Totgesagte leben bekanntlich länger: Nachdem der schwächelnde und wenig innovative Fiat-Konzern nach dem Tod von Patron Sergio Marchionne (1952–2018) in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden drohte, scheints jetzt wieder aufwärts zu gehen.
Erst im Dezember verkündete der italienisch-amerikanische FCA-Konzern (u. a. Alfa, Chrysler, Fiat, Jeep, Maserati) die Fusion mit der französischen PSA-Gruppe (Citroën, DS, Opel, Peugeot). Das Resultat des Zusammenschlusses ist der viertgrösste Autohersteller der Welt.
Fiats DNA-Spender
Diese Woche zeigte Fiat, dass auch Turin noch innovativ sein kann. In einem aufwendig produzierten Video mit einem bestens aufgelegten Fiat-Präsidenten Olivier François als Host stellten die Italiener nach 1957 und 2007 die dritte Generation des Fiat 500 vor. Und der «Cinquecento» ist nicht irgendein Auto im Fiat-Konzern – es ist der absolute Konzern-Bestseller und der DNA-Spender schlechthin.
Umso bemerkenswerter, dass es die Neuauflage des Kultflitzers nur noch als reinen Stromer namens 500e geben wird.
Der alte 500 bleibt
Doch Fiat wäre nicht Fiat, würde nicht doch ein bisschen Verwirrung bei all den Feierlichkeiten gestiftet. Denn neben dem 500e, der auf einer komplett neuen Plattform steht (und mit bisherigen E-Varianten nichts mehr gemeinsam hat) und in Länge (+6 cm), Breite (+6 cm) und Höhe (+2 cm) zulegt, wird der bisherige 500er weiter parallel als Verbrenner samt Hybridantrieb angeboten.
Bis zu 400 km Reichweite
Doch kommen wir zum neuen 500e, der im Werk Mirafiori in Turin dereinst 80'000 Mal pro Jahr vom Band laufen soll. Seine 42 kWh fassende Batterie im Boden soll für 320 Kilometer Reichweite (WLTP) sorgen – in der Stadt sogar für bis zu 400 Kilometer. Dank 85-kW-Lader soll in fünf Minuten Strom für 50 Kilometer nachgeladen sein, in 35 Minuten steht der Akku bei 80 Prozent. Mit mitgelieferter Wallbox für zu Hause dauert die Vollladung sechs Stunden.
Der 87 kW (118 PS) starke E-Motor beschleunigt den 3,63-Meter-Cityzwerg in 3,1 Sekunden auf 50, in 9 Sekunden auf 100 km/h. Die Spitze wird bei 150 km/h abgeregelt. Neben «Normal» können an der neuen Mittelkonsole auch die Fahrmodi «Range» fürs «One-Pedal-Driving» sowie «Sherpa» ausgewählt werden. Letzterer sorgt für maximale Reichweite, indem alle E-Verbraucher wie die Heizung ausgeschaltet werden und die Spitze auf 80 km/h begrenzt wird.
Autonom und vernetzt
Als erster Kleinwagen weltweit fährt der Fiat 500e zudem autonom nach Level 2. Kameras und Sensoren erfassen die Umgebung, sorgen für selbsttätiges Bremsen, Beschleunigen und Spurhalten. Auch Totwinkelwarner oder 360-Grad-Überwachung sind an Bord.
Innen wird der 500e ein Vorreiter im Konzern: Erstmals gibts hier die neue Generation des neuen FCA-Infotainments Uconnect mit 10¼-Zoll-Screen. Es baut auf Android auf, kann aber auch Apple Car Play. Allgemein wird das Cockpit mit neuem Digitaldisplay moderner, dank dem fehlenden Ganghebel auch luftiger und das Armaturenbrett dank weniger Knöpfen übersichtlicher.
Fast 40'000 Franken
Der 500e ist wie der Vorgänger geschlossen oder als Halbcabrio zu haben. Zum Marktstart im Juli kann der Elektro-Cinquecento ab sofort als limitiertes Cabrio-Sondermodell «La prima» für 500 Euro (rund 530 Fr.) vorreserviert werden. Diese umfangreich ausgestattete Version kostet allerdings 37'900 Euro – rund 40'000 Franken. Wir gehen davon aus, dass der 500e später wohl zu Preisen ab rund 35'000 Franken starten dürfte.