Jolien Boumkwo (29) lacht. «Nein, ich werde am Freitag an der Athletissima in Lausanne nicht über die 100 Meter Hürden starten. Ich konzentriere mich jetzt wieder aufs Kugelstossen», sagt sie zu Blick und lacht gleich noch einmal.
Seit vergangenem Wochenende ist im Leben der 29-Jährigen nichts mehr so, wie es einmal war. Team-Europameisterschaft Chorzow (Pol). Weil über die 100 Meter Hürden ihre belgische Teamkollegin Anne Zagré (33) verletzt passen muss und kein Ersatz zur Verfügung steht, springt Boumkwo ein. Und so müht sich die kräftige Kugelstösserin über die zehn knapp 84 Zentimeter hohen Hürden. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Vor über zehn Jahren rannte sie zuletzt über die Hürden
32,81 Sekunden braucht sie dafür. Das sind fast 20 Sekunden mehr als die Siegerin. Trotzdem gibts für das belgische Team ein Happy End, denn die Schweizerin Ditaji Kambundji (21) wird wegen eines Fehlstarts disqualifiziert. Dadurch sichert sich Boumkwo mit ihrem spontanen Einsatz zwei Punkte fürs Team. Wäre sie nicht gestartet, wäre Belgien gar ein Punkt abgezogen worden.
«Wir hatten keine Zeit mehr, um einen Ersatz für Anne einzufliegen», erzählt Boumkwo. «Nach Rücksprache mit meinem Coach meldete ich mich deshalb freiwillig. Es bestand ja kein Risiko für mich, auch wenn ich zuletzt vor über zehn Jahren über die Hürden gerannt bin.» Und wie wars? Boumkwo lacht erneut. «Es war sicherlich nicht mein schnellster Lauf, aber mein schönster. Ich habe versucht, zu überleben und nicht über die Hürden zu stürzen. Es war fantastisch.»
Nächstes grosses Ziel: Olympische Spiele 2024
Was danach passiert, kann Boumkwo noch immer nicht richtig begreifen. «Ich wurde von den Emotionen überwältigt. Und von den Reaktionen. Es ist regelrecht explodiert. Ich habe unglaublich viele Nachrichten und Interviewanfragen erhalten. Das berührt mich. Viele Menschen haben sich die Zeit genommen, mir süsse Nachrichten zu schicken. Es ist unglaublich.» Muskelkater habe sie am Tag danach übrigens nicht gehabt, betont sie.
Die 21-fache belgische Meisterin Boumkwo, die sich gelegentlich auch noch im Hammerwerfen versucht, setzt nicht nur auf die Karte Spitzensport. Sie arbeitet in ihrer Heimat auch noch für eine Firma, die im Bereich Innovation und Unternehmertum tätig ist.
Das nächste grosse Ziel von Boumkwo sind die Olympischen Spiele 2024 in Paris. «Als Kugelstösserin», stellt sie klar. Und lacht noch einmal laut.