Die Epoche unserer Eltern erscheint uns geradezu sexistisch. Darum schämen wir uns, wenn wir aus praktischen Gründen trotzdem so leben: Der Mann erarbeitet das Einkommen, und die Frau betreut die Kinder. «Hausfrau» ist heute ein negativer Ausdruck – die Frau will keine sein, der Mann will keine an seiner Seite. Eine etwas leistende, karrierebewusste, kurz: eine männlichere Frau erscheint beiden wertvoller.
Gleichzeitig will die Frau einen Mann, der im Haushalt mithilft und gefühlvolle Beziehungsgespräche führt, wobei er keine Lösungen vorschlagen, sondern nur Mitgefühl äussern darf. Er soll weicher sein, zärtlicher, ja: weiblicher. Mit dem Ergebnis, dass die Frauen nicht mehr wissen, ob es ihnen gefallen darf, wenn ein Kerl sie zielorientiert anflirtet, während junge Männer im Bett versagen, weil sie befürchten, zu grob zu sein.
Mit unserem Bemühen, moderne Frauen beziehungsweise Männer zu sein, haben wir eine höhere Ordnung gestört, die besagt, dass Männer sich wie Männer verhalten sollen und Frauen besser wie Frauen. Das heisst nicht, dass es schlecht ist, wenn eine Mutter erfolgreich in ihren Beruf zurückkehrt und ein Mann über seine Gefühle spricht. Es heisst lediglich, dass wir uns gemäss unserem Naturell verhalten sollen. Und eine Frau, die um die Hand ihres Partners anhält, entspricht genauso wenig ihrem Naturell wie ein Mann, der darauf einwilligt.
Man mag das altmodisch finden, aber gerade das Heiraten mit seinen konservativen Elementen wie etwa dem Brautkleid ist eine überaus altmodische Angelegenheit. Und wer sie in Betracht zieht, sollte auch die ihr zugrunde liegende Ordnung würdigen. Wenn von Ihrem Freund schon so lange kein Antrag kommt, will er Sie vermutlich einfach nicht heiraten. Fragen Sie ihn besser, warum das so ist, anstatt sich zu seinem Bräutigam zu machen.