Freud und Leid liegen manchmal so nahe beisammen. Auf der einen Seite gewinnt Marco Odermatt (26) am Donnerstag die verkürzte Lauberhorn-Abfahrt und damit das erste Rennen in dieser Disziplin. Sein guter Freund Marco Kohler (26) startet mit Nummer 35, stürzt im Haneggschuss und zieht sich dabei einen Riss des vorderen Kreuzbandes, eine Verletzung des inneren und äusseren Meniskus, sowie eine Zerrung des Innenbandes zu.
Am Samstag wird Kohler in der Klinik Hirslanden in Zürich erfolgreich operiert. «Wenn nun die Rehabilitation gut verläuft, wird Marco nächsten Winter wieder ins Renngeschehen einsteigen können», teilt Team-Arzt Walter O. Frey mit.
Nach dem Sturz am Donnerstag winkte Kohler sofort, es war ein Zeichen dafür, dass er Hilfe benötigte, denn er blieb auf der Strecke liegen. Schnell eilten Helfer herbei und versorgten den Schweizer, der vor vier Jahren in Wengen als Vorfahrer im Ziel-S übel stürzte und seither erstmals wieder am Lauberhorn dabei ist.
Sofort ins Spital
Kohler musste danach mit dem Helikopter sofort abtransportiert werden. Walter Reusser, Alpin-Direktor von Swiss-Ski, gab zeitgleich gegenüber SRF Auskunft, dass sich Kohler wohl schwerer am rechten Knie verletzt habe: «Er wurde stabilisiert und wird jetzt in ein Spital gebracht und näher untersucht.» Der eine Marco gewinnt, der andere verletzt sich. Reusser: «Die Gemütslage ist schwierig.»
Odermatt, der grosse Triumphator, steht im Ziel und kann es nicht fassen, schaut besorgt auf die Videowand. Gegenüber Blue meint er, dass der Sturz seines Freundes seine Stimmung trübe. «Es ist extrem schade. Ich habe mir den ersten Sieg mit anderen Emotionen gewünscht. Mal abwarten, was genau los ist. Auch Franjo von Allmen ist vom Sturz betroffen. Der 22-Jährige startet unmittelbar nach Kohler, aber weil die Startintervalle verkürzt sind, ist er schon unterwegs und muss abgewunken werden. Trotz einiger Rennmeter in den Beinen und Heli-Flug zurück an den Start fährt von Allmen in die Top 20 und wird 14.