Führungskräfte im Rampenlicht
Sie sorgten 2022 für Wirtschafts-Schlagzeilen

Welche Managerinnen und Manager erhielten im ablaufenden Jahr besonders hohe Aufmerksamkeit in den Medien? Blick hat sich durch die Archive gewühlt und präsentiert eine Auswahl von zwölf Schweizer Wirtschaftspersönlichkeiten, die 2022 viel zu reden gaben.
Publiziert: 29.12.2022 um 16:40 Uhr
1/14
Peter Spuhler hat gut lachen: Stadler Rail holte noch einen Milliardenauftrag herein, bevor er die Zügel an seinen Nachfolger gibt.
Foto: keystone-sda.ch
RMS_Portrait_AUTOR_293.JPG
Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Der Jahreswechsel ist eine Zeit für Rück- und Ausblicke. Auch in der Schweizer Wirtschaft hat sich 2022 viel bewegt. Die Inflation, der Krieg, Streitigkeiten mit Arbeitnehmenden: Die Managerinnen und Manager hatten alle Hände voll zu tun. Das gelang mit einmal mehr, einmal weniger Erfolg. Manche haben 2022 auch ihr Amt abgegeben oder tun es jetzt aufs neue Jahr hin.

Wer hat in diesem Kontext von sich reden gemacht? Blick hat dazu zwölf Wirtschaftspersönlichkeiten ausgemacht, welche hier alphabetisch geordnet vorgestellt werden. Die Ordnungszahlen entsprechen keiner qualitativen oder quantitativen Rangliste, die Auswahl ist auch nicht abschliessend.

1

Brigitte Breisacher (54)

Die Unternehmensleiterin und Inhaberin der Firmen Alpnach Schränke AG, Alpnach Küchen AG und Zurag AG wurde am Swiss Economic Forum zur «Unternehmerin/CEO des Jahres» gekürt. Bereits 2020 war sie vom Schweizer Wirtschaftsmagazin «Women in Business» als «Woman of the Year 2020» geehrt worden. Die Überlebende der Tsunami-Katastrophe von 2004 führt heute 200 Personen, zu 90 Prozent Männer, und setzt sich stark für das duale Bildungssystem ein. Mit der Breisacher-Stiftung prämiert sie besonders erfolgreiche junge Berufsleute.

2

Thomas Gottstein (58)

Mehrere Skandale fallen in die Amtszeit des Group CEO der Credit Suisse. Kostspielige Debakel wie die Zusammenbrüche von Greensill Capital und Archegos Capital Management Anfang 2021 sorgten für grosse Verluste und einen Vertrauensverlust in die Führung der Bank. Nachdem die Bank dreimal hintereinander tiefrote Quartalszahlen hinlegt und sich die Aktie der Traditionsbank im freien Fall befindet, nimmt Gottstein im Juli 2022 den Hut. Zur Ruhe kommt die Credit Suisse dadurch freilich nicht. Dass sich Gottsteins Vorgänger Tidjane Thiam dann noch öffentlich von jeglicher Mitschuld am CS-Fiasko reinzuwaschen versucht, passt ins Bild.

3

Thomas Jordan (59)

Der medial im Auftritt etwas steif wirkende Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist dieses Jahr sehr präsent im Fernsehen, Radio und auch bei Blick: Mit der mehrfachen Erhöhung der Leitzinsen beendete er die Null-Zins-Ära, mit verfehlten Prognosen zur Entwicklung der Inflation und dem Verzicht einer Ausschüttung an Bund und Kantone bleibt er omnipräsent. Auch wenn dem einen oder anderen Nationalbank-Investment kein Erfolg beschieden ist, etwa bei Tesla, ist die Arbeit Jordans insgesamt erfolgreich: Die Schweiz erwartet 2023 keine Rezession, die geldpolitische Lage ist stabil.

4

Sabine Keller-Busse (57)

Die Top-Bankerin der Schweiz – sie ist Geschäftsleitungsmitglied der UBS und Präsidentin der UBS Switzerland – führt die Bank gewohnt ruhig durchs Jahr. Die UBS punktet, im Gegensatz etwa zu Konkurrentin Credit Suisse. Auch das zunächst kritisch beurteilte Engagement von Keller-Busse im Verwaltungsrat der Zurich Versicherung entwickelt sich positiv. UBS und Zurich sind 2022 gut in Form und in einem schwierigen Börsenjahr die Überflieger. Ein Wechsel in die Top-Position bei ihrem kriselnden Ex-Arbeitgeber Credit Suisse realisiert sich nicht, dafür ein Innovationsprojekt mit der ETH.

5

Magdalena Martullo-Blocher (53)

Die reichste Schweizerin ist mit der Ems Chemie weiter auf Erfolgskurs (es wurde in den ersten neun Monaten 2022 ein Rekordumsatz erzielt) und nimmt wie üblich bei vielen Themen kein Blatt vor den Mund. Besonders der Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen beschäftigen sie. Für Kritik sorgt ihre Weisung, dass man Ems-intern nicht von «Krieg» reden soll und dass sie Verhandlungen mit Russland vorschlägt. Für Lob sorgt dafür, dass sie etwa die «Abzocke» der Energieunternehmen anprangert. Die SVP-Nationalrätin will aber im Gegensatz zu ihrem Vater nicht in den Bundesrat, als sich dafür eine Möglichkeit eröffnet.

6

Laura Meyer (41)

Die Chefin der Hotelplan-Gruppe ist in den Medien sehr präsent und teilt ihre Ansichten zu touristischen Themen, zu Nachhaltigkeit und zur Frauenförderung gerne auch proaktiv auf LinkedIn und anderswo. Dazu ist sie als Rednerin an zahlreichen Foren und Events zu sehen und hören. Die Digitalexpertin wird vom Wirtschaftsmagazin «Women in Business» zu «Worman of the Year 2022» gekürt, dazu gesellt sich die Wahl in den Verwaltungsrat der NZZ. Darob vergisst man fast, dass Hotelplan nach den Pandemie-bedingten Problemen wieder auf Kurs ist – und Laura Meyer eine Frau (Nicole Pfammatter) auf den CEO-Posten bei Hotelplan Suisse hievt.

7

Samih Sawiris (65)

Der ägyptisch-montenegrinische Unternehmer übergibt zum Jahresbeginn sein in der Schweiz ansässiges Firmenimperium Orascom an Sohn Naguib, der bisher Tech-Unternehmer war. Diese macht fleissig Schlagzeilen mit Sawiris' Plänen für ein Resort mitsamt Jachthafen am Urnersee. Nach dem Erfolg mit dem Resort in Andermatt – Samih Sawiris bleibt selber Präsident der Andermatt Swiss Alps AG – wäre das ein zweiter Coup im Kanton Uri. Nebenbei hat Sawiris noch innert sechs Jahren das Klavierspiel erlernt. Und wird nun im Januar 2023 mit dem Swiss Symphony Orchestra in Kairo und El-Gouna (Ägypten) bereits Auftritte als Klavierspieler haben. Die Konzerterlöse spendet er an karitative Organisationen.

8

Peter Spuhler (63)

Mit der Stadler Rail holt Spuhler nochmals einen Milliardenauftrag aus Kasachstan herein, bevor er sein CEO-Amt Anfang 2023 an seinen Weggefährten Markus Bernsteiner übergibt. Sollte dies glücken – einer ersten CEO-Amtsübergabe 2018 war kein Erfolg beschieden – kann er sich besser um seine vielen Mandate und Investments kümmern. Über seine eigene PCS Holding hält er unter anderem bedeutende Investments bei Stadler (30,1 Prozent), Rieter (26 Prozent), Swiss Steel (10 Prozent), Aebi Schmidt (56,2 Prozent) oder dem Automobilzulieferer Autoneum (16 Prozent). Dazu bringt er es auf 13 Verwaltungsratsmandate sowie Führungsfunktionen in mehreren Stiftungen und Verbänden. Mehr Zeit für seine Aktivitäten gewinnt er immerhin durch seinen Austritt aus dem Verwaltungsrat des ZSC.

9

Suzanne Thoma (60)

Die Zugerin hat den Energiekonzern BKW gekonnt durch die Energiewende geführt und den Atomausstieg in die Wege geleitet, bevor sie im Frühling zur Sulzer wechselt, wo sie das Verwaltungsratspräsidium übernimmt. Eine delikate Aufgabe beim Winterthurer Traditionskonzern, wofür sie sich gleich auch auf den operativen CEO-Sessel hievt. Mutig! Ein Problem ist etwa, dass der russische Oligarch Viktor Vekselberg Ankeraktionär bei Sulzer ist. Wegen des Ukraine-Kriegs und der US-Sanktionen gegen russische Oligarchen eine Situation, die «nicht optimal» ist, wie Thoma festhält.

10

Tracy Trachsler (29)

Die Jüngste in dieser Liste ist Managing Director bei Crypto Valley Labs und dirigiert das Zuger Crypto-Valley mit seinen 1200 Blockchain-Firmen. In diesem Umfeld haben zahlreiche Start-ups Arbeitsplätze geschaffen. Die 50 grössten Kryptofirmen hierzulande werden laut dem aktuellen Crypto Valley Venture Capital (CV VC) Top 50 Report mit über 600 Milliarden Dollar bewertet. Dass der Blockchain-Technologie die Zukunft gehört, bezweifelt die Schweiz-Amerikanerin Trachsler nicht. Allerdings haben die Wirren in der Kryptowelt Ende 2022 auch erste Kratzer am Lack verursacht.

11

Pierin Vincenz (66)

Der frühere Raiffeisen-CEO wird im April nach einem von der Öffentlichkeit – auch von Blick – eng verfolgten Prozess zu über drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Es geht um heimliche Beteiligungen, unlauteren Wettbewerb sowie als Spesen abgerechnete Nachtclub-Besuche. Inzwischen sind mehrere seiner Villen beschlagnahmt. Der frühere Top-Banker ist aber noch frei: Das schriftliche Urteil liegt Ende 2022 immer noch nicht vor und soll den Parteien in der ersten Januarwoche zugestellt werden. Wo Vincenz sich aufhält, ist unbekannt.

12

Dieter Vranckx (49)

In seinem zweiten Amtsjahr als Swiss-CEO ist Vranckx mit Streikdrohungen des Personals konfrontiert, sowie mit harscher Kritik wegen operativer Probleme im Sommerflugplan oder hohen Preisaufschlägen. Letztlich kriegt er aber neue Gesamtarbeitsverträge mit Piloten, Kabinen- und Bodenpersonal hin und führt die Airline in ruhigere Gewässer. Und gibt obendrauf den Langstrecken-Flottenentscheid zugunsten des Airbus A350 preis. 2023 soll die Airline nach den turbulenten Vorjahren nun durchstarten. Mit Vranckx am Ruder.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.