Es ist in der Tat unhöflich, ungefragt ein Treffen mit jemandem zu erweitern. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass der Ahnungslose vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Womöglich hat er sich ja auf einen vertrauten Abend zu zweit in einer Bar oder zu viert bei einem befreundeten Paar zu Hause gefreut? Nun bleibt ihm nichts anderes, als mitzuspielen, wenn er nicht als kompliziert gelten will.
Ist der Gastgeber ein weltgewandter, geistreicher Kerl, der seinesgleichen um sich schart, kann es durchaus heiter sein, sich in einer entsprechenden Runde zu verlustieren und dabei sogar eine interessante Bekanntschaft zu schliessen. Doch dieser Fall ist eher selten. Zumal Treffen mit mehr als zwei Personen praktisch immer zu Smalltalkrunden verkommen, die mit halbgaren und immer betrunkeneren Argumenten um Tagesthemen und Liebesnöte kreisen, ohne dass daraus je eine echte Debatte erwächst.
Solche Abende hinterlassen das schale Gefühl sinnlos vertaner Zeit, was mit ein Grund ist für den Verdruss gegenüber dem Gastgeber. Er hat sich nicht die Mühe gemacht, einen darüber zu informieren, dass er noch andere Leute aufgeboten hat – oder, was noch rücksichtsvoller wäre: aufzubieten gedenkt. Dann hätte man nämlich Gelegenheit, sich für die Einladung und die Benachrichtigung zu bedanken und mitzuteilen, dass man sich lieber so treffe wie ursprünglich abgemacht und daher gern einen neuen Termin vereinbaren möchte.
Nur so lernen diese achtlosen Partynudeln, dass man nicht einfach über seine Freunde hinweg bestimmen darf, in welcher Gesellschaft diese ihren Abend zu verbringen haben. Das dürfen Sie, falls man Sie als kompliziert und asozial bezeichnet, auch genau so sagen. Und falls Sie dann nie wieder etwas hören – umso besser: Dann haben Sie mehr Zeit für Menschen, die wirklich Sie schätzen.