Die «Odi-Mania» ist kaum noch zu überbieten! An diesem Wochenende werden 21 Cars voll mit Mitgliedern des Marco-Odermatt-Fanclubs zum Riesenspektakel nach Adelboden BE fahren. Diesen gigantischen Hype bekommen auch die Eltern des dreifachen Schweizer Sportlers des Jahres zu spüren.
Die Zeiten, in denen Priska und Walter Odermatt in der Zentralschweiz unerkannt ein Restaurant betreten konnten, sind längst vorbei. «Schau, das ist doch die Mutter vom Odi», tuscheln zwei Herren am Nebentisch, als Priska Odermatt zum Interview mit Blick in einem Cafe in Stans NW erscheint.
Die 56-Jährige geht souverän mit solchen Reaktionen um. Dass ihr Sohn mit seinen herausragenden Ski-Künsten so viele Menschen begeistern kann, erfüllt die waschechte Nidwaldnerin mit viel Stolz. Die grösste Genugtuung stellt für die Mama aber die Art dar, wie ihr Bub mit dem Rummel um seine Person umgeht. «Obwohl er von einigen Menschen als Halbgott betrachtet wird, ist Marco vollkommen bodenständig geblieben. Das ist für mich das Allerschönste.»
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Komplikationen bei der Geburt
Weil die gelernte Sekretärin wegen ihrer Höhenangst keine Sessellifte besteigt, ist sie in den vergangenen 15 Jahren nur sehr selten Ski gefahren. Dennoch hat sie einen grossen Anteil an den gigantischen Triumphen ihres Sprösslings.
Priska Odermatt hat ihre beruflichen Ambitionen zurückgestellt, damit sie Marco und die drei Jahre jüngere Tochter Alina für die Trainings und Wettkämpfe in der ganzen Schweiz herumkutschieren konnte. Sorgen habe ihr Marco selbst in der Lausbubenzeit kaum bereitet, hält Priska fest: «Er war ein sehr pflegeleichtes Kind.»
Schwierig waren für Mama Odermatt allerdings die ersten Tage nach Odis Geburt. Weil die nicht ohne Komplikationen verlief, musste sie nach der Entbindung auf die Intensivstation verlegt werden. «Deshalb hat es länger gedauert, bis ich meinen Sohn erstmals in den Händen halten konnte.»
Weltcup-Premiere mit fünf
Fünf Jahre und drei Monate nach der Geburt hat der kleine Odermatt mit seinen Eltern erstmals ein Ski-Weltcuprennen besucht. Wo? Natürlich in Adelboden. «Ich habe im Januar 2003 anlässlich der Rennen am Chuenisbärgli Militärdienst geleistet. Und weil in unserer Unterkunft noch ein Zimmer frei war, habe ich Priska und Marco dort in Absprache mit Fourier Beat Niederberger einquartiert», erinnert sich Walti Odermatt.
Während der Papa am Renntag auf der Piste seinen Dienst verrichtete, verfolgte Marco den Riesenslalom auf der Zieltribüne im Schoss der Mutter. Die Siegesfahrt des Österreichers Hans Knauss hat er aber verpasst. «Marco ist während des zweiten Durchgangs eingeschlafen», erzählt Vater Walti grinsend.
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Wenig später löste das Chuenisbärgli in der Familie Odermatt Meinungsverschiedenheiten aus. Warum? «Während meinem Militärdienst habe ich mitbekommen, dass die Adelbodner für die Finanzierung der neuen Sesselbahn Landstücke vom Chuenisbärgli verkauften. Als riesiger Ski-Fan wollte ich mir unbedingt einen kleinen Abschnitt des berühmtesten Riesenslalom-Hangs der Welt sichern. Meine Frau konnte das aber nicht nachvollziehen», verrät Walti.
Priska Odermatt muss lachen, wenn sie an diese Diskussion zurückdenkt: «Wir haben damals weiss Gott nicht im Überfluss gelebt, und deshalb war ich der Meinung, dass wir unser Geld für wichtigere Dinge ausgeben sollten.»
Odermatts aussergewöhnlicher Kauf
Letztendlich setzte sich der skiverrückte Vater aber durch: Walti Odermatt hat 2004 im Namen von Marco für ein paar Hundert Franken einen Quadratmeter des Chuenisbärglis erstanden. Das Zertifikat hängt seitdem im Hause Odermatt in Buochs NW im Büro.
Obwohl Marco seit ein paar Jahren in einer WG in Beckenried NW lebt, kehrt er immer wieder gerne in sein Elternhaus zurück. «Sobald er Luft hat, besucht er uns und freut sich, wenn ich ihm ein Rahmschnitzel koche», berichtet die Mama. «Marco bringt uns von vielen seiner Reisen irgendetwas Schönes mit. Er ist ein sehr grosszügiger Mensch.»
Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich gross, dass der zweifache Gesamtweltcupsieger nach dem Adelboden-Wochende eine Kuhglocke in seinem Elternhaus abliefern wird – Glocken erhalten am Chuenisbärgli jeweils die besten fünf. In den vergangenen beiden Jahren hat Odermatt in Adelboden gewonnen.