Die Pubertät ist nichts Lustiges. Der Körper verändert sich auf die eigenartigste Weise, was meist von Akne begleitet wird, die einen wiederum in der ohnehin tief schwärenden Furcht bestätigt, ein Leben als Ausgestossener führen zu müssen – während alle anderen eine tolle Party feiern. Im weiteren entschwindet die unbeschwerte Geborgenheit der Kinderjahre wie ein kostbarer Mantel, den einem ein Räuber entrissen hat. Und man steht ratlos in der Kälte des Erwachsenendaseins, dessen Anforderungen nun von allen Seiten auf einen eindringen: Für einen Beruf entscheiden soll man sich (welchen!), Verantwortung übernehmen (wofür!) und mit seinen Gefühlen klarkommen (wie!). Und dann noch diese peinlichen Eltern.
Ihre Tochter hasst Sie nicht. Sie ist nur heillos überfordert mit sich selbst und muss sich von Ihnen abgrenzen, um eine eigene Person zu werden. Dieser Prozess kann unmöglich reibungslos vonstatten gehen, und Sie sollten diesen fördern, so gut Sie können.
Viele Eltern machen den Fehler, den Einfluss auf ihre heranwachsenden Kinder aufrechterhalten zu wollen, obwohl er ihnen unweigerlich verloren gehen wird. Versuchen Sie daher, Ihre Tochter künftig nicht als ein ausser Kontrolle geratenes Kind anzusehen, sondern als erwachsene, ebenbürtige Person mit eigenen Ansichten und Bedürfnissen, die den Ihren zuwiderlaufen dürfen. Das ist nämlich, was Ihre Tochter sich von Ihnen wünscht: als junge Erwachsene respektiert und unterstützt zu werden. Und darin hat das Wort «pubertierend» keinen Platz.
Im Übrigen können die verrückt spielenden Hormone einem schwer auf die Laune schlagen und das Verhalten in fragwürdige Richtungen beeinflussen. Hier ist dann nicht nur eine andere Haltung Ihrerseits gefragt, sondern ärztliche Unterstützung. Aber wie bringen Sie das der jungen Dame nun bei?
Der Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer beobachtet seine Mitmenschen seit nunmehr 41 Jahren. Das ist denen nicht immer recht. Haben auch Sie Fragen an ihn? magazin@sonntagsblick.ch, Betreff: «Meyer»
Der Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer beobachtet seine Mitmenschen seit nunmehr 41 Jahren. Das ist denen nicht immer recht. Haben auch Sie Fragen an ihn? magazin@sonntagsblick.ch, Betreff: «Meyer»