Ein Deutscher erklärt ein italienisches Auto: «Diese Vordersitze sind pure Romantik», sagt Klaus Busse (51), Chefdesigner Europa bei Fiat Chrysler Automobiles (FCA). Und will ergänzen: Denn ohne Mittelkonsole gibts viel mehr Tuchfühlung im neuen Fiat 500e. Da grätscht ihm ein Journalistenkollege dazwischen: «Und was ist in der Kiste da?» «Die Klimaanlage ...», seufzt Busse.
Fiat und Romantik – das gehört nicht mehr zwingend zusammen. Der Nuova Cinquecento, der neue 500er, brachte ab 1957 auch nördlich der Alpen noch Italianità in die biederen 1950er-Jahre. Jetzt wird er als 500e noch neuer mit 118 Elektro-PS und in erwachsenen Abmessungen. Der grosse Touchscreen prangt noch dort, wo im Ur-500er der Innenspiegel klebte, und es gibt auch wieder eine Faltdach-Version. Aber hinten stösst man nicht mehr mit dem Kopf an die Heckscheibe, und die Sitzposition passt endlich auch für Grossgewachsene.
In Italien brauchts Grandezza: 1957 präsentierte Fiat seinen «Nuova Cinquecento» und paradierte dafür 120 500er durch die Turiner Innenstadt. Da kurbelte selbst Ministerpräsident Adone Zoli in Rom am Zweispeichen-Lenkrad, und das Staatsfernsehen übertrug live. Viel Aufwand für einen kugelig-knuffigen Zweitürer mit 13,5 PS und Faltdach in Serie, das die schlappe Lüftung kompensierte. Aber der Cinquecento wurde zum italienischen Volkswagen, Lifestyle-Symbol und heute Liebling an jedem Oldtimertreffen. Erst 1977 war Schluss – nach 3,7 Millionen Exemplaren.
In Italien brauchts Grandezza: 1957 präsentierte Fiat seinen «Nuova Cinquecento» und paradierte dafür 120 500er durch die Turiner Innenstadt. Da kurbelte selbst Ministerpräsident Adone Zoli in Rom am Zweispeichen-Lenkrad, und das Staatsfernsehen übertrug live. Viel Aufwand für einen kugelig-knuffigen Zweitürer mit 13,5 PS und Faltdach in Serie, das die schlappe Lüftung kompensierte. Aber der Cinquecento wurde zum italienischen Volkswagen, Lifestyle-Symbol und heute Liebling an jedem Oldtimertreffen. Erst 1977 war Schluss – nach 3,7 Millionen Exemplaren.
Doch vor allem ist der Cinquecento wieder ein Italiener. Das F für Fiat im Konzernnamen hatte man beinahe schon vergessen bei all den FCA-SUVs mit Technik der Konzernperle Jeep. Transatlantisch-englisch steht dann auch «Made in Torino» neben dem geprägten Ur-500er in der 500e-Türgriffmulde. Zum stolzen «Prodotto a Torino» konnte man sich nicht durchringen, aber zu einem wohlproportionierten Design, dem man den Stammbaum dennoch ansieht. «Wir haben zuerst alles ausprobiert», sagt Busse. Er sei aber reumütig zu ikonischer Silhouette und Kullerscheinwerfern zurückgekehrt. Der Schnitt durch die LED-Scheinwerfer soll für eine freundliche Front sorgen. «Tiefere Lampen hätten ihn grimmig dreinschauen lassen – das geht gar nicht in der Stadt», erklärt Busse.
Endlich die Elektro-Kehrtwende
Der 500e ist aber auch der innovativste Fiat seit Jahren. Ganz ehrlich: Solch einen geschmeidig-flinken Stromer hätte man der Marke nach eher lethargischen letzten Jahren kaum zugetraut. Der 2018 verstorbene Ex-CEO Sergio Marchionne hielt Elektromobilität für eine teure Absurdität – Nachfolger Mike Manley steuert offenbar radikal um. Zuerst mit dem Concept Car Centoventi und dann mit der neuen 500er-Generation. Die soll 320 Kilometer mit einer Batterieladung schaffen und gar über 450 in der Innenstadt, wenn man per Rekuperation beim Bremsen viel Energie zurückgewinnt.
In der rasanten Entwicklungszeit konnte sich Fiat aber nicht erst noch das komplette Stromer-Know-how aneignen. Statt einzelnen Batteriezellen wie bei anderen Marken liefert daher Samsung die fertige Batterie samt Elektronik zu. Künftig vielleicht ein Problem, weil Elektroautos sich vor allem dann rechnen, wenn man alles selbst fertigt. Aber unter dem Druck der CO2-Grenzwerte musste es ganz schnell gehen, wollte man nicht weiter Teslas künftige Berliner Fabrik mit dem Kauf von Klima-Zertifikaten finanzieren. Rund 80'000 500e sollen im Jahr gebaut werden – das hilft beim CO2.
Der aktuelle 500er bleibt
Wenn der Cinquecento Mitte Oktober als limitierte Erstauflage ab 36'990 Franken anrollt – später auch günstiger, wird das bisherige Bestseller-Modell für die Benziner-Fraktion noch weiter angeboten. Kommt der neue 500er wirklich nur elektrisch? «Nur elektrisch», sagt Antriebsentwickler Maurizio Salvia und träumt laut von einer aufgemotzten Abarth-Version. Platz wäre an der Hinterachse für einen zweiten Motor, bloss bräuchte es dann auch mehr Batteriekapazität.
Dabei hätte der Stapel aus E-Motor, Leistungselektronik und Spannungswandler unter der Haube genau Form und Grösse eines Benziners. Irgendwann wird auch ein neuer Panda fällig werden, der sich mit dem 500er ja die Technik teilt. Dann könnte im 500e künftig doch noch mehr stecken. Ganz sicher steckt in ihm aber Fiats Zukunft.