Es ist verstörend, dass in einem Land voller Überfluss so viele Menschen so unzufrieden sind – und sich jeden zweiten Tag irgendwo jemand vor den Zug wirft. Haben wir zu viel Zeit, uns seltsame Gedanken zu machen? Haben wir die Verbindung zu uns selbst verloren? Sind wir vom Konsum verdorben und erachten Demut und Dankbarkeit nur noch als Mönchsgefasel? Oder zerrütten uns all die Trennungen, Fehlgeburten und Grobheiten am Ende mehr, als wir uns einreden?
Die Kinder zeigen uns, dass der gebürtige menschliche Zustand die Freude ist. So, wie sie sich in der Welt bewegen, ist es gemeint, so ist der Sinn des Lebens: offen, heiter und vertrauensvoll. So sollen wir sein, wenn wir die Welt verbessern wollen. Sind wir aber ängstlich, misstrauisch und voller Groll gegen jene, die uns verletzt haben und verletzen könnten, verschlechtern wir sie. Denn wenn wir fröhlich sind, stecken wir alle um uns herum damit an – wenn wir griesgrämig sind aber eben auch. Dieser Verantwortung den andern gegenüber sind wir uns zu wenig bewusst.
Ja, Sie dürfen Ihrer Freundin sagen, dass Sie ihre Laune traurig macht («Es nervt» sollten Sie nicht sagen, das ist keine verbindende Sprache). Fragen Sie sie aber auch, was sie ihrerseits so bedrücke. Es sind ja nicht die einfachen, täglichen Dinge wie das Wetter oder der Stau, die uns belasten, sondern tiefer liegende Themen. Und eine Freundschaft, die diesen Namen verdient, nimmt an diesen gegenseitig Anteil.
Fragen Sie aber auch sich selbst: Warum sind Sie mit einer derart frustrierten Person befreundet? Kennen Sie sonst niemanden? Sind Sie zu feige, eine Freundschaft zu beenden, die gar keine ist? Oder haben Sie selbst Mühe mit der Freude? Glückliche Menschen haben mit unglücklichen nämlich höchstens am Rande zu tun.