Liebe auf den zweiten Blick
Wie sich Yakin und Xhaka gefunden haben

Das Verhältnis zwischen Murat Yakin und Granit Xhaka war lange Zeit kompliziert. Doch in Deutschland herrscht Harmonie. Weil beide über ihren Schatten gesprungen und aufeinander zugegangen sind.
Publiziert: 28.06.2024 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2024 um 16:29 Uhr
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Taktikbesprechung unter vier Augen: Granit Xhaka und Murat Yakin am letzten Montag in Stuttgart.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Es ist der Tag nach dem heroischen Kampf gegen Deutschland. Während die Stammspieler im Nati-Teamhotel regenerieren, trainieren die Ersatzspieler im Waldau-Stadion. Giorgio Contini (50) leitet das Training: kurzes Aufwärmen, Pass- und Spielformen, Torabschlüsse. Aus der Distanz beobachtet Murat Yakin (49) das Geschehen. Neben ihm: Granit Xhaka (31). In Turnschuhen und Freizeitlook. Die beiden schlendern über den Platz, tauschen sich aus. Eine halbe Stunde lang. Der Trainer und sein Captain. Es wirkt, als wären sie ein Herz und eine Seele.

Das war nicht immer so. Im März 2022 werden Dissonanzen zwischen den beiden erstmals sichtbar. Beim Testspiel in Zürich gegen den Kosovo wechselt Yakin Xhaka nach gut einer Stunde aus. Dieser ist sichtlich verärgert. Gut zwei Monate später, Nations League in Tschechien, Xhaka spielt auf der halblinken Achterposition und sagt danach: «Die Trainer, die mich kennen, wissen, wo meine Stärken am besten zur Geltung kommen – weiter hinten.»

Der Konflikt bricht endgültig auf im letzten Herbst, als der emotional aufgewühlte Captain nach dem schwachen Auftritt im Kosovo (2:2) Verband und Trainer harsch kritisiert. Es kommt zur Aussprache zwischen Yakin und Xhaka. Alles gut? Mitnichten. Auch wenn beide beteuern, dass sie kein Problem miteinander hätten, hört man zwischen den Zeilen immer wieder die eine oder andere Spitze heraus. Der Beziehungsstatus: kompliziert.

Annäherung in Düsseldorf

Yakin und Xhaka kennen sich schon lange. Als Yakin im August 2021 Nati-Trainer wird, gratuliert ihm der Captain als Erster. «Der gute Kontakt zu Granit rührt daher, weil ich damals seinen Bruder Taulant von GC zurück nach Basel holte», sagt Yakin kurz nach Amtsantritt in einem NZZ-Interview. «Ich erinnere mich gut daran, wie mir der Vater Ragip Xhaka damals sagte: Ich vertraue dir meine ganze Familie an – mit der Demut des Vaters, den Sohn zu fördern und zu fordern.»

Zwischen Xhaka und Yakin gibt es viele Parallelen. In ähnlichen Verhältnissen als Secondo aufgewachsen, haben sie sich als Fussballer gesellschaftliche Anerkennung und Respekt verschafft. Beide sind Alphatiere, geborene Leader, Spieler mit Ecken und Kanten – und mit viel Talent gesegnet. Ihr Jugendklub: Concordia Basel. Doch in einem Punkt unterscheiden sie sich. Während Xhaka dank seines Arbeitsethos und seiner Professionalität eine Weltkarriere hinlegt, hängt Yakin der Ruf des Genies nach, der nicht alles aus seinen Möglichkeiten rausholt. «Ich lebte von meinem Talent und wusste, dass ich gut war.»

«
Es war wichtig für beide Seiten, dass wir uns verstehen. Dass wir füreinander da sind und gemeinsam Erfolg haben wollen.
Granit Xhaka, Nati-Captain
»

Nach der Nati-Krise im Herbst spürt Yakin, dass er etwas ändern muss. Zu Beginn des Jahres fliegt er mehrmals nach Düsseldorf. Er und Xhaka tauschen sich aus, kommen sich näher. Dabei wird auch das eine oder andere Glas Wein getrunken. «Es war wichtig für beide Seiten, dass wir uns verstehen. Dass wir füreinander da sind und gemeinsam Erfolg haben wollen. Für die Schweiz, für unsere Familie, für uns selbst», sagt Xhaka vor der EM zu Blick. Auch auf Ragip Xhaka, der Yakin einst seine Söhne anvertraut hat, geht der Nati-Trainer zu.

Systemwechsel als Schlüssel

Gemeinsam kommen sie zum Schluss, dass die Nati ihr System ändern muss. Seit März tritt sie in einem neuen Kleid auf: Dreier- statt Viererkette. Analog dem System, das Leverkusen spielt und damit in 52 von 53 Saisonspielen nicht verliert. Der neue Anzug passt, die Nati findet zur Stabilität zurück. Es ist der Schlüssel zur erfolgreichen EM-Kampagne.

Im Nati-Camp in Stuttgart herrscht Harmonie – der Krisen-Herbst ist weit weg. Die Mentalität des Teams hat sich verändert, die Intensität und Qualität der Trainings sind gestiegen. Dies hat viel mit Xhaka, aber auch mit Yakin zu tun. «Es hat etwas länger gebraucht, bis wir uns voll und ganz verstanden haben. Ich bin froh, dass wir das gelöst haben», sagt Xhaka.

Die beiden Alphatiere haben zueinandergefunden. Das ist im Sinn von allen. Am Samstag folgt gegen Italien die Nagelprobe. Dann müssen Xhaka und Yakin gegen den Titelverteidiger liefern. Ein Sieg wäre der vorläufige Höhepunkt ihrer guten Beziehung, die einst ziemlich kompliziert war.

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