Früher war alles klar: Audi kam aus Deutschland, Fiat aus Italien, Hyundai aus Südkorea, Mitsubishi aus Japan, Volvo aus Schweden. Heute kommt der Audi A1 aus Spanien, Fiats 500 aus Polen, der Hyundai Kona Electric aus Tschechien, der Mitsubishi Space Star aus Thailand, Volvos Spross Polestar 2 aus China. Und alles ändert sich: Der Kona Electric etwa wurde erst nur in Südkorea gebaut, bevor wegen viel Nachfrage Europa dazu kam.
Früher war das ein Thema. Heute kräht kaum einer danach, woher ein Auto stammt. Längst ist egal, ob ein Auto der Japaner von Nissan wie der alte Micra einst aus Grossbritannien kam, zuletzt aus Indien oder beim neuen Micra aus einem Werk von Nissan-Partner Renault in Frankreich. Packt ein Werk die Qualität nicht, verliert es das Modell, und darin stecken ohnehin Teile aus aller Welt. Gerade bei deutschen Autos oft von Schweizer Zulieferern.
Thailand und Spanien gross
Das meist unterschätzte Autoland ist Thailand. Die Autoindustrie bestreitet zehn Prozent der Wirtschaft. Die Welt erfuhr davon erst, als ein starker Monsun 2011 die Produktion lähmte. Fast die Hälfte sind Eintönner-Pick-ups, zu uns kommt von dort etwa der Mitsubishi L200. Und der Toyota Hilux, der auch in Thailand gebaut wird (und dort seit 14 Jahren Verkaufsnummer eins ist)? Nein, unsere Hilux sind aus Südafrika: Noch so ein unterschätztes Auto-Produktionsland, in dem zum Beispiel auch BMW und Mercedes fertigen.
Die Top zwölf der Fahrzeughersteller-Nationen 2019: Der Autogigant China (26,7 Mio.) vor dem einst führenden Autogiganten USA (10,9), Japan (9,7) und Deutschland (4,7). So weit, so logisch. Dass Indien (4,7) vor Mexiko (4,0) und Südkorea (3,9) liegt, verblüfft. Es folgen Brasilien (2,9) – und Spanien (2,8) gar vor Frankreich (2,2 Mio.), dann Thailand (2,0) und Kanada (1,9). Aber wieso ist Spanien so weit vorne? Weil ausser Seat viele (z.B. Ford, Renault) dort Werke haben. Dass VW 1986 Seat kaufte, lag auch daran: EU-Raum, aber tiefe Löhne.
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Autos für Welt oder Region?
Warum welches Land? Die Gründe sind endlos: Kosten, Kapazitäten, Zulieferer, Fachkräfte, Kooperationen, welche Varianten es für welchen Markt braucht und bei Luxusautos Image. An sich gibts zwei Ansätze: Einerseits Weltautos – an einem Ort bauen und verschiffen. So kommen Mazdas überwiegend aus Japan.
Andererseits lokale Produkte vor Ort bauen. Bei Hyundai etwa werden fast alle Autos für Europa in Europa gebaut. Oder Toyota: Yaris aus Frankreich, Corolla aus Grossbritannien, C-HR aus der Türkei – und der Land Cruiser kam lange aus Portugal, jetzt aus Japan. Eben: Nichts ist ewig. Toyota hatte beim Auris noch ganz verschiedene pro Region und geht beim Corolla jetzt wieder näher zum Weltauto. Mazda rückt dafür weg und baut den 3 für die USA inzwischen dort.
Interner Wettbewerb der Werke
Wenig hat es mit Tradition zu tun. Zwar kommt die C-Klasse für uns aus dem deutschen Bremen – aber für Asien aus China, für Amerika aus den USA und für Afrika aus Südafrika. Die neue S-Klasse wird wie alle S-Klassen bisher erneut «daheim» in Sindelfingen gebaut – nicht nur, weil «Made in Germany» bei ihr wichtig ist: Sindelfingens ultramoderne neue Mercedes-«Megafabrik» musste sich dazu im internen Kostenwettbewerb der 56 Daimler-Werke durchsetzen.
Manchmal muss man Autos zerlegen, um sie ans Ziel zu bringen. Wie einst Opel und Co. in der Schweiz verschiffte BMW die X5 für China wohl teils als Bausätze, die im BMW-Montagewerk Thailand zusammen gebaut wurden. Warum? US-Präsident Donald Trump (74) hatte Strafzölle verhängt und China Gegenzoll.
Strafzölle machen Autos teuer
Also stiegen BMWs China-Preise für dort gefragte, aber nur in den USA gebaute SUVs wie den X5 enorm. Der Export US-gebauter Autos brach ein. BMW soll gar überlegt haben, den X5-Bau ganz nach China zu zügeln. Behalf sich (ehe China den Streit wieder entschärfte) dann aber wohl mit weniger Zoll (bei dennoch erhöhten Kosten) dank Bausätzen. Ein Beispiel, wieso die Branche lieber auf Joe Biden (77) als «Auto-Präsident» setzt. Denn Handelsschranken machen Autos in der eng verwobenen globalen Autowelt nur eines: teurer.