Für immer?
Törmänen nimmt wegen Krebs Abschied von Biel

Antti Törmänen (52) ist nicht mehr Biel-Trainer. «Es war wie ein Hobby, mich um meine Krankheit zu kümmern», sagt er. Er jetzt wird sich voll dem Kampf gegen den Krebs widmen.
Publiziert: 03.05.2023 um 19:54 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2023 um 10:20 Uhr
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Biel-Trainer Antti Törmänen muss sich von der Bande zurückziehen.
Foto: keystone-sda.ch
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Antti Törmänen steht nächste Saison nicht mehr an der Bande des EHC Biel. Davon musste man ausgehen, seit die Seeländer vor dem Halbfinal gegen den ZSC bekannt gaben, dass der Finne erneut eine Krebs-Diagnose erhalten hatte. Wenn man den 52-Jährigen nun hört, muss man davon ausgehen, dass es diesmal nicht nur eine einjährige Pause sein wird und man ihn nie mehr als Biel-Coach sehen wird.

Als Törmänen 2020 erstmals gegen den Gallenblasenkrebs kämpfte, hatte er das Ziel, an die Bande zurückzukehren, als Ansporn genutzt. Jetzt klingt es anders. «Damals war das eine grosse Motivation, mich wieder als Coach zu sehen. Doch ich muss realistisch sein und mich fragen: Ist es das, was ich tun will und wie schnell soll es gehen?», sagt der Mann, der letzte Woche die Finalissima in Genf verlor und so den zweiten Titel nach 2013 (mit Bern) verpasste. «Ich werde etwas finden, das mich motiviert. Doch das habe ich im Moment nicht im Kopf. Niemand weiss, wie es sein wird. In zwei Jahren bin ich dann mit 55 Jahren schon ein ziemlich alter Typ. Wenn es fünf Jahre sein sollten, bin ich noch älter. Das Hockey, die Spieler und die Welt verändern sich», erklärt Törmänen. Ganz nüchtern.

Zudem müssten sie beim EHC Biel «auch die Freiheit haben, das zu tun, was sie für das Beste für den Klub halten. Es wäre nicht okay, wenn ich nach einem Jahr wieder zurückkommen wollte. Ich hoffe, dass die neuen Trainer mit dem Team erfolgreich sein werden. Ich werde meinen Platz schon finden». Diese Erklärungen untermalen, was Biel-CEO Daniel Villard davor schon zu ihm gesagt hatte: «Typisch Antti, Du denkst immer an die anderen. Ich habe Dir gesagt: Jetzt musst Du an Dich denken.»

Zwei Jahre nach der Beendigung der ersten Chemotherapie war im Januar noch einmal eine Computertomografie gemacht worden. «Ich freute mich, dass alles gut und vorbei sei. Doch dann kam zwei Tage später das Resultat des Bluttests. Es war wie ein Schlag mit dem Baseballschläger auf den Hinterkopf», erinnert sich Törmänen. Und doch sei der Schock bei der ersten Krebs-Diagnose schlimmer gewesen.

«Ich bin auch nicht in der Lage, Gespräche zu führen»

Bereits seit dem 7. April unterzieht sich Törmänen einer Chemotherapie in Lausanne, die bis September dauern wird. Waren die Playoffs eine willkommene Ablenkung? «Ja, wenn ich aus der Chemotherapie zurückkam oder mich am Tag danach richtig schlecht fühlte, war es gut, dass ich an etwas anderes denken musste. Für eine kurze Zeit geht es, so zu arbeiten, aber langfristig ist das nicht möglich.»

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Törmänen fand auch einen Weg, mit der Situation umzugehen, dass jede Serie seine letzte als Coach sein könnte. «Ich bin halbwegs ein Fatalist. Ich sagte mir: Es ist erfreulich, dass ich hier dabei sein kann. Niemand weiss, was im Leben passiert. Warum sollte ich es nicht geniessen? Es war wie ein Hobby, mich um meine Krankheit zu kümmern.»

Biel muss sich nun auf Trainersuche machen, da auch Assistent Oliver David geht und Headcoach bei Salzburg wird. «Wie oft bei harten Entscheiden im Leben versucht man, es vor sich herzuschieben», sagt Sportchef Martin Steinegger. «Ich habe immer gesagt: Zuerst kommt das Gespräch mit Antti, seine Gefühlslage und seine Situation. Und so ist es gewesen. Wir haben mit niemandem Gespräche geführt. Und ich muss ehrlich sagen, ich bin auch nicht in der Lage, Gespräche zu führen.»

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Dabei waren ihm sofort Trainer angeboten worden, kaum war die Nachricht von Törmänens erneuter Erkrankung draussen. «Das ist unschön», sagt Steinegger. «Ich habe allen gesagt: Wir führen noch keine Gespräche. Ich kann nicht. Ich will nicht. Diese Woche wird auch nichts passieren. Danach bin ich eine Woche weg. Und dann hoffe ich, dass ich bereit bin, die Sache mit klaren Gedanken angehen zu können.» Die letzten Wochen haben dem engsten Vertrauten von Törmänen beim EHC zugesetzt. Doch er sagt sich: Das ist nichts im Vergleich zum Schicksal des Finnen.

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National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
20
12
40
2
ZSC Lions
ZSC Lions
18
20
39
3
HC Davos
HC Davos
19
21
38
4
SC Bern
SC Bern
20
15
33
5
EHC Biel
EHC Biel
19
4
32
6
EV Zug
EV Zug
19
11
29
7
EHC Kloten
EHC Kloten
19
-2
28
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
19
-8
26
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
18
-10
24
10
HC Lugano
HC Lugano
17
-13
22
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
19
-11
22
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
16
-2
21
13
SCL Tigers
SCL Tigers
17
-3
21
14
HC Ajoie
HC Ajoie
18
-34
12
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