Wegen hoher Belastung am Arbeitsplatz
650'000 Angestellte planen Jobwechsel

Dem Verlust des Arbeitsplatzes gilt nicht mehr die grösste Sorge der Arbeitnehmenden. Vielmehr stresst sie die hohe Arbeitsbelastung, wie eine Studie von Travailsuisse zeigt.
Publiziert: 21.11.2022 um 09:32 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2022 um 10:45 Uhr
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Das «Barometer gute Arbeit», das jährlich von Traivailsuisse herausgegeben wird, zeigt, dass die Angst vor Jobverlust abgenommen hat.
Foto: Getty Images/Westend61
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Der Fachkräftemangel stresst die Arbeitgeber und Arbeitnehmende gleichermassen. Die Patrons, weil sie immer mehr Mühe haben, vakante Stellen zu besetzen. Ihre Angestellten, weil durch die Lücken im Personal der Stress und die Arbeitsbelastung zugenommen haben.

Dies zeigt das «Barometer gute Arbeit», das jährlich von Traivailsuisse, dem unabhängigen Dachverband der Arbeitnehmer in der Schweiz, in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule erhoben wird. Nur noch gut ein Zehntel der Angestellten sorgen sich um den Verlust ihres Jobs, Tendenz weiter abnehmend. Das hat vor allem mit der tiefen Arbeitslosigkeit und dem Fachkräftemangel zu tun.

Ein Drittel denkt an Kündigung

Die Kehrseite der Medaille: Der Stress am Arbeitsplatz hat in den Augen der Befragten deutlich zugenommen. Fast zwei Drittel geben an, gelegentlich auch in der Freizeit arbeiten zu müssen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Die Zunahme der Arbeitsbelastung ist für ein Drittel der Arbeitnehmenden ein möglicher Kündigungsgrund: «Wenn über 650'000 Arbeitnehmende aufgrund von Stress den Job wechseln wollen, zeigt dies den akuten Handlungsbedarf. Stressbekämpfung muss deshalb zu einer politischen Priorität werden – zum Schutz der Gesundheit der Arbeitnehmenden und aus volkswirtschaftlicher Perspektive», fordert Adrian Wüthrich (42), Präsident von Travailsuisse.

Eine Tendenz, die den Fachkräftemangel weiter verschärfen könnte. Denn gerade dort, wo viele Fachkräfte schon jetzt fehlen, wie zum Beispiel in den Pflegeberufen, führen Kündigungen zu einer Verschärfung des Problems. In anderen Bereich der Wirtschaft wird es immer schwieriger, die nach wie vor gut gefüllten Auftragsbücher auch wirklich abarbeiten zu können.

Kaufkraft erhalten

Weiter stellt die Studie fest, dass es bei vielen Firmen mit der Umsetzung der Lohngleichheit nicht vorwärtsgeht, die vorgeschriebenen Lohnanalysen bei Firmen mit mehr als 100 Angestellten nur schleppend vorankommen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Teuerung appelliert der Gewerkschaftsdachverband an die Arbeitgeber, die Löhne anzuheben: «In diesem Lohnherbst sind generelle Lohnerhöhungen zum Erhalt der Kaufkraft der Arbeitnehmenden das Gebot der Stunde», so Wüthrich.

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