Die Stimmung ist aufgeheizt, die Protestwelle rollt. Tausende Bauarbeiter blockieren Zürichs Strassen, der Verkehr stockt. Ziel der Büezerinnen und Büezer: der Hauptsitz der Baumeister.
Die Fronten im Kampf um die Neuverhandlungen des Landesmantelvertrags (LMV) sind verhärtet. Die Forderungen der Baumeister seien ein Angriff auf die Gesundheit und das Privat- sowie Familienleben der Bauarbeiter, so die Gewerkschaften Unia und Syna. Für Baumeister-Chef Bernhard Salzmann gehen die Proteste zu weit. Für ihn senden die Gewerkschaften Signale, «als ob sie gar keinen neuen Vertrag möchten», wie er im Blick sagt.
Einer von vielen Protestlern ist Arifi Emrush (56) aus Olten SO: «Ich demonstriere für eine Verlängerung des Landesmantelarbeitsvertrags. Die Pension mit 60 Jahren muss so bleiben, etwas mehr Lohn wäre auch nicht schlecht.»
Schon seit 6 Uhr stehen Baustellen überall im Kanton still, weiss die Gewerkschaft Unia. Doch das stimmt nicht ganz, wie ein Augenschein von Blick zeigt.
Blick trifft auf einer Grossbaustelle Vataj Bajrush (46). Der Büezer sagt: «Ich arbeite, weil wir eine klare Anweisung von unserem Vorgesetzten erhalten haben, dass wir heute nicht streiken dürfen. Sonst würde ich auch mitlaufen.»
Tiefe Löhne, Chefs können offenbar nichts machen
Sein Kollege Zajmi Naim (38) ergänzt: «Unsere Arbeitsbedingungen sind einfach schwer. Das Stressniveau ist hoch und der Lohn zu tief. Wir haben das unserem Chef gesagt, aber es lässt sich im Moment nicht viel machen, was den Lohn angeht.»
Für Zajmi Nebi (34) ist klar: «Es muss sich etwas ändern. Ich finde es gut, dass heute diese Demo stattfindet. Ich wäre auch gern dabei, aber wenn ich auch demonstrieren würde, wer macht denn die Arbeit hier?»
Sie halten nichts vom Baustellenstreik
Zwei Heizungsinstallateure einer anderen Baustelle in Zürich-Seefeld wollen anonym bleiben. Sie halten nichts vom Streik. «Wir sind zufrieden mit unserer Arbeit und halten es nicht für notwendig, zu demonstrieren», sagt Philipp S.* (26). Sein Kollege Sabi H.* ergänzt: «Ich arbeite gern und muss nicht noch streiken gehen. Ich verstehe diese Leute nicht.»
Philipp S. weiter: «Natürlich wäre eine Lohnerhöhung schön. Aber das kommt ja sowieso nicht zustande. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe und kann mich nicht beschweren.»
Laut der Unia und Syna haben die «überrissenen Forderungen» der Baumeister, die 12-Stunden-Arbeitstage und 58-Stunden-Wochen ermöglichen sollen, seit Mitte Oktober insgesamt 15'000 Bauarbeiter auf die Strassen der Schweiz getrieben. Die 1500 streikenden Bauarbeiter am Freitag in Zürich eingerechnet.
* Name der Redaktion bekannt