Bald werden die Umbaupläne kommuniziert
Credit Suisse steht unter massivem Erwartungsdruck

Nach monatelangen Spekulationen wird die Credit Suisse kommende Woche am Donnerstag den Schleier über ihren strategischen Umbau lüften. Der Druck auf die Grossbank ist riesig.
Publiziert: 19.10.2022 um 17:18 Uhr
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Am 27. Oktober gibt die Credit Suisse ihre Umbaupläne bekannt.
Foto: keystone-sda.ch

Bald bricht die Credit Suisse ihr Schweigen: Am Donnerstag in einer Woche, am 27. Oktober, präsentiert die CS-Führung ihre Umbaupläne für die angeschlagene Grossbank. Die Vorgaben dazu hatte die Bank bereits im Juli gemacht – gleichzeitig mit dem CEO-Wechsel von Thomas Gottstein (58) zu Ulrich Körner (59).

Die Credit Suisse soll demnach zu einer «fokussierteren, agileren Gruppe» werden. Das heisst aber vor allem auch: Die Kostenbasis soll um mehr als 1 Milliarde Franken verringert werden. Die Vermögensverwaltung und das Schweizer Geschäft sollen gestärkt werden, die Investment Bank dagegen verkleinert.

Seither läuft die Gerüchteküche heiss – und die Bank schweigt eisern. Sorgen bereiten vor allem die Gerüchte um die Kapitalisierung der Bank. Sie schreibt seit mehreren Quartalen tiefrote Zahlen. Der tiefgreifende Umbau wird hohe Restrukturierungskosten mit sich bringen.

Der Investment Bank werden die Flügel gestutzt

US-Analysten kommen auf einen Kapitalbedarf der Grossbank, der in den kommenden Jahren zwischen 4 Milliarden und 9 Milliarden Franken betragen könnte. Es machten daher wiederholt Gerüchte um eine mögliche Kapitalerhöhung die Runde. Angesichts des gedrückten Aktienkurses – vorübergehend lag der Kurs bei gerade noch 3.52 Franken – dürfte die CS-Führung eine Kapitalerhöhung allerdings tunlichst vermeiden. Denn sie würde den Wert der Aktie verwässern und die Aktionäre damit noch mehr Geld kosten.

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Stattdessen zielt die CS-Spitze wohl darauf ab, die für den Umbau benötigten Mittel über Beteiligungsverkäufe zu generieren. Zur Debatte steht unter anderem der Verkauf von Teilen der Investment Bank (IB). Sie steht denn auch im Fokus des Umbaus, weil sie als volatil und im Konkurrenzvergleich ertragsschwach gilt. Sie hatte der CS 2021 beim Archegos-Kollaps einen Verlust von 5 Milliarden Franken eingebrockt. Die Grossbank müsse für die Einheit nun einen tiefgreifenden Umbau vorlegen, fordern Analysten: Immerhin handle es sich schon um den sechsten Anlauf dazu seit dem Jahr 2011.

Bereits von der CS-Führung angekündigt worden, ist ein teilweiser oder auch vollständiger Verkauf des IB-Bereichs «Securitized Products». Im Geschäft mit der Verbriefung von Forderungen wie Hypothekarkrediten oder Kreditkartenschulden hat die Credit Suisse eine starke Position: Es gilt als lukrativ, aber auch als kapitalintensiv. Laut den Goldman Sachs-Analysten könnte die CS bei einem Vollverkauf des Geschäfts 1,5 bis 1,8 Milliarden Franken lösen.

Spekuliert wird auch über das Abstossen weiterer IB-Teilbereiche, darunter des kapitalintensiven «Leveraged Finance»-Geschäfts. Das Geschäft mit den schuldenfinanzierten Firmenübernahmen hat im laufenden Jahr bisher für hohe Verluste gesorgt. Laut Bloomberg könnte die CS ihr «Leveraged Finance»-Geschäft mit Teilen des Beratungsgeschäfts in eine Art «Investmentbank-Boutique» entlassen. Auch ein Name stünde mit einer wiederbelebten Marke «First Boston» bereit.

Kommt es zum grossen Jobabbau?

Die angestrebten Kostensenkungen dürften aber auch die weiteren Geschäftsbereiche der Grossbank treffen. So könnte sich die Credit Suisse im Vermögensverwaltungsgeschäft aus weiteren Ländern zurückziehen – Medien berichteten etwa über einen möglichen Verkauf des Lateinamerika-Geschäfts ohne Brasilien.

Klar erscheint, dass der massive Umbau nicht ohne einen Jobabbau gelingen dürfte. In den Medien kursieren wilde Spekulationen über Tausende Jobs, die auf dem Spiel stehen. Fraglich ist allerdings, wo genau die Stellen gestrichen werden – und ob von erneuten Effizienzprogrammen auch das hiesige Geschäft der CS betroffen ist. Allerdings gilt die Schweizer Bank als «Ertragsperle» der Gruppe. «Wir sind nicht zuoberst auf der Prioritätenliste für Anpassungen», erklärte CS-Schweiz-Chef André Helfenstein (55) entsprechend noch im September in einem Interview.

Daneben sprudeln seit Wochen Gerüchte um mögliche Verkäufe von Geschäften und Anteilen, die der Stärkung der Kapitaldecke dienen können. Bestätigt hat die CS den Verkauf des Zürcher Luxushotels Savoy. «Versilbert» werden könnte laut Medienberichten aber auch die CS-Konsumkreditbank «Bank Now» oder das mit American Express betriebene Kreditkartengeschäft Swisscard. Auch die Anteile der CS an der spanischen Fondsplattform «Allfunds» könnten abgestossen werden.

Der anhaltend gedrückte Aktienkurs scheint allerdings darauf hinzudeuten, dass die Aktionäre eine Kapitalerhöhung und damit eine Verwässerung ihrer Anteile auch weiterhin nicht ausschliessen.

Es liegt nun an der Grossbank, die Investoren davon zu überzeugen, dass sie mit ihrer neuen Strategie und ohne grössere Kapitalmassnahmen möglichst bald zurück in die Profitabilität finden kann. Der CS Aktienkurs hat sich immerhin zuletzt wieder von seinen absoluten Tiefstwerten erholt – mit einer Marktkapitalisierung von gut 12 Milliarden Franken bleibt die Grossbank aber ein Schatten ihrer selbst. (SDA/sfa)

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