IT-Spezialisten, Pflegepersonal und Serviceangestellte – in vielen Branchen fehlt das spezialisierte Personal. Der Mangel an Fachkräften dürfte auch in naher Zukunft noch weiter zunehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Jobvermittlers Dynajobs AG.
Während die Studie für 2022 von rund 100'000 offenen Stellen ausgeht, erwartet sie für das nächste Jahr eine weitere Verdoppelung dieser Zahl. Über 200'000 Stellen sollen 2023 von den Unternehmen nicht besetzt werden können. Dies hat gemäss der Studie massive wirtschaftliche Konsequenzen für die Schweiz.
Die Studie-Autoren rechnen zudem damit, dass sich der Fachkräftemangel weiter verschärft. 2025 soll es gar 365'000 unbesetzte Stellen geben. Den Höhepunkt wird der Engpass gemäss den Autoren jedoch erst um 2030 erreichen. Der Grund dafür ist die Generation der Babyboomer, die derzeit in Rente geht. Ihr folgen geburtenschwache Jahrgänge.
200 Berufe in 15 Branchen betroffen
Schaut man einzelne Branchen an, trifft es mit einem Anteil von 17 Prozent aller offenen Stellen das Gesundheitswesen am härtesten. Ebenfalls viele offene Stellen gibt es im Bau- und Gastgewerbe. Die beiden Branchen verzeichnen jeweils 13 Prozent der offenen Stellen in ihren Unternehmen.
Wirtschaftlich noch grösseren Einfluss haben aber die fehlenden Fachkräfte in branchenübergreifenden Jobs – etwa Logistiker, Lieferwagenfahrer oder IT-Fachleute. Zusammen machen solche Jobs über alle Branchen 28 Prozent aller nichtbesetzten Stellen aus. Da fast alle Unternehmen auf solche Leute angewiesen sind, ist ein Mangel hier aus wirtschaftlicher Sicht besonders einschneidend.
Erschwerend hinzu kommt, dass auch in Deutschland Fachkräftemangel herrscht. Die Schweiz profitierte aufgrund der höheren Löhne jahrelang von der Zuwanderung aus Deutschland. Nun fehlen die Fachkräfte aber auch bei unseren nördlichen Nachbarn, was die Lage in der Schweiz noch schwieriger macht.
Drastische Folgen für die Schweizer Wirtschaft
Längerfristig werden immer mehr Menschen den Fachkräftemangel zu spüren bekommen. Sei es durch längere Wartezeiten in den Spitälern oder durch höhere Preise verschiedenster Produkte. Dies liegt daran, dass fehlendes Personal in allen Bereichen der Lieferketten zu steigenden Preisen führt.
Weiter werden Firmen, die ihre Nachfrage nach geschultem Personal in der Schweiz nicht decken können, nach und nach ins Ausland abwandern. Die Studie nennt hier vornehmlich die Chemie- und Pharmabranche. Auch die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie gilt als gefährdet. Insgesamt beziffert die Studie den kumulierten wirtschaftlichen Schaden durch den Fachkräftemangel allein bis 2025 auf rund 60 Milliarden Franken.