Das Transferkarussell im internationalen Fussball dreht seine Runden in schwindelerregendem Tempo. Auf dem vordersten Rösslein sitzt ein 30-jähriger Italiener. In diesen Tagen taucht sein Name jeden Tag in jedem erdenklichen Medium auf. Fabrizio Romano. Hier, dort, überall. Man hat den Eindruck, der bekannteste «Transferexperte» der Welt habe sich hundertfach geklont.
Krimis im Schweizer Fussball
Denn der Mann ist innert weniger Jahre zum Nabel der Fussballwelt geworden. Alle hängen ihm an den Lippen, wenn er die neusten Transfergerüchte mit täglich gegen 100 Social-Media-Posts befeuert und die Fussballwelt in Atem hält. Sagenhafte 46,2 Millionen Menschen folgen ihm auf Instagram, auf Twitter, auf Facebook, auf Youtube, auf Twitch, auf Tiktok. Es scheint, als habe Romano in jedem Sitzungszimmer jedes europäischen Klubs eine Wanze installiert.
Verlässlicher als ein Politiker
Als die mächtige deutsche «Bild»-Zeitung den Hinweis bekommt, dass Julian Nagelsmann bei Bayern entlassen wird, trauen die Redakteure dem Braten nicht. Sie warten mit der Publikation der explosiven Meldung, bis Romano zwei Stunden später das Gerücht bestätigt. Auch den Transfer von Nati-Captain Granit Xhaka bestätigt weder der Klub noch der Spieler. «Here we go!», schreibt Romano. Und meistens stimmt es. Seine Tweets sind mittlerweile verlässlicher und glaubwürdiger als die Reden der meisten Politiker.
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Wer ist dieser Mann, der von sich sagt, er sei täglich 15 Stunden am Telefon? Der mit seinem Smartphone derart verwachsen ist, dass jeder Teenager vor Neid erblasst? Und über den schon die «New York Times» ein grosses Porträt verfasst hat?
Romano stammt aus Neapel. Schon als Jugendlicher verfolgt er den Fussball in aller Welt mit Akribie. Mit 17 Jahren beginnt er, Fussballartikel für italienische Portale zu schreiben. Er kommt mit dem Agenten des italienischen Stürmers Mauro Icardi in Kontakt. Und vermeldet dessen Transfer zu Sampdoria Genua exklusiv. Fortan spinnt der Selfmade-Millionär sein Netz wie eine Spinne über ganz Europa. Geld, sagt er, habe er dafür nie erhalten. Wer 46 Millionen Follower hat, der braucht sich um Geld keine Sorgen zu machen. Er ist auch freiberuflicher Mitarbeiter beim englischen «Guardian», bei Sky Italia und beim amerikanischen Sender CBS.
Mittlerweile lebt er in Mailand. In der Stadt, in der in den chicen Restaurants viele Deals eingefädelt werden. Er ist zur Instanz geworden, zu einem mächtigen Mann des Weltfussballs. Romano mischt ganz vorne mit.
Sommerferien liegen für ihn nicht drin
Verlässt Kylian Mbappé den PSG? Geht Yann Sommer tatsächlich zum VfB Stuttgart? Wer kauft den Basler Shootingstar Zeki Amdouni? In den nächsten Tagen und Wochen wird noch einiges passieren. Sommerferien liegen für Romano nicht drin. Alle warten, bis die nächsten Fragen beantwortet werden. Die Chance ist gross, dass die jeweiligen Bestätigungen in Mailand verfasst werden. «Here we go!»