Viele Frauen befinden sich in einer ähnlichen Situation. Immer wieder aufs Neue schieben sie ihren Kinderwunsch hinaus; beeinflusst von unserem frauen- und mütterfeindlichen Wirtschaftssystem, das eine vernünftige Kombination von Mutterschaft und Karriere nahezu verunmöglicht und ihnen eine Entscheidung abverlangt, die es eigentlich nicht geben dürfte.
Gleichzeitig tun sie die Haltung ihres Partners, der keine Kinder will, als provisorisches Geschwätz ab und verlegen sich auf die zwar beliebte, deswegen aber nicht weniger fragwürdige Taktik, seinen Widerstand durch beharrlich-charmante Hinweise zu brechen. Das ist nicht nur naiv, sondern auch respektlos.
Die Überlegung, wie Sie Ihren Partner «umstimmen» können, negiert letztlich sein Recht, eine eigene Meinung zum Thema zu haben. Somit haben Sie zwei Probleme: Erstens haben Sie sich selbst nicht ernst genommen, zweitens Ihren Partner nicht. Sonst hätten Sie Ihre Beziehung längst beendet, um sich freizumachen für jemanden, der ebenfalls Kinder will, und Ihren Partner freigegeben für jemanden, der ihm nicht dauernd mit etwas in den Ohren liegt, das nicht seinen Bedürfnissen entspricht.
Nun ist es höchste Zeit, Ihre eigenen Wünsche zu würdigen. Und das geschieht eben nicht, indem Sie Ihre Umgebung manipulieren, diese zu erfüllen. Dafür sind Sie exakt 35 Jahre zu alt. Fragen Sie sich vielmehr, was Ihnen wichtiger ist, womit Sie sich wohler fühlen: mit diesem Mann an Ihrer Seite oder mit einem Kind. Beides zusammen geht offenbar nicht. Von einem dieser Wege müssen Sie Abschied nehmen. Vielleicht sogar von beiden.
Kinder zu haben, ist nicht für alle das Richtige – man sieht es an den vielen überforderten Eltern. Sich und andere zu verbiegen, ist aber definitiv für niemanden richtig, sondern führt, wie Sie sehen, nur zu Frustration.