«Es kann nicht so weitergehen»
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Bauarbeiter sind hässig:«Es kann nicht so weitergehen»

Für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen
Streikrufe der Bauarbeiter hallen durch Zürich

Eine Protestwelle der Bauarbeiter schwappt über die Schweiz. Vorläufiger Abschluss der Kundgebungen ist der Aktionstag in Zürich, an dem rund 2000 Demonstrierende teilnehmen und mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen fordern.
Publiziert: 11.11.2022 um 21:23 Uhr
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Aktualisiert: 11.11.2022 um 21:25 Uhr
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Grossdemonstration am Freitag in Zürich: Tausende Bauarbeiter ziehen protestierend durch die Innenstadt.
Foto: Christian kolbe

So ruhig ist es am Central in Zürich sonst an einem Freitagnachmittag nie. Die Polizei hat den Verkehrsknoten weiträumig abgesperrt. Die Bauarbeiter sind im Anmarsch. Anstatt Verkehrslärm sind plötzlich schrille Trillerpfeifen zu hören und «Sciopero, sciopero»-Rufe aus den Kehlen von rund 2000 Bauarbeitern, die durch die Limmatstadt ziehen. Ihr Ziel: der Sitz des Schweizerischen Baumeisterverbands.

Noch sind die Streikrufe nur eine Drohung, doch kommt es zu keiner Einigung zwischen den Gewerkschaften und den Baumeistern über einen neuen Landesmantelvertrag (LVM), könnte im nächsten Jahr ein heisser Arbeitskampf auf den Baustellen bevorstehen. Mit dem Auslaufen des LVM Ende Jahr würde auch die Friedenspflicht entfallen, Streiks wären dann ein legitimes Mittel im Arbeitskampf. «An einem branchenweiten Streik kann niemand ein Interesse haben», sagt Nico Lutz (51), Bausektor-Chef bei der Unia. «Je länger es aber keine Lösung gibt, desto mehr steigt der Druck.»

Geschlossene Jalousien am Sitz der Baumeister

An der Spitze der Demonstration fährt stolz Nuno Nunes (49). Der Baumaschinenführer gibt mit seinem Bagger das Tempo für den ganzen Zug vor. «Es ist wichtig, dass wir für unsere Rechte kämpfen», sagt der Portugiese. Vor der Zufahrt zum Sitz der Baumeister wird eine Protestuhr einbetoniert. «Stopp Stundenklau» steht drauf. Damit wehren sich die Büezer gegen Überstunden, nicht bezahlte Anfahrtszeiten zu den Baustellen und lange Arbeitstage in den Sommermonaten.

Die Baumeister sind ausgeflogen, die Jalousien am Hauptsitz heruntergelassen. Trotzdem dringen die Forderungen der Bauarbeiter bis nach Lugano, wo sich die Delegierten des Verbands irritiert zeigen über die Aktionen ihrer Angestellten. «Die Delegiertenversammlung verurteilte die wiederholten Proteste, Streiks und illegalen Aktionen der Gewerkschaften scharf und beauftragte den Schweizerischen Baumeisterverband, den mehrfachen Vertragsbruch der Friedenspflicht vor das nationale Schiedsgericht zu bringen», heisst es in ihrem Communiqué.

Die Fronten sind verhärtet: Am kommenden Montag treffen sich Gewerkschaften und Baumeister zu einer weiteren Verhandlungsrunde. Diese siebte Runde muss ein Ergebnis bringen, sechs Mal sind die Verhandlungen bislang ergebnislos geblieben.

Es wird auch gearbeitet

Schon am Morgen ziehen die Gewerkschaften mit rund 800 Bauarbeitern zur Baustelle beim Hauptbahnhof, wollen zeigen, dass auf vielen Baustellen im Kanton nicht gearbeitet wird. Es gibt allerdings Ausnahmen, Baustellen, auf denen die Arbeit weitergeht: «Ich arbeite, weil wir eine klare Anweisung von unserem Vorgesetzten erhalten haben, dass wir heute nicht streiken dürfen. Sonst würde ich auch mitlaufen», sagt Vataj Bajrush (46). Kollege Zajmi Nebi (34) ergänzt: «Ich wäre auch gern dabei, aber wenn ich auch demonstrieren würde, wer macht dann die Arbeit hier?»

Gegen Mittag sind die Bauarbeiter aus Bern und anderen Kantonen eingetroffen. Demonstrieren macht hungrig, im Zürcher Hauptbahnhof tischen die Gewerkschaften kurzerhand ein Mittagsmenü auf. Es gibt Poulet, Stocki und Sauce – und grösstmögliche Aufmerksamkeit durch Zugpassagiere, die sich durch den Gewerkschaftslunch ihren Weg bahnen müssen. Die Gewerkschaften haben ein Zeichen gesetzt, das die Baumeister nicht ignorieren können.

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