Freud und Leid liegen oft nah beieinander. Das weiss kaum eine andere Skifahrerin besser als Aline Danioth (25). Mitte Februar wurde sie im WM-Slalom Sechste, wenige Wochen später riss sie sich zum vierten Mal das Kreuzband.
Ans Aufgeben denkt sie trotzdem nicht. «Ich habe immer gezeigt, dass ich schnell den Anschluss an die Spitze schaffen kann. Das gibt mir Mut, dass es auch diesmal klappen wird», sagt Danioth.
Abenteuer mit dem Van
Nun meldet sie sich mit den Worten «Alles repariert und bereit zum Heilen» aus dem Spitalbett. Wie angekündigt wurde ihr Kreuzband mit einem Stück ihrer Patellasehne rekonstruiert. Eine lange Reha beginnt. Läuft alles nach Plan, dürfte sie in sieben Monaten wieder auf den Ski stehen und in neun bis zehn Monaten wieder Rennen bestreiten. Ein Comeback im kommenden Winter ist eher unwahrscheinlich, denn «für ein oder zwei Rennen werde ich nichts riskieren».
Kraft für den langen Weg zurück hat Danioth im Mai auf einem dreiwöchigen Roadtrip durch die USA getankt. Mit ihrer Freundin Katia Riabouckina Österlund ist sie durch Nationalparks gewandert, hat ein Eishockeyspiel besucht und das Nachtleben in Las Vegas genossen.
In ihrem Van haben die beiden «an den schönsten und gruseligsten Orten geschlafen» sowie «Duschen und sauberes Wasser mehr als je zuvor zu schätzen gewusst». Sie hätten zusammen gelacht und geweint und «das Wichtigste für mich: Ich lebte im Moment, dachte nicht an die Sorgen der Zukunft», meint Danioth.
«In Kalifornien machen sogar die Workouts mehr Spass»
Während ihre Freundin nach drei Wochen nach Hause gereist ist, hat Danioth noch ein paar Tage in San Diego angehängt. Dort ist sie einer weiteren Leidenschaft nachgegangen: dem Surfen. Trotz Ferien und gerissenem Kreuzband ging auch in den USA das Training nicht vergessen. Oder wie Danioth meint: «In Kalifornien machen sogar Workouts mehr Spass.»
Zusammenfassend meint sie: «Diese Reise war genau das, was ich gebraucht habe! Sie gab mir die Energie, die ich für die kommenden Monate brauche.» Auch wenn es nach diesen unbeschwerten Wochen nicht einfach sei, «mit einem völlig freien und guten Gefühl in eine Operation zu gehen. Aber ich weiss, dass dies ein unvermeidlicher Schritt für meine Gesundheit und meine Karriere ist.»
Bei allem, was Danioth schon durchmachen musste, kann man nur hoffen, dass sie diesen Schritt zum letzten Mal gehen muss. (bir)