Die Schweiz macht ihrem Ruf als Insel mal wieder alle Ehre: Während die Welt laut einer Studie der Zürcher Kantonalbank (ZKB) in eine Rezession schlittert, wächst die hiesige Wirtschaft weiter. Im Schneckentempo zwar, aber immerhin: Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) vermeldete am Dienstag ein Mini-Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) im dritten Quartal um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Für das kommende Jahr rechnen die ZKB-Ökonomen in einer neuen Prognose nun mit einem BIP-Wachstum von 1 Prozent. Das ist mager. Aber immer noch besser als in der Eurozone, wo Beobachter im kommenden Jahr eine Rezession erwarten.
Den Deutschen und Co. sei Dank!
Wer das bessere Abschneiden der Schweizer Wirtschaft den tüchtigen Schweizerinnen und Schweizern zuschreiben will, hat allerdings weit gefehlt: Die Analyse der ZKB kommt zum Schluss, dass die Schweizer Wirtschaft im kommenden Jahr nur dank der Zuwanderung weiter wächst!
Wir haben es insbesondere den Deutschen, Franzosen, Italienern und Co. zu verdanken, dass wir nicht ebenfalls in eine Rezession schlittern. Während der Pandemie lag die Zuwanderung ausserordentlich tief. In diesem Jahr dürfte der Wanderungssaldo aber so hoch ausfallen wie seit Jahren nicht mehr, und auch für 2023 zeichnet sich keine Trendwende ab.
«Dank der Zuwanderung haben wir mehr Menschen bei uns und dadurch wird insgesamt auch mehr konsumiert», erklärt ZKB-Chefökonom David Marmet. «Sie brauchen Infrastruktur, Wohnungen, Schulen. Das hilft uns, eine Rezession zu vermeiden.»
Arbeitslosigkeit steigt leicht
Die vom Fachkräftemangel geplagte Wirtschaft ist über jede zusätzliche Arbeitskraft froh. Aus den Skigebieten etwa ist zu hören, dass diesen Winter wieder mehr Saisonniers mit anpacken.
Ganz spurlos geht das Abkühlen der Weltwirtschaft dann aber doch nicht an der Schweiz vorbei. Die ZKB spricht von «überschaubaren Bremsspuren». Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz dürfte im kommenden Jahr laut ZKB-Prognose auf 2,5 Prozent steigen – von aktuell rekordtiefen 1,9 Prozent.