Eigentlich wissen Sie bereits, was Sie tun sollen, nämlich das, was Sie tun wollen: mit dieser Frau zusammen sein. Ihre Frage zielt wohl eher darauf ab, wie Sie Ihr neues Leben mit Ihrem bisherigen in Einklang bringen.
Ihr Umfeld wird vermutlich mit einigem Befremden auf Ihren Wunsch reagieren. Obschon wir uns gern aufgeschlossen und liberal geben und unsere Kultur den LGBT-Menschen («Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender») im internationalen Vergleich recht tolerant gegenübersteht, verfallen wir immer wieder in mittelalterlichste Denk- und Sprechweisen. So gilt das Wort «schwul» zahlreichen Kleingeistern als Synonym für «dumm», aber auch für «unmännlich», ein transsexueller Mensch wird sogar in den Medien als «Transe» betitelt, und noch immer werden abfällige Bemerkungen über lesbische Frauen, ihr mutmassliches Aussehen und ihre insgeheime Lust auf echte Kerle gemacht.
Man darf sich also ausrechnen, wie Ihre Freunde und jene, die Sie dafür gehalten haben, über Ihr Coming-out reden werden. «Das hätte sie sich auch vor der Schwangerschaft überlegen können!», wird gewiss einer der Kommentare sein, und auch die Manneskraft Ihres Partners wird hämisch in Frage gestellt. Aber Ihr Liebesleben geht die alle nichts an. Es ist Ihre Privatsache, und das ist auch so ziemlich das Einzige, das Sie irgendjemandem dazu erzählen müssen.
Mit Ihrem bisherigen Partner müssen Sie natürlich eine Lösung finden, aber wenn er auch nur ansatzweise cool ist und Sie auch nur ein bisschen liebt, dann beglückwünscht er Sie dazu, dass Sie sich entwickeln und sich selbst sein wollen. Und unterstützt Sie nach Kräften darin. Wer das nicht kann und glaubt, seine Intoleranz sei irgendwie massgeblich, ist eine charakterliche Null und gehört sowieso nicht in Ihr Leben. Nur Mut also!