Der Hinweis «Service-Personal gesucht» ist im Schaufenster von Beizen mittlerweile Standard. Eine neue Studie zeigt die Dimension des Fachkräftemangels in der Schweiz nun in neuer Deutlichkeit: Er hat sich innert eines Jahres um 68 Prozent verschärft.
Zu diesem Schluss kommt der Fachkräftemangel-Index des Personalvermittlers Adecco und der Universität Zürich. Bei der letzten Erhebung vor einem Jahr stand die Schweizer Wirtschaft noch ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Diese hatte dem Fachkräftemangel eine kurze Verschnaufpause gegönnt.
Jetzt kommt die Personalnot mit voller Wucht zurück. Mit 155 Punkten erreicht der Index einen neuen Rekordwert. Er überflügelt nicht nur die Krisenjahre, sondern liegt auch deutlich über dem Vor-Pandemie-Niveau.
Gesundheit, IT, Industrie
Am markantesten ist der Personalmangel laut Adecco in den Gesundheitsberufen. Das führt auch dazu, dass Spitäler und Kliniken teils gezielt im Ausland rekrutieren. Laut dem Schweizerischen Gesundheitsobersvatorium stammt ein Drittel des Pflegepersonals aus dem Ausland. Die Autoren der Studie prognostizieren, dass auch die Personalsuche im Ausland zunehmend schwieriger wird, weil sich wegen der Überalterung auch dort eine immer grössere Lücke auftut.
An zweiter Stelle der Berufe mit dem grössten Fachkräftemangel stehen die Informatikerinnen. Auf Rang 3 folgen klassische Industrie-Ingenieure wie Maschinenbau- oder Elektrotechniker. Aber auch Polymechanikerinnen und Schlosser werden händeringend gesucht.
Altersguillotine verschiebt sich
Selbst Gruppen, die früher Mühe bei der Stellensuche hatten, stehen auf dem Arbeitsmarkt nun besser da, heisst es in der Erhebung: Bei Über-50-Jährigen ging die Arbeitslosigkeit um ein Viertel zurück, bei den Langzeitarbeitslosen gar fast um die Hälfte. Schon frühere Untersuchungen hatten darauf hingedeutet, dass sich die Altersguillotine dank des Fachkräftemangels gegen oben verschiebt.
In der Deutschschweiz hat sich der Fachkräftemangel deutlich stärker zugespitzt als in der lateinischen Schweiz.
Es gibt aber auch Berufsfelder, die nicht betroffen sind: etwa bei Hilfskräften (unter anderem in der Küche oder in der Land- und Forstwirtschaft), wo es nach wie vor mehr Arbeitslose als Stellen gibt. Aber selbst für sie hat sich die Jobsuche dank Fachkräftemangel vereinfacht.