Anfang März wurde Aline Danioth (25) abermals von der Verletzungshexe heimgesucht. Sie riss sich zum vierten Mal das Kreuzband. Ans Aufgeben denkt die Skifahrerin trotzdem nicht. Auch wenn die ersten Tage danach schwierig waren.
«Ich habe eine Woche lang geweint», sagt sie im Interview mit «CH Media». «Alle Emotionen mussten raus.» Doch dann habe sie realisiert, dass die Tränen nichts an ihrer Situation änderten, und raffte sich auf. Geholfen hat Danioth nicht nur die familiäre Unterstützung. Auch Roger Federer (41) hat seinen Teil dazu beigetragen. «Gute Besserung und Kopf hoch, cmon», kommentierte er auf Instagram.
«Als ich seine Botschaft gelesen habe, konnte ich es kaum glauben», so Danioth. Seine Worte hätten ihr ebenso Kraft gegeben wie diejenigen von Konkurrentinnen aus dem Weltcup. Danioth will weiterkämpfen. Auch wenn ihr viele Menschen raten, einen Schlussstrich unter ihre Karriere zu ziehen.
Pläne für die Zukunft
«Sich ein Urteil von aussen anzumassen, ist schwierig, wenn man mich nicht richtig kennt», sagt sie. Und präzisiert gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Erleidet ein Manager ein Burn-out, sage ich auch nicht, er solle den Job wechseln.» Einzig, wenn ihr näheres Umfeld ihr den Rücktritt ans Herz legen würde, dann würde sie sich Gedanken darüber machen. Oder wenn sie laut Ärzten ihre Gesundheit aufs Spiel setzen würde. «Dann wäre ich die Erste, die sagen würde: Das wars.»
Obwohl sie sich noch einmal an die Spitze zurückkämpfen will, beschäftigt sich Danioth mit dem, was nach ihrer Karriere kommen soll – sie hat eine Pilates-Ausbildung begonnen, interessiert sich auch fürs Coaching im Fitness- und Yoga-Bereich.
Nicht zuletzt deswegen, weil sie im März in Panik verfiel. «Muss ich jetzt morgen in einem Büro arbeiten gehen?», habe sie sich gefragt. Da ihre Verträge leistungsabhängig sind, bringt eine Verletzung finanzielle Einbussen mit sich. Ihre grösste Angst: «Es wäre das Schlimmste für mich, wenn ich finanziell von den Eltern wieder abhängig wäre.» Würde das eintreffen, wäre für Danioth der Fall klar: «Dann würde ich sofort meine Karriere beenden.»
Kraft in den USA getankt
Vorderhand gilt ihr Fokus der Reha. Bevor sie ihr Kreuzband operieren liess, hat sie dafür auf einer Reise durch die USA Kraft getankt. Dort sei alles unbeschwert gewesen, die Auszeit habe ihrer psychischen Gesundheit gutgetan. Denn zu einem Psychologen ist Danioth nicht gegangen. Sie arbeitet aber mit einem Mentaltrainer zusammen.
Nun will sie alles Schritt für Schritt nehmen. «Ich habe während meiner Karriere schon so viele Jahre verloren, deshalb setze ich mich nicht unter Druck.» Danioths nächstes Ziel: «In drei Wochen kann ich ohne Krücken gehen.» (bir)