Am 1. Januar trat Inka Grings (44) die Nachfolge von Nils Nielsen (51) an. Nach gut sieben Monaten und der WM in Down Under gilt es, eine erste Bilanz zu ziehen. Das Zeugnis der Nati-Trainerin fällt genügend aus. Allerdings gibt es Luft nach oben.
Resultate: Note 4
Ein Sieg aus zehn Spielen ist eine magere Bilanz. Allerdings kassiert die Nati auch nur zwei Niederlagen. Wenn es darauf ankommt, liefert das Team aber ab. In der umkämpften Gruppe A setzt es sich ungeschlagen und ohne Gegentor als Gruppensieger durch. Das Problem ist die Offensive. Acht Tore in zehn Spielen sind definitiv zu wenig. In diesem Bereich muss dringend etwas gehen – bereits in der Nations League im Herbst, wenn es unter anderem zur Revanche gegen Spanien kommt.
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Personalauswahl: Note 4
Mit dem überraschenden Verzicht auf Riola Xhemaili (20) setzt Grings nach der Vorbereitung ein Zeichen. Sie nimmt keine Rücksicht auf Namen und lässt eines der grössten SFV-Talente trotz eines Vertrags mit dem Champions-League-Finalisten Wolfsburg zu Hause. Die Botschaft der Deutschen ist klar: Sie setzt auf Spielerinnen mit Spielpraxis, die in Form sind und im Training Gas geben. Und sie vertraut – im Gegensatz zu ihrem Vorgänger – vielen Spielerinnen aus der heimischen Super League.
Taktik: Note 3
Nachdem Grings in den sechs Länderspielen vor der WM vieles testet und dadurch auch intern für das eine oder andere Fragezeichen sorgt, geht sie mit einem klaren Matchplan an die WM. Mit diesem holt die Nati aus den ersten zwei Spielen vier Punkte und legt damit den Grundstein fürs Weiterkommen. Gegen Neuseeland und gegen Spanien hält Grings aber zu stur an ihrer Taktik fest. Gegen den Gastgeber kann der Schaden durch die Systemanpassung in der Pause abgewendet werden, gegen Spanien kommt die taktische Umstellung zu spät.
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Aufstellung: Note 4
Grings setzt auf eine klare Stammelf und ändert diese nur wegen des Ausfalls von Luana Bühler (27). Weil zumindest die Defensive funktioniert, sieht Grings keinen Grund zu Änderungen im Verlauf des Turniers, was nachvollziehbar ist. Aufgrund der körperlichen Probleme von Viola Calligaris (27) und Bühler fehlen ihr in Defensive auch Alternativen.
Wechsel: Note 3
Einige Wechsel der Nati-Trainerin werfen Fragen auf. Gegen Neuseeland geht sie mit der Herausnahme der Routiniers Géraldine Reuteler (24), Ramona Bachmann (32) und Ana-Maria Crnogorcevic (32) in der Schlussphase ein hohes Risiko ein, das aber nicht bestraft wird. Obwohl die Offensive nie ins Rollen kommt, hält Grings an ihren drei Offensivspielerinnen fest. Alisha Lehmann (24) und Meriame Terchoun (27) erhalten nur wenig Spielzeit. Amira Arfaoui (23) bleibt das WM-Debüt verwehrt.
Kommunikation: Note 5
Die Kommunikation der Nati-Trainerin ist sowohl gegen innen als auch gegen aussen stringent. Die Spielerinnen wissen, woran sie sind, jede hat ihre klar definierte Rolle im Team und akzeptiert diese auch. Gegenüber den Medien ist Grings auskunftsfreudig, aber auch kritikfähig. Dass sie vor den Spielen nicht alle Karten auf den Tisch legt, ist Teil des Geschäfts.
Gesamtnote: 4
Mit der Achtelfinal-Qualifikation hat Grings die Pflicht erfüllt. In einer auf dem Papier zwar schwächeren Gruppe setzt sich die Nati als Gruppensieger und ohne Gegentor durch. Das ist lobenswert und für die Schweiz keine Selbstverständlichkeit. An der nächstgrösseren Prüfung scheiterten Grings und die Nati aber krachend. In der Offensive hat die einstige Goalgetterin Grings den richtigen Dreh noch nicht gefunden. Das muss sich im Hinblick auf die EM 2025 in zwei Jahren dringend ändern. Dass Grings die Nati an die Heim-EM führen wird, ist unbestritten.