Die turbulenten Monate der Credit Suisse
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Von einer Krise in die nächste:Die turbulenten Monate der Credit Suisse

Beschattungsaffäre, Geldwäscherei und Milliardenbussen
Die grössten Skandale der Credit Suisse im Rückblick

Die Chefsessel bei der CS glichen in den letzten Jahren Schleudersitzen. Ein CEO musste wegen einer Beschattungsaffäre gehen, ein Präsident wegen eines Quarantänebruchs. Auch darüber hinaus ist die Reihe der Skandale bei der Grossbank eindrücklich.
Publiziert: 27.10.2022 um 07:30 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2022 um 08:19 Uhr
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Die Grossbank hat in den letzten zehn Jahren Bussen in Höhe von zwölf Milliarden Franken gesammelt.
Foto: AFP
Sarah Frattaroli

Die CS baut innerhalb der nächsten drei Jahre 9000 Stellen ab und führt eine Kapitalerhöhung durch. Es steht ein massiver Umbau bei der Grossbank an, besonders im Investment Banking. Dies nach wiederholten Verlusten – und Skandalen, welche die Bank seit Jahren durchschütteln.

September 2019 – Beschattungsskandal
Iqbal Khan (46), damals oberster Vermögensverwalter der CS, wechselt zur Erzrivalin UBS. Aus Angst, Khan könnte Kunden und Mitarbeiter mit zu seinem neuen Arbeitgeber nehmen, heuert die CS Detektive zur Überwachung an. Doch sie fliegen auf. Der damalige CS-CEO Tidjane Thiam (60) tritt als Folge der Affäre im Februar 2020 zurück. Für ihn übernimmt Thomas Gottstein (58).

März 2021 – Milliarden-Pleiten Greensill und Archegos
Das Finanzdienstleistungsunternehmen Greensill Capital schlittert in die Insolvenz. Die CS muss vier Fonds im Wert von zehn Milliarden Franken einfrieren. Nur wenige Wochen später verspekuliert sich der US-Vermögensverwalter Archegos Capital – und brockt der CS einen Verlust von fünf Milliarden Dollar ein. Die beiden Pleiten stehen sinnbildlich für die mangelhafte Risikokultur innerhalb der CS.

Oktober 2021 – Moçambique-Affäre
Ein Bericht der Finanzmarktaufsicht (Finma) kommt zum Schluss: Ein Milliardenkredit der CS an zwei Staatsfirmen in Moçambique floss teilweise in private Taschen, statt wie vorgesehen Schiffe für die Küstenwache und eine Thunfischfangflotte zu finanzieren. Die CS muss 475 Millionen Dollar Busse hinblättern.

Januar 2022 – António Horta-Osórios Quarantänebruch
Wie Blick aufdeckt, foutierte sich der damalige CS-Präsident António Horta-Osório (58) nach einem London-Trip um die Corona-Quarantäne. Unter öffentlichem Druck muss Horta-Osório zurücktreten. Axel Lehmann (63) übernimmt.

Februar 2022 – Suisse Secrets
Über ein Datenleck wird bekannt, wie die CS jahrzehntelang Gelder von Kriminellen und Diktatoren verwaltet. Es geht um 30'000 Kunden und Vermögen von über 100 Milliarden Franken. Unter den Kunden: (frühere) Staatschefs, umstrittene Geheimdienstchefs, mutmassliche Kriegsverbrecher. Die meisten dieser Kundenbeziehungen liegen weit in der Vergangenheit, das Datenleck hat für die CS kein rechtliches Nachspiel.

März 2022 – Der Fall Lescaudron
Der einstige CS-Banker Patrice Lescaudron (†57) verwaltete von Genf aus jahrelang Gelder superreicher Kunden aus Osteuropa. Dabei zweigte er Millionen ab, verspekulierte Milliarden mit hochriskanten Anlagen. Im März verurteilte ein Gericht auf Bermuda die CS zu einer Schadenersatzzahlung über 607 Millionen US-Dollar an einen ehemaligen Kunden von Lescaudron: den früheren georgischen Ministerpräsidenten Bidsina Iwanischwili (66). Mit dem Urteil ist der Fall Lescaudron für die CS aber längst nicht abgeschlossen: Die Genfer Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Geldwäscherei.

Juni 2022 – Geldwäscherei für bulgarische Mafia
Das Bundesstrafgericht verurteilt die CS wegen fehlender Geldwäschereiprävention. Sie hatte jahrelang zugelassen, dass die bulgarische Drogenmafia Schwarzgeld in der Schweiz wusch. Die CS muss eine vergleichsweise geringe Geldstrafe von zwei Millionen Franken bezahlen. Sie hat Berufung gegen das Urteil angekündigt.

Juli 2022 – Thomas Gottsteins Rücktritt
Die CS vermeldet zum dritten Mal in Folge tiefrote Quartalszahlen – und CEO Thomas Gottstein muss seinen Sessel räumen. Für ihn übernimmt Ulrich Körner (60). Er soll der Bank eine neue Strategie verpassen und Einsparungen von 1 bis 1,5 Milliarden Franken umsetzen. Die Bank kündigt an, erst mit ihren nächsten Quartalszahlen im Oktober über die genauen Umbaupläne zu informieren. Die Gerüchteküche brodelt monatelang – und schickt den Aktienkurs auf Talfahrt.

Oktober 2022 – Millionenbussen in Frankreich und den USA
Die CS kann zwei alte Fälle endgültig abschliessen: In Frankreich zahlt sie im Rahmen eines Vergleichs insgesamt 238 Millionen Euro, weil sie französischen Kunden bei der Steuerhinterziehung geholfen haben soll. In den USA einigt sie sich fast zeitgleich auf eine Zahlung von 495 Millionen Dollar. Dabei geht es um Ramschhypotheken, mit denen die CS Kunden in die Irre geführt haben soll. In den letzten zehn Jahren hat die CS rund zwölf Milliarden Franken für Bussen, Vergleichs- und Schadenersatzzahlungen ausgegeben. Auch wenn die CS viele der Fälle als Altlasten abtut oder einzelne Banker für die Verfehlungen verantwortlich macht, zeigt die schiere Menge der Bussen die fragwürdige Risikokultur bei der Bank.

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