Beim Stichwort «Thailand» haben wir Traumstrände, buddhistische Tempel und türkisfarbenes Wasser vor Augen, den abgefahrenen König und eine enorme Anzahl Auslandsschweizer (fast 9500). Fast 70 Millionen Menschen leben hier auf einer Fläche, die so gross ist wie die Schweiz plus Österreich plus Deutschland. Logisch, macht Tourismus je nach Rechenweise 10 bis 20 Prozent der Wirtschaftskraft aus.
Thailand hat aber auch eine namhafte Autoindustrie, mit etwa zehn Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt parallel zur Elektronik-Industrie die zweite «klassische» Wirtschaftssparte von Bedeutung. Wobei «namhaft» hier für ausländische Namen steht. Rund zwei Millionen Fahrzeuge rollten 2022 vom Band – etwa ein Drittel davon waren «normale» Personenwagen, der Rest leichte Nutzfahrzeuge wie Personentransporter oder Eintönner-Pick-ups. Das Ferienparadies rangiert damit unter den Top 20 der grössten Autohersteller-Länder der Welt – noch vor Rumänien oder Italien.
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Neben den Herstellern leben hier 700 Zulieferer und 1700 Sub-Zulieferer davon und geschätzt über eine halbe Million Menschen. Die Welt erfuhr davon erst, als ein ungewöhnlich starker Monsun 2011 gut 400 Menschenleben kostete und die Autoproduktion lähmte.
Honda vor Toyota
Ganz vorne in der thailändischen Produktion liegt Toyota mit 22 Prozent aller dort gebauten Autos, gefolgt von Mitsubishi mit 12 Prozent. Dahinter Mazda, Isuzu und Honda mit je um die 10 Prozent vor Nissan und Ford, aber auch BMW ist da.
Die Marken-Hitliste der thailändischen Käufer ist ebenfalls fest in japanischer Hand. Bei den PKW führt Honda 2023 die Statistik knapp vor Toyota an – fast jedes dritte verkaufte Auto (29 Prozent) stammte von Honda, rund jedes vierte (24,5 Prozent) von Toyota. Hinter den beiden Big Playern balgen sich Nissan (12,1 Prozent), Mazda (10,8 Prozent), Suzuki (6,7 Prozent) und Mitsubishi (5,8 Prozent) um die weiteren Plätze. Die grössten europäischen Vertreter auf dem thailändischen Automarkt sind Mercedes (5,8 Prozent) und BMW (5,2 Prozent). Bei den Pick-ups beherrschen Toyota und Isuzu zu je über einem Drittel (!) den Markt. Ford, Mitsubishi und Nissan fahren hinterher.
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Hilux als «Volks-Pick-up»
Und es sind auch zwei Pick-ups, welche zu den automobilen Bestsellern in Thailand zählen: Dieses Jahr führt der Isuzu D-Max die Verkaufsstatistik knapp vor dem ewigen Dauerrivalen Toyota Hilux an, der in den letzten zwei Dekaden fast immer das meistverkaufte Auto Thailands war. Dahinter folgen mit grossem Abstand die in Europa nicht angebotene Toyota-Limousine Yaris Ativ, der ebenfalls bei uns nicht erhältliche Honda City sowie der Ford Ranger.
Erstaunlich: Auf Platz 10 der meistverkauften Autos in Thailand 2023 rangiert der Elektro-SUV Atto 3 des aufstrebenden chinesischen Herstellers BYD (Build Your Dreams) – mittlerweile der grösste Elektroauto-Hersteller der Welt. In den grossen Metropolen wie Chiang Mai oder Bangkok surrt zudem immer öfter der noch kompaktere SUV Dolphin und die grössere Limousine Seal. Und noch ein anderer chinesischer Hersteller trumpft in Thailand gross auf: die ehemalige britische Traditionsmarke MG. Neben Verbrenner-Modellen wie dem ZS ist beispielsweise auch der Elektro-SUV Marvel R immer öfter auf den Strassen der Grossstädte zu sehen.
Fünft-unsicherstes Land
Der Verkehr in Thailand selbst hat freilich Schattenseiten. In der Welt-Statistik der Verkehrstoten pro Kopf liegt Thailand auf Platz 178 von 182 erfassten Staaten: 60 Tote am Tag! Nur Tansania, die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo und Liberia sind übler. Bei tödlichen Zweirad-Unfällen liegt Thailand vorne. Dabei ist das Strassennetz ja gut ausgebaut.
Alkohol am Steuer und das Durcheinander von Autos und Tuk-Tuks, Scootern und Fussgängern gelten als Gründe. Und soziale Unterschiede: Hier kracht der Luxus-SUV-Pilot betrunken in den Roller mit der ganzen Familie darauf oder in den Pick-up mit Schülern auf der Ladefläche. Und kommt dann bei der kaum zu sehenden Polizei ebenso oft ohne Strafe davon wie der Rollerfahrer ohne Helm: Beziehungen und Bakschisch ersetzen den Rechtsstaat. Sogar das unübersetzbare «Sabai, sabai» hat laut Experten seinen Anteil: Gerade das Lässig-Relaxte, das wir in den Ferien an Thailand so schätzen, endet bei der Verkehrsmoral leider fatal.