Blick: Sie haben Stade-Lausanne-Ouchy 2019 übernommen. Haben Sie sich in Ihren kühnsten Träumen vorstellen können, in so kurzer Zeit erstklassig zu werden?
Vartan Sirmakes: Nein, natürlich nicht. Wir waren ja damals in der Promotion League und wollten nach dem Aufstieg ganz einfach eine gute Figur in der Challenge League machen.
Und doch ists passiert.
Da muss man ehrlich sein: Das war auch wegen der Aufstockung möglich. Und nun haben wir fast nur Derbys in der Super League (lacht laut).
Mit welcher Ambition haben Sie denn damals als Besitzer von Konkurrent Stade Nyonnais SLO vor dem Konkurs gerettet?
Ich habe eine grosse Leidenschaft für Fussball. Und wenn man sieht, wie im Amateurbereich viele Kinder den Sport betreiben mit fast ehrenamtlich tätigen Trainern und wie wichtig Vereine für das Sozialleben sind, da muss man doch helfen, wenn man es sich leisten kann.
Vartan Sirmakes wird als Bürger der Sowjetunion 1956 in Istanbul geboren, wächst dort auf. Als er 17 ist, flüchtet seine Familie wegen Anfeindungen gegen Armenier aus der Türkei in die Schweiz nach Genf. Erst als Armenien unabhängig wird, kriegt er einen Pass. Er macht eine Lehre in der Uhrenbranche und Karriere. 1991 gründet er zusammen mit dem begabten Uhrmacher Franck Muller die gleichnamige Firma, die ein Welterfolg wird. Sirmakes wird deren CEO und Mehrheitsaktionär. Die «Bilanz» schätzt sein Vermögen auf 700 bis 800 Millionen Franken. Als grosser Fussballfan steigt er als Kleinaktionär bei seinem Lieblingsklub Servette ein und gibt drei Spielern nach dem Konkurs des Klubs einen Job. Später übernimmt er Drittligist Stade Nyonnais, als es diesem schlecht geht, und wiederholt das 2019 mit Stade-Lausanne-Ouchy. Eine Vergangenheit als Fussballer hat er nicht.
Vartan Sirmakes wird als Bürger der Sowjetunion 1956 in Istanbul geboren, wächst dort auf. Als er 17 ist, flüchtet seine Familie wegen Anfeindungen gegen Armenier aus der Türkei in die Schweiz nach Genf. Erst als Armenien unabhängig wird, kriegt er einen Pass. Er macht eine Lehre in der Uhrenbranche und Karriere. 1991 gründet er zusammen mit dem begabten Uhrmacher Franck Muller die gleichnamige Firma, die ein Welterfolg wird. Sirmakes wird deren CEO und Mehrheitsaktionär. Die «Bilanz» schätzt sein Vermögen auf 700 bis 800 Millionen Franken. Als grosser Fussballfan steigt er als Kleinaktionär bei seinem Lieblingsklub Servette ein und gibt drei Spielern nach dem Konkurs des Klubs einen Job. Später übernimmt er Drittligist Stade Nyonnais, als es diesem schlecht geht, und wiederholt das 2019 mit Stade-Lausanne-Ouchy. Eine Vergangenheit als Fussballer hat er nicht.
Mit welcher Ambition steigen Sie in die erste Saison als Super-League-Klub?
Sie werden es kaum glauben, aber meine vorrangige Ambition ist es, die Zahl unserer Junioren dank des Aufstiegs auf 1000 zu bringen. Wir waren bei 850, und ich glaube, wir können diese Marke nun knacken. Was die erste Mannschaft anbelangt: Wir wollen uns irgendwo im mittleren bis unterem Mittelfeld klassieren, natürlich den Abstieg vermeidend.
Teddy Okou war letzte Saison Ihr wichtigster Spieler. Nun ist er zu Luzern gegangen. Es lagen viele weitere Offerten aus halb Europa für ihn vor. Haben Sie ihn nicht zu preisgünstig verscherbelt?
Es war der Wille des Spielers. Er hat in der Schweiz den Durchbruch geschafft, nachdem seine letzte Destination, Boulogne in Frankreich, der reinste Albtraum gewesen war. Teddy hätte in Belgien oder Griechenland viel mehr verdienen können. Aber er ist ein intelligenter Mensch und hat Luzern als nächste Destination ausgewählt, weil alles zu passen scheint. Die Lebensqualität ist hoch, Luzern spielt europäisch. Und es ist eine Wahl der Vorsicht, denn so muss er sich nicht an ein neues Land gewöhnen.
Haben Sie da nicht intervenieren wollen und ihm gesagt: Du gehst jetzt dort oder dort hin?
Wir haben darüber diskutiert. Aber Druck ausüben bringt doch nichts. Wenn ein Spieler sagt, er würde sich bei einem bestimmten Klub wohler fühlen, muss man ihn verstehen.
Es heisst, das Budget von SLO werde von 2,5 Millionen Franken auf fünf erhöht. Können Sie das bestätigen?
Es wird bei rund 4,8 Millionen Franken liegen, ja. Es kann auch über fünf oder sechs steigen. Das kann man jetzt nicht so genau sagen. Aber wir kriegen deutlich mehr Geld von der Liga und partizipieren bei einem allfälligen Transfer von Zeki Amdouni.
Damit werden Sie aber zusammen mit Yverdon in der Geldrangliste weit abgeschlagen sein.
Das stimmt. Aber wir können mit diesem Budget gut arbeiten. Wir haben keinen grossen Apparat, keinen riesigen Staff. Der Präsident verdient nichts. (lacht) In anderen Klubs hat der Präsident ein Salär. Der Vizepräsident auch. Dazu verschiedene Direktoren. Das alles haben wir nicht. Aber wir können Spielern eine perfekte Bühne für den Durchbruch ohne fette Saläre bieten. Sie machen zwei Saisons hier – und danach gehört ihnen die Zukunft, wenn sie gut spielen.
Und im Notfall hat ja der Präsident genug Geld, um ein, zwei Millionen nachzuschütten.
Klar. Ich bin da, um meine Verantwortung wahrzunehmen. Und wenn das Budget notfallmässig korrigiert werden muss, tue ich das.
SLO ist seit ihrer Übernahme eine starke Talentschmiede geworden: Chader, Labeau, Okou, Joël Monteiro – und als Höhepunkt Amdouni. Wer ist der Nächste?
Amdouni steht natürlich über allen. Ich setze mal auf Stürmer Carles Abi, der im Februar von Saint-Etienne zu uns stiess, aber nur ein Spiel machen konnte, weil er sich danach verletzt hat. Und auf Innenverteidiger Sahmkou Camara, den wir jetzt geholt haben.
Wie viele Zuschauer werden sich auf der Pontaise verlieren?
Wenn wir die Grossen kitzeln können, kitzelt man auch die Leute. Und sie kommen. In drei Spielen werden wir viele Fans haben: bei den Derbys gegen Lausanne, Yverdon und Servette. Bei den anderen liegts am Spektakel, das wir bieten. Wenn es gut ist, werden bei den Spielen gegen die grossen Deutschschweizer Vereine anständig viele Fans kommen, hoffe ich.
Reden wir da von 2000 Zuschauern? In der letzten Saison hatten Sie als Spitzenteam 1200 im Schnitt.
Also in den Derbys sprechen wir von mehr als 5000 Zuschauern. Gegen YB und Basel hoffen wir auch auf viele Fans. Gegen Teams wie GC sinds dann halt 2000 bis 2500.
Haben die Spieler ihre Franck-Muller-Aufstiegsuhr* mittlerweile erhalten, die Sie ihnen am Tag des Aufstiegs versprochen haben?
Nein, noch nicht. Sie sind in der Fabrikation. Es sind ja Sonderanfertigungen.
Wie lange dauert das?
Mitte September sind sie fertig.
Sie haben mal gesagt, man müsse Visionen haben. Und Sie haben jene von einer WM in der Schweiz.
Ja. Fifa und Uefa sind hier. Die letzte WM war 1954. Das ist eine Ewigkeit her. Wenn man eine WM in den USA, Mexiko und Kanada ausrichten kann, sollte eine Kandidatur Schweiz, Österreich und Tschechien möglich sein. Tschechien ist mittlerweile in Europa stark verankert. Die drei Länder ähneln sich. Warum sich also nicht für 2034 oder 2038 bewerben?
*Die billigste Damenuhr kostet 6000, Herrenuhren starten bei 9000 Franken.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |