Er wirkt am Sonntagabend derart zufrieden, strahlt, ist stolz auf seine Mannschaft. Darauf, wie sie im Playoff-Viertelfinal den SC Bern niedergerungen hat. Aber in seinem Inneren herrscht da vermutlich gerade das totale Gefühlschaos. Als Aussenstehender kann man sich das nicht mal im Ansatz vorstellen.
Denn bereits zu Beginn der Serie gegen den SCB erfährt Antti Törmänen nach einer routinemässigen Kontrolle, dass der Krebs nach knapp drei Jahren in seinem Körper zurück ist. Der 52-Jährige macht als Trainer zunächst weiter. Als wäre nichts gewesen. Bis Bern besiegt ist. Erst am Dienstag erfährt die völlig geschockte Mannschaft, was bei ihrem Trainer Sache ist.
Am Abend informiert der EHC Biel die Öffentlichkeit. In den sozialen Medien ist die Anteilnahme riesig. Auch Halbfinalgegner ZSC Lions übermittelt seine Genesungswünsche: «Playoff-Gegner hin oder her – auch die ZSC-Familie wünscht Antti Törmänen und seiner Familie viel Kraft und alles Gute!»
Nicht bereit, fünf Jahre zu warten
«Ich will mein Leben jetzt leben», hat Törmänen vor zwei Jahren in einem Interview mit der «Berner Zeitung» gesagt. Und das ist vielleicht auch die Erklärung dafür, dass er sich jetzt nicht sofort zurückzieht. Sondern in diesen Playoffs weiter an der Bande stehen und bis zum Ende dabei bleiben möchte. Seiner Mannschaft helfen will, ihren Traum vom ersten Bieler Meistertitel seit 1983 zu erfüllen. Und wohl auch für sich selbst die Emotionen dieser aufregenden Hockeytage aufsaugen möchte. Wenn es sein Gesundheitszustand zulässt.
Der Finne Antti Törmänen (52) spielte während der Aktivzeit in seiner Heimat, in Schweden und während einer Saison in der NHL für die Ottawa Senators (50 Spiele, 7 Tore, 8 Assists). Mit Finnland wurde der Stürmer 1995 Weltmeister und gewann 1998 Olympia-Bronze. 2011 kam er als Assistenztrainer von Larry Huras zum SC Bern. Nach dessen Entlassung wurde er zunächst Interimscoach, später zum Cheftrainer ernannt und führte den SCB 2013 zum Meistertitel. Nach einem Fehlstart in die folgende Saison wurde Törmänen entlassen und kehrte nach Finnland (IFK Helsinki) zurück. Seit 2017 ist er Trainer in Biel und führte die Seeländer bereits dreimal in die Playoff-Halbfinals. Nach seiner ersten Krebserkrankung nahm er 2020/21 eine einjährige Auszeit, während der ihn Lars Leuenberger vertrat.
Der Finne Antti Törmänen (52) spielte während der Aktivzeit in seiner Heimat, in Schweden und während einer Saison in der NHL für die Ottawa Senators (50 Spiele, 7 Tore, 8 Assists). Mit Finnland wurde der Stürmer 1995 Weltmeister und gewann 1998 Olympia-Bronze. 2011 kam er als Assistenztrainer von Larry Huras zum SC Bern. Nach dessen Entlassung wurde er zunächst Interimscoach, später zum Cheftrainer ernannt und führte den SCB 2013 zum Meistertitel. Nach einem Fehlstart in die folgende Saison wurde Törmänen entlassen und kehrte nach Finnland (IFK Helsinki) zurück. Seit 2017 ist er Trainer in Biel und führte die Seeländer bereits dreimal in die Playoff-Halbfinals. Nach seiner ersten Krebserkrankung nahm er 2020/21 eine einjährige Auszeit, während der ihn Lars Leuenberger vertrat.
2021 war Törmänen nach einem Jahr Krankheitspause und überraschend früh auf die Trainerbank des EHC Biel zurückgekehrt. Dass er damit auch Risiken eingeht, wenn er sich wieder diesem stressigen Beruf aussetzt, war ihm bewusst. Aber er sagte dazu: «Menschen über 50 haben sowieso ein erhöhtes Risiko. Und ich kann auch zur Tür rausgehen, und ein Wagen überfährt mich. Das Leben steckt voller Überraschungen – positiver wie negativer.» Er sei nicht bereit, fünf Jahre zu warten, bis er aus medizinischer Sicht als offiziell geheilt gelte. Eishockey und Coach zu sein, das sei sein Leben.
Krebs-Befund am Hochzeitstag
Ein erstes Mal schlug das Krebs-Schicksal beim charismatischen Finnen am 9. Juli 2020 zu. Eine grausame Nachricht an einem eigentlich so herrlichen Nachmittag. Törmänen war an diesem sonnigen Sommertag gerade dabei, seinen 21. Hochzeitstag mit seiner Frau Minna zu geniessen, als das Telefon klingelte. Dann wurde er von seinem Arzt in die Praxis gerufen, und der eröffnete ihm, dass er an Gallenblasenkrebs erkrankt sei.
Nach der Schreckensnachricht übernahm Lars Leuenberger für ein Jahr seinen Trainerjob in Biel. Törmänen begann in Lausanne mit der Chemotherapie. Sie bringt ihn an seine physischen und psychischen Grenzen. In der «Berner Zeitung» beschrieb er, wie schlecht es ihm nach einer Behandlungseinheit auf dem Heimweg zurück nach Biel ging: «Ich fuhr mit dem Auto zur Seite, öffnete die Tür, musste mich übergeben, fuhr weiter, nach 200 Metern erneut: anhalten, Tür öffnen, kotzen. Zu Hause gabs etwas Kleines zu essen, danach war ich von 12 bis 18 Uhr auf der Toilette.»
In Gedanken stets bei der Familie
Er musste kämpfen. Etwas, das sich Törmänen aus seinen Aktivzeiten gewohnt war. Das grösste Talent war er nie und trotzdem brachte er es mit seiner Einstellung und seinem Willen als Spieler bis in die NHL und zu einem WM-Titel mit Finnland. Gegen aussen begegnete er seiner Krankheit aber auch mit einer erstaunlichen Lockerheit und fast schon schwarzem Humor. Es sei seine Art, dem Gegenüber seine schlechte Laune nicht zu zeigen, sondern mit Sprüchen zu überspielen, erklärte Törmänen später dazu.
Im Zentrum seiner Überlegungen stand in den schwersten Stunden nicht er selbst. Sondern die Gedanken daran, seine Familie im Stich lassen zu müssen. Seine Frau, die wegen Long Covid gesundheitlich ebenfalls stark angeschlagen war. Seine Söhne Aaro (21) und Henrik (13). «Ich will Teil ihrer Zukunft sein», sagte Antti Törmänen vor zwei Jahren. Nun beginnt der Kampf dafür aufs Neue. Alle drücken ihm die Daumen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |