Der Jubel in der deutschen Politik war riesig: Im Dezember verkündete Elektroauto-Pionier Tesla, in Brandenburg nahe der Hauptstadt Berlin (D), seine weltweit vierte Gigafactory zu bauen. Für die Region kommt dies einem Lottogewinn gleich: Bis zu 8000 Mitarbeitende will Tesla in Grünheide dereinst beschäftigen und jährlich bis zu 500'000 Elektroautos produzieren – zu Beginn die Modelle 3 und den neuen SUV (Model Y).
Die Mega-Fabrik könnte enorme Sogwirkung auf Investoren und Zulieferer aus aller Welt haben: Sie wittern im Windschatten von Tesla das Geschäft und klopfen bereits an die Türen der brandenburgischen Landesregierung. Doch so gross die Euphorie bei der Lokal- und Landespolitik auch ist – nicht alle sind vom Bau der Gigafactory begeistert. Erst letztes Wochenende hatten Bürger in der Gemeinde gegen die geplante Ansiedlung protestiert – sie fürchten um den Freizeitwert dieser idyllischen Gegend mit ihren Seen und Wäldern.
Nächste Demo angemeldet
Nicht nur müssten auf den 300 Hektar, für die Tesla wohl rund 45 Millionen Franken hinblättern muss, bis zu 90 Hektar Wald gerodet, sondern auch lokale Tierarten wie Waldameisen und Fledermäuse umgesiedelt werden. Protestieren will man darum auch am kommenden Wochenende: Nach Angaben der Polizei hat eine Privatperson im Auftrag einer Bürgerinitiative eine Demonstration für Samstag angemeldet. Zwischen 50 und 100 Personen werden laut dem deutschen Fachmagazin «Automobilwoche» erwartet.
Lokalpolitiker Philip Zeschmann von den Freien Wählern warnte davor, dass die Stimmung kippen könnte. Tesla hat nun reagiert und diese Woche in Grünheide ein Informationsbüro eröffnet, um auf Fragen der Bürger eingehen zu können und ihnen zu zeigen, dass ihre Bedenken ernst genommen würden. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte, dass es mit dem Informationsbüro nun «kontinuierlich die Möglichkeit des Dialogs» gebe.
Noch nicht unterschrieben
Die Beschwichtigungsversuche kommen nicht von ungefähr. Das für das wirtschaftlich nicht auf Rosen gebettete Brandenburg enorm wichtige Grossprojekt ist längst nicht in trockenen Tüchern: Noch hat Tesla den Kaufvertrag des Grundstücks nicht unterschrieben. Insidern zufolge soll es sich dabei aber nur um eine Formsache handeln.
Dass es Tesla ernst meint, wird auf deren Website deutlich: Dort wirbt Tesla bereits um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn alles nach Plan läuft, soll im Sommer mit dem Bau der Fabrik begonnen werden. Ein Jahr später soll die Produktion anlaufen.