Es ist das erste Halbfinal-Spiel zwischen dem EHC Biel und den ZSC Lions. Es ist aber auch nur gerade zwei Tage her, als die Seeländer die Hockey-Schweiz schockierten, indem sie mitteilten, dass ihr Trainer Antti Törmänen wieder an Krebs erkrankt ist. Dieser erste Halbfinal-Match ist somit auch der Versuch der Bieler, über die Playoffs wieder in die Normalität zu finden. Sofern so etwas in dieser Situation überhaupt möglich ist. Als Hilfe steht den Spielern der Sportpsychologe Jörg Wetzel zur Seite.
Doch wie meistert der Betroffene selbst das alles? Wie sieht es in seinem Inneren aus, jetzt wo jeder weiss, wie es um ihn steht? Dass er knapp drei Jahre nach dem ersten Krebsbefund wieder um sein Leben kämpfen muss? Wie gewohnt steht der 52-jährige Finne an der Bieler Bande. Im blauen Anzug des EHC Biel und seinen Hals in ein graues Tuch gewickelt, was zu seinem Markenzeichen geworden ist.
Wie immer – und doch anders
Er klatscht in die Hände, er feuert seine Spieler an, er gibt die taktische Marschroute vor. Als im Schlussdrittel gegen Biels Captain Gaëtan Haas wegen eines Ellbogenchecks im Duell mit ZSC-Stürmer Garrett Roe eine Fünfminuten-Strafe ausgesprochen wird, lächelt er mangels Verständnis ironisch. Eigentlich ist alles wie immer. Und doch ganz anders.
«Ich erlebe Antti als unglaublich stark und fokussiert», sagt Biel-CEO Daniel Villard vor dem Spiel sichtlich bewegt in die Kamera von MySports. Bewegend wird es auch in der 13. Minute dieses ersten Halbfinal-Spiels. Bei einem Spielunterbruch ziehen die Biel-Fans auf der Tribune Süde ein Banner hoch. «You are not alone - get well soon, Antti», steht darauf: Du bist nicht allein - gute Besserung, Antti. Dazu skandieren sie: «Antti Törmänen».
Die Botschaft der ZSC-Fans
Schon das ist ein Hühnerhaut-Moment. Als dann auch noch die gegnerischen ZSC-Fans ein Banner mit der Aufschrift «Kämpfe Antti!» in die Luft halten und das ganze Stadion den Namen des Biel-Trainers skandiert, muss sich der eine oder andere eine Träne wegwischen. Tormänen selbst bleibt cool, zumindest äusserlich. Aber auch er wird diesen Moment ganz bestimmt auf seine schwierige Reise mitnehmen.
Doch zunächst will Törmänen den EHC Biel in den Playoff-Final führen. Um seinen Fokus darauf ausrichten zu können, will er in den Playoffs keine Interviews mehr geben. Auch nicht zu sportlichen Belangen. Darauf weist Medienchef Andreas Ruefer vor dem Spiel explizit hin. Wer könnte es Tormänen verübeln – was er derzeit schultert, muss überwältigend sein.
Das Spiel passt zur Szenerie
Das sieht auch sein Gegenüber Marc Crawford so. «Jedem ist bewusst, was mit Antti und seiner Familie geschieht», sagt der ZSC-Trainer nach dem Spiel auf die Frage, ob es unter diesen Umständen überhaupt möglich sei. Mehr sagt er nicht – er will Tormänens Wunsch, während der Playoffs nicht über das Thema zu reden, respektieren.
Die Solidarität in den Zuschauerrängen und auf den Trainerbänken überträgt sich an dem Abend auf aufs Eis. Die heftigen Aggressionen und krachenden Checks bleiben aus. Kein Vergleich zur Serie, die Biel in den Viertelfinals gegen Bern erlebt hat. Neben der besonderen Situation treffen hier aber auch zwei Teams aufeinander, die auch sonst primär spielerische Lösungen suchen.
Die Erklärung des Captains
Defensive Disziplin wird grossgeschrieben, die Übergoalies Harri Säteri (Biel) und Simon Hrubec (ZSC Lions) tragen zudem das Ihre dazu bei, dass einfach keine Tore fallen wollen. Bis zur 59. Minute, als Alexander Yakovenko an Freund und Feind vorbei doch noch zum 1:0 trifft. Das Tor zum Sieg, der für Antti Törmänen eine spezielle Bedeutung haben dürfte.
Nach dem Spiel erscheinen die Bieler Spieler in den Katakomben wie gewohnt zu den Interviews. Über die Ereignisse der letzten Tage sprechen sie wie zuvor angekündigt nicht mehr. Am Mittwoch hatte Captain Haas nach dem Training gegenüber den Journalisten noch eine kurze Erklärung abgegeben. Er hatte berichtet, wie emotional es gewesen sei, als Törmänen gegenüber ihnen am Dienstag die Karten über sein Schicksal auf den Tisch gelegt habe.
Emotional wird es bleiben, in diesen Playoffs mit dem EHC Biel und Antti Törmänen. Auch ohne Worte.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |