Stille im Nirgendwo. Nur der eigene Herzschlag verhallt im weiten Himmel der Steppe. In der Ferne grasen Springböcke. Gespanntes Warten. Da raschelts im Busch! Eine Oryx-Antilope, ein Löwe gar? Nö. Ein Kaninchen hoppelt heraus und guckt uns fragend an.
Hilux das meistverkaufte Auto
Willkommen in Namibia! Nur 2,1 Millionen Menschen verlieren sich auf einer Fläche, fast so gross wie Deutschland plus Spanien. Hier gibts doppelt so viele Springböcke als daheim Stadtzürcher, mehr Elefanten als Aarauer, verteilt auf ergreifend monumentale Landschaften. Hier testen wir den achten Erbfolger in Toyotas Pickup-Dynastie. Denn der Hilux (siehe Box) ist hier so heimisch (und so geländegängig) wie etwa das Breitmaulnashorn. In der Schweiz sind Eintönner-Pickups Baustellen-Büezer und Förster-Fahrzeuge, hier sozusagen die 'Gölfe' im Schotterpistenbild. Für Afrika (und Europa) wird der Weltbestseller Hilux in Südafrika gebaut – und ist in Namibia mit 20 Prozent das meistverkaufte Auto überhaupt.
In der Hauptstadt Windhoek staunen wir noch – über zweifelhafte Strassennamen wie die «Mobutu» oder die «Kabila Street», vor allem aber über unzweifelhaft guten Asphalt. Warum also Pickups? Darum: Minuten später brausen wir mit Tempo 100 über Schotter, ziehen eine Staubschleppe hinter uns her, lassen uns vom Vordermann die Sicht versanden und vom Gegenverkehr Sprünge in die Scheibe schiessen.
Komfortabler Held der Arbeit
Autofahren ist hier Abenteuer und der Hilux der legendäre Kumpel, ders klaglos verträgt. Nur, dass Toyota ihm nun PW-Manieren beigebracht hat. Zwar bleiben Leiterrahmen und Blattfedern dem Kern als unzerstörbarem Held der Arbeit treu. Aber Hilux Nummer acht schüttelt den Ruch des Nur-Nutzfahrzeugs ab – weils nicht mehr schüttelt. Manierlich federnd – und leise! Früher verscheuchte ein Kaltstart wilde Tiere. Jetzt brummt der neue, kräftige 150-PS-Diesel nur weit entfernt wie Opa beim Nickerchen vor dem Cheminée.
Das Grasland zieht vorbei wie eine National-Geographic-Doku ohne Ton. An der Piste süsse Äffchen, unsüsse Warzenschweine, grazile Springböcke, die wuchtigen Oryx-Antilopen, die riesigen Nest-Kolonien der Webervögel. Abbiegen und zum Camp hoch. Für den Hilux fängt die Arbeit an, wo sie für SUV aufhört: Stoisch wühlt und wankt er sich den Berg hinauf, zerkratzt sich an Dornen den Lack, aber nie sein Selbstbild: Wir kommen an.
Nachts sitzen wir am Lagerfeuer vor dem Zelt, sehen in unseren Survival-Klamotten wie echte Touristen aus und riechen vor Sonnencréme und Mückenspray auch so, ziehen uns einen Pulli mehr über und lehnen uns zurück: Über uns spannt sich die Milchstrasse nah und klar wie ein Poster aus dem Astronomieunterricht. Wow! Wie klein wir doch sind, und wie unbedeutend Zeit ist. Vielleicht deshalb steckt, logisch, auch im Hilux diese typische, fast schon kultige Digitaluhr im Eighties-Style. Sonst haben die Japaner aber in Sachen Luxus Gas gegeben.
Bequeme Sessel, Platz satt, adrettes Cockpit, sogar Alu und Klavierlack, ein Kühlfach und Multimedia im iPad-Style. Arbeit darf ja Laune machen. Kein Rustikalplastik im Hartschalenkoffer-Look? Na, klar doch! Solidität zählt zur Pickup-Folklore. Im Autoradio dudelt derweil «Hitradio Namibia». Deutschsprachig! Zwar legen wir über die Kolonialzeit Deutsch-Südwestafrikas lieber einen gnädigen Mantel des Schweigens, doch noch spricht jeder Hunderste (bei den fünf Prozent Weissen ein Drittel) im Vielvölkerstaat Deutsch statt all der Bantu- und Khoisan-Sprachen oder des Afrikaans oder der Amtssprache Englisch.
In der Namib-Wüste versagen Worte: Wüster werden Wüsten nicht. Auf zwei Passstrassen atemloses Staunen: So sah die Welt aus, ehe wir sie asphaltierten. Fahren wie in einem Wim-Wenders-Film, stundenlanges Nirgendwo. Bis «Dune seven» auftaucht. Der König von Namibias Küstendünen, 130 Meter hoch! Allrad samt Untersetzung und Sperre an – und der Hilux wühlt sich einfach unaufgeregt hoch (siehe Video). Stopp – und wieder diese fast unheimliche Stille.
Tschüss, Abenteuer. Von den Dünen zieht sich Asphalt bis Walvis Bay, einem Hafen mit gesichtslosem Städtchen, am Atlantik entlang. Links Robben in der Lagune. Pelikane auf Fischfang. Flamingos, als seien weissrosa Vögel im Formationsflug das Normalste der Welt. Normal diesseits von Afrika. Normal wie ein Auto, für das keine Strasse eine ist.
Seit 1968 hat sich der Toyota Hilux zum meistverkauften Pickup der Welt gemausert. Die achte Generation startet im September als 2,4-Liter-Turbodiesel mit 150 PS (400 Nm ab 1600/min, ab 6,8 l/100 km) und 6-Gang-Schaltung oder -Automat sowie Heck- oder 4x4-Antrieb. Die Preise: Kabinenchassis ab 24'400, mit Einzel-, Extra- oder Doppelkabine ab 25'100 Franken. Nutzlast bis 1030 (aufgelastet 1715) Kilo, Anhängelast bis 3,5 Tonnen.
Seit 1968 hat sich der Toyota Hilux zum meistverkauften Pickup der Welt gemausert. Die achte Generation startet im September als 2,4-Liter-Turbodiesel mit 150 PS (400 Nm ab 1600/min, ab 6,8 l/100 km) und 6-Gang-Schaltung oder -Automat sowie Heck- oder 4x4-Antrieb. Die Preise: Kabinenchassis ab 24'400, mit Einzel-, Extra- oder Doppelkabine ab 25'100 Franken. Nutzlast bis 1030 (aufgelastet 1715) Kilo, Anhängelast bis 3,5 Tonnen.