Traditioneller Schlussspurt
Gehen die Aktienkurse jetzt noch hoch?

Es war eine schwarze Woche an den Börsen. Wegen der Zinsschritte in der Schweiz und weltweit fielen die Aktienindexes um zwei bis vier Prozent. Gibt es in den letzten zwei Wochen des Jahres doch noch eine Jahresendrally?
Publiziert: 18.12.2022 um 15:46 Uhr
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Die Stimmung war an den Börsen auch schon einmal besser.
Foto: keystone-sda.ch
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Was ist denn nun mit dieser Jahresendrally? Die Anlegerinnen und Anleger warten in diesem Jahr noch vergeblich auf einen Schlussspurt an den Börsen. In den vergangenen Jahrzehnten hat der SMI in vier von fünf Fällen im Dezember zugelegt. In diesem Jahr allerdings hat der Schweizer Leitindex seit Anfang Dezember um über vier Prozent nachgegeben.

Der vergangene Donnerstag war ein schwarzer Tag: Der SMI rasselte 2,51 Prozent runter. Auch der deutsche DAX und der amerikanische Dow Jones büssten kräftig ein. Die Aktienmärkte preisen die künftige Entwicklung eigentlich ein, wurden am Donnerstag aber von den harten Zinsschritten der grossen Zentralbanken auf dem falschen Fuss erwischt.

Mauer Ausklang an den Börsen

Die Stimmung ist getrübt – der Kampf gegen die weltweit hohe Inflation noch nicht vorbei. Das machten die Chefs der Zentralbanken in Amerika, in Europa und auch in der Schweiz klar. «Vergessen Sie die Weihnachtsrally», sagte John Leiper, Investmentchef von Titan Asset Management, diese Woche. «Die Fed ähnelt in dieser Weihnachtszeit eher dem Grinch.» Damit spielte er auf die grüne Hauptfigur des erfolgreichen US-Kinderbuchs «Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat» an.

In der kommenden Woche ist nicht mehr viel zu erwarten – die Inflationsdaten und die meisten Konjunkturdaten sind durch, die Geschäftsergebnisse kommen erst im neuen Jahr. So dürften die Anlegerinnen und Anleger den Blick ab Montag bereits auf 2023 legen. Anfang Jahr werden die US-Beschäftigtenzahlen publiziert – ein erster Gradmesser.

Weitere Zinsschritte

Da der anhaltende Arbeitskräftemangel in den USA die dortigen Löhne in die Höhe treibe, sei nicht mit einem deutlichen Rückgang des Teuerungsdrucks zu rechnen, erläutert Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Daher müsse mit weiteren Zinserhöhungen der Fed gerechnet werden. Ähnliches gelte für die Europäische Zentralbank (EZB). Denn es sei unklar, ob in Deutschland die Inflation ihren Höhepunkt überschritten hat. «Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen, dass die weltweiten kräftigen Zinserhöhungen ihre Wirkung entfalten. Dies spürt auch die deutsche Industrie.»

Hierzulande rechnen die Schweizerische Nationalbank (SNB) und Ökonomen, dass die Inflation 2023 wieder die angestrebten zwei Prozent erreichen wird. Das sind gute Nachrichten für die Börsen – doch der Beweis wird auch in diesem Fall erst im neuen Jahr erfolgen. Deshalb dürfte die Jahresendrally in diesem Jahr wohl tatsächlich vom Grinch gestohlen worden sein. (nim)

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