SC Bern. Nach dessen Entlassung wurde er zunächst Interimscoach, später zum Cheftrainer ernannt und führte den SCB 2013 zum Meistertitel. Nach einem Fehlstart in die folgende Saison wurde Törmänen entlassen und kehrte nach Finnland (IFK Helsinki) zurück. 2017 wurde er Trainer beim EHC Biel und formte die Seeländer zum Spitzenteam, der Höhepunkt war der Einzug in den Playoff-Final im vergangenen Frühling.
Während den Playoffs war damals bekannt geworden, dass Törmänen zum zweiten Mal an Krebs erkrankt ist, was diesem Erfolg eine sehr emotionale und auch tragische Note gab. Nach seiner ersten Krebserkrankung hatte der Nordländer 2020/21 eine einjährige Auszeit genommen, während der ihn Lars Leuenberger vertreten hatte. Bei seiner zweiten Erkrankung trat Törmänen im Mai als Trainer ab, um sich vollständig auf seine neuerliche Chemotherapie und die Heilung konzentrieren zu können. Den EHC Biel unterstützt er weiterhin als Scout und ist auch nach wie vor in der Region wohnhaft. Törmänen ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Der Finne Antti Törmänen (53) spielte während seiner Aktivzeit in seiner Heimat, in Schweden und während einer Saison in der NHL für die Ottawa Senators (50 Spiele, 7 Tore, 8 Assists). Mit Finnland wurde der Stürmer 1995 Weltmeister und gewann 1998 Olympia-Bronze. 2011 kam er als Assistenztrainer von Larry Huras zum SC Bern. Nach dessen Entlassung wurde er zunächst Interimscoach, später zum Cheftrainer ernannt und führte den SCB 2013 zum Meistertitel. Nach einem Fehlstart in die folgende Saison wurde Törmänen entlassen und kehrte nach Finnland (IFK Helsinki) zurück. 2017 wurde er Trainer beim EHC Biel und formte die Seeländer zum Spitzenteam, der Höhepunkt war der Einzug in den Playoff-Final im vergangenen Frühling.
Während den Playoffs war damals bekannt geworden, dass Törmänen zum zweiten Mal an Krebs erkrankt ist, was diesem Erfolg eine sehr emotionale und auch tragische Note gab. Nach seiner ersten Krebserkrankung hatte der Nordländer 2020/21 eine einjährige Auszeit genommen, während der ihn Lars Leuenberger vertreten hatte. Bei seiner zweiten Erkrankung trat Törmänen im Mai als Trainer ab, um sich vollständig auf seine neuerliche Chemotherapie und die Heilung konzentrieren zu können. Den EHC Biel unterstützt er weiterhin als Scout und ist auch nach wie vor in der Region wohnhaft. Törmänen ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Auch in den schwierigsten Zeiten hatten Sie stets ein Lächeln auf den Lippen, wenn man Ihnen begegnet ist. Dabei hätten Sie doch wirklich allen Grund, wütend zu sein. Wie machen Sie das?
Ich habe auch meine schweren Momente, und bin nicht immer nur ein glücklicher Mann zu Hause, absolut nicht. Aber es hilft mir, wenn ich Menschen sehe. Und wenn sie auch zurücklächeln, bekomme ich Energie von ihnen. Ich denke, das sind gute Dinge des Lebens für mich und die muss ich annehmen.
Haben Sie stets diesen Kampfgeist in sich oder gibt es auch Momente, in denen Sie sich fragen, warum es Sie getroffen hat und weshalb gleich zweimal?
Zu 99,5 Prozent ist dieser Kampfgeist in mir. Es kommt sehr selten vor, dass ich mir solche Fragen stelle, denn wenn ich das tue, hilft mir das nicht weiter. Sie lassen sich auch nicht beantworten.
Sie strahlen so viel bewundernswerten Optimismus aus. Aber gibt es auch Tage, an denen sie Angst haben und verzweifelt sind?
Angst habe ich nicht wirklich. Ich habe Vertrauen in das, was auch immer mit mir geschehen wird. Ich habe den Plan, über 80 Jahre alt zu werden, und an diesem halte ich fest. An diesen Plan glaube ich, denn es ist ein guter Plan. Und verzweifelt bin ich auch selten. Ich würde es eher so umschreiben, dass es ab und zu traurige Momente gibt. Denn ich bin ja nicht nur krank geworden, sondern musste auch einen Job aufgeben, den ich geliebt habe und eine Gemeinschaft verlassen, in der ich mich sehr wohlgefühlt habe. Mich beschäftigen daher eher die berufliche Unsicherheit und die Frage, was in dieser Hinsicht für mich in Zukunft möglich sein wird.
Wir haben in der National League mit Jeff Tomlinson und Ihnen zwei Trainer, die ihren Job nach der letzten Saison aus gesundheitlichen Gründen aufgeben mussten. Ist das nicht besorgniserregend?
Das ist für mich letztlich auch eine Frage des Alters. Über 50 steigen nun einmal die gesundheitlichen Risiken. Ein Beispiel: Als ich 35 war, hab ich jeweils auch schon gehört, dass es viele Leute gibt, die an Krebs erkranken. Aber ich persönlich kannte niemanden aus meinem Umfeld in meiner Generation. Inzwischen hat sich das altersbedingt verändert, von meinen Freunden aus Studienzeiten sind gleich zwei Frauen an Brustkrebs erkrankt.
Aktuell sind Sie noch immer für den EHC Biel tätig und unterstützen Sportchef Martin Steinegger als Scout. Wie ist das für Sie?
Eine grosse Sache ist das nicht. Ich kann ihm einfach ein wenig helfen, wenn er mich über meine Meinung zu Spielern fragt, doch am Ende entscheidet natürlich er. Aber ich freue mich, wenn ich helfen kann.
Gibt es Ihnen das Gefühl, noch immer ein Teil des EHC Biel zu sein?
Es ist für mich immer sehr schön, wenn ich Spieler oder sonstiges Personal oder die Vorstandsmitglieder sehe. Schliesslich haben wir über viele Jahre zusammengearbeitet, und ich wurde immer gut behandelt. Der gegenseitige Respekt ist gross, und das gibt mir ein gutes Gefühl.
Wie ist es, wenn Sie sich in der Öffentlichkeit bewegen? Werden Sie oft angesprochen?
Das kommt vor, aber nicht so oft. Und wenn, dann ist das immer sehr positiv. Total überrascht hat mich eine Frau, als ich im Zug auf dem Weg nach Lausanne war. Während der Fahrt arbeitete sie an ihrem Laptop, und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie mich beachtet. Doch als sie in Neuchâtel aufstand, um auszusteigen, sagte sie, bevor sie ging zu mir: «Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Gesundheit.» Das war sehr schön. Für solche Momente bin ich auch sehr dankbar.
Ist es Ihr Ziel, eines Tages wieder als Coach zu arbeiten, oder ist es zu früh, um auf diese Frage zu antworten?
Zuerst muss ich gesund werden, völlig gesund. Und dann muss ich mir das gut überlegen: Ist es das wert? Ist es möglich? Ist es klug? Ich denke, dass ich mich mir diese Fragen dann wirklich stellen und sie ernst nehmen muss. Und mich auch damit auseinandersetzen, ob es noch etwas anderes gibt, was mir einen Kick für mein zukünftiges Leben geben könnte. Im Moment ist es noch viel zu früh, über eine mögliche Fortsetzung meiner Trainerkarriere zu sprechen, und das wird auch nächste Saison noch so sein.
Werden Sie in der Schweiz bleiben oder nach Finnland zurückkehren?
Wir werden hierbleiben, die Schweiz ist der richtige Ort für uns. Meine Frau hat einen fixen Job in Zürich, mein jüngerer Sohn ist gut in das Schulsystem hier integriert, und mein älterer Sohn lebt auch in der Schweiz. Später muss ich dann ein geeignetes Betätigungsfeld für mich finden.
Was haben Sie neben einer guten Gesundheit für Wünsche für Ihre Zukunft?
Dass ich später eine gute Position im Sport finde, von der aus ich einem Klub oder auch Einzelpersonen oder Unternehmen helfen kann. Ich wäre gern Teil von etwas, das sich mit meiner Gesundheit gut verträgt, mir aber auch eine Balance im Leben gibt. Aber primär wünsche ich mir natürlich, dass es das letzte Mal war, dass ich eine Chemotherapie machen musste.
Seit Sie nicht mehr Trainer sind, hat der EHC Biel sportliche Probleme. Wie nehmen Sie dies wahr?
Natürlich ist es nicht einfach für mich, dies zu sehen. Im Grunde genommen ist es ja so ziemlich das gleiche Team wie in der letzten Saison. Es ist nicht leicht für mich, weil ich das Gefühl habe, dass ich das Team in diese Lage gebracht habe, dass der Trainer gewechselt werden musste. Ich weiss aber auch, dass ich alles getan habe, was ich konnte. Jetzt bin ich weg und darf auch nicht mehr in die Spieler-Garderobe, weil der neue Coach dies nicht möchte. Also kann ich auch nicht dorthin gehen und versuchen, den Spielern zu helfen, obwohl ich das gerne würde. Es ist jetzt ihre Geschichte mit dem neuen Trainer – ich bin ein Aussenstehender und kann ihnen nur noch in dieser Rolle folgen. Aber wenn sie einen guten Match spielen, habe ich natürlich Freude.
Dass Sie nicht mehr in die Garderobe dürfen, ist schwer zu verstehen.
Der neue Trainer möchte seine eigene Geschichte schreiben. Für mich ist das hart, denn ich würde die Spieler gerne ab und zu sehen. Ich habe sie in den letzten fünf, sechs Jahren während der Saison fünf bis sechs Mal pro Woche gesehen. Die Spieler, der Materialwart, die Physios – das sind alles gute Leute, die mir ans Herz gewachsen sind. Sie gelegentlich zu sehen, würde mir ab und zu helfen, meine Stimmung aufzuheitern und nicht nur permanent zu Hause herumzuhängen und damit meiner Frau auf den Geist zu gehen. Aber es ist, wie es ist.
Der neue Trainer Petri Matikainen und Sie sind beide Finnen. Können Sie das nicht unter Landsleuten so regeln, dass es für beide passt?
Ich könnte den Spielern mit Sicherheit helfen und würde mich selbst besser fühlen, ohne dabei irgendetwas zu zerstören. Aber es ist jetzt seine Show, und er muss das so machen, wie er denkt, dass es am besten ist. Wenn er denkt, dass es so am besten ist, dann ist es so.
Lässt sich festhalten, dass Sie nicht die beste Beziehung zu Matikainen haben?
Er ist der Coach des EHC Biel und das ist alles. Wir haben keine andere Beziehung zueinander. Er hat mich auch nie nach meiner Meinung zu den Spielern oder Ähnlichem gefragt. Aber wie gesagt: Jeder Trainer muss es so machen, wie er denkt, dass es für ihn und das Team am besten ist.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 22 | 24 | 43 | |
2 | Lausanne HC | 22 | 9 | 42 | |
3 | ZSC Lions | 20 | 18 | 40 | |
4 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
5 | EHC Kloten | 22 | 3 | 36 | |
6 | SC Bern | 23 | 12 | 36 | |
7 | EHC Biel | 22 | -1 | 33 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 20 | -11 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 22 | -10 | 28 | |
11 | SCL Tigers | 20 | -4 | 26 | |
12 | Genève-Servette HC | 18 | -2 | 24 | |
13 | HC Ambri-Piotta | 20 | -14 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 21 | -34 | 18 |