Einmischung äussert sich in ungebetenen Kommentaren zu persönlichen Angelegenheiten wie Liebesleben, Beruf, Kleidungsstil, Wohnungseinrichtung und dergleichen. Sie hinterlässt beim Empfänger in jedem Fall ein schlechtes Gefühl, und zwar, weil sie dessen Entscheidung abwertet – und damit ihn.
So enthält die Mitteilung «Dieser Partner ist nicht gut für dich» folgenden Subtext: «Deine Partnerwahl war dumm, also bist du es auch.» Und selbst wenn es sich tatsächlich um eine fragwürdige Partnerwahl handelt, so will jener Mensch, der sie getroffen hat, gewiss nicht als Trottel dastehen. Die Einmischung verschafft ihm aber naturgemäss diese Empfindung.
Genau besehen ist die Einmischung jedoch nichts anderes als eine sehr ungelenke Form der Anteilnahme. Wären Sie Ihren Eltern gleichgültig, würden diese sich auch nicht in Ihr Leben einmischen. Dann hätten Sie zwar Ihre Ruhe, würden aber unter dem distanzierten Verhältnis leiden. Das ist auch nicht ideal, und dass Ihre Eltern ständig intervenieren, ist vor allem als Zeichen der Liebe zu würdigen. Und vielleicht als Indiz für deren Unachtsamkeit, Sie vorausgehend zu fragen, ob Sie überhaupt an Kritik interessiert seien.
Indem wir über persönliche Dinge sprechen, äussern wir zwar implizit die Bitte an den Zuhörer, Stellung dazu zu beziehen. Wären wir ernsthaft daran interessiert, mit Kommentaren verschont zu werden, behielten wir unsere Privatangelegenheiten für uns. Dennoch ist es hilfreich und respektvoll, stets zu fragen, ob man seine Meinung anbringen dürfe, bevor man es tut. Meist geht es den Menschen nämlich nur darum, sich zu zeigen und mitzuteilen, und nicht, bewertet zu werden.
Was Ihre Eltern anbelangt, sollten Sie sich überlegen, was Sie diesen künftig erzählen wollen. Mit 34 muss man ja nicht mehr alles mit der Mama teilen.