Knie-Experte Friederich bringt Licht ins Dunkel
Warum reissen Danioths Kreuzbänder so rasch?

«Ich habe offensichtlich nicht die stärksten Kreuzbänder», sagt Aline Danioth (25). Die Slalom-Spezialistin erlitt im März ihren vierten Kreuzbandriss. Pech alleine ist das nicht.
Publiziert: 16.04.2023 um 14:03 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2023 um 08:13 Uhr
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Professor Niklaus Friederich operierte die slowenische Abfahrts-Weltmeisterin Ilka Stuhec mehrmals erfolgreich am Knie. Er spricht über den Fall Danioth.
Foto: AFP
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Mathias GermannReporter Sport

Aline Danioth (25) gibt nicht auf. Auch nicht nach dem vierten Kreuzbandriss. «Ich weiss, was es braucht, um zurückzukehren. Ich habe es früher schon geschafft und werde alles daran setzen, dass es auch diesmal klappt», sagt die Urnerin. Vor gut einem Monat ging Danioths rechtes Knie bei einem Europacup-Rennen in Schweden kaputt. «Die Ärzte meinen, ich müsse keine Spätfolgen befürchten, sollte ich in den Spitzensport zurückkehren – also werde ich es auch versuchen.»

So heftig das sportliche Drama der WM-Sechsten im Slalom sein mag, stellen sich in der Thematik ganz generelle Fragen. Hat Danioth womöglich eine genetische Prädisposition, dass ihre Kreuzbänder weniger stabil sind als jene anderer Menschen?

Frauen anfälliger als Männer

Niklaus Friederich vom Universitätsspital Basel ist einer der grössten Experten der Schweiz, er hat auch die zweifache Abfahrtsweltmeisterin Ilka Stuhec (32, Slo) erfolgreich operiert. Der Professor erklärt ganz grundsätzlich: «Es gibt tatsächlich Menschen, die eine solche Veranlagung haben. Ganz entscheidend ist wohl im Fall von Frau Danioth die Tatsache, dass sie eine Frau ist. Frauen haben je nach Sportart ein zwei- bis achtmal höheres Risiko zur Kreuzbandruptur.»

Da nützt es Danioth nur bedingt, dass sie als eine der Fittesten im Ski-Zirkus gilt und die Umstände ihrer Verletzungen unglücklich waren. «Ich habe offensichtlich nicht die stärksten Kreuzbänder», sagt sie selbst. Und ergänzt: «Dafür bin ich ein äusserst positiver und lebensfroher Mensch. Wenn es darum geht, eine Verletzung zu überstehen, ist dies ebenfalls sehr wichtig.»

«Ich werde nichts riskieren»

Im Juni wird Danioths Kreuzband rekonstruiert – mit einem Stück ihrer Patellasehne, das vorher entnommen wird. Nach sieben Monaten sollte sie erstmals wieder auf den Ski stehen und nach neun bis zehn Monaten wieder Rennen bestreiten können. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten. «Das Einheilen, der sogenannte Umbau der Sehne in ein Ersatzkreuz, dauert etwa 18 bis 24 Monate», so Friederich.

Genau deshalb will sich Danioth diesmal besonders viel Zeit geben, um wieder in den Weltcup zurückzukehren – auch wenn der nächste Winter ohne sie stattfinden sollte. «Für ein oder zwei Rennen werde ich jedenfalls nichts riskieren», sagt sie. Kein Wunder, schliesslich ergänzt Friederich: «Das Ersatzband hat nicht dieselben mechanischen Eigenschaften wie das eigene Band. Und wird es wohl auch nie bekommen.»

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