Eine Trennung fällt nie leicht. Sie ist von Zweifeln und schlechtem Gewissen begleitet. Liebe ich meinen Partner wirklich nicht mehr? Mache ich einen Fehler, wenn ich mich trenne? Bin ich unfair? Wird es nicht doch wieder gut? Verlange ich zu viel? Diese Fragen sind vernünftig und anständig – aber auch fatal, denn darauf gibt es keine abschliessenden Antworten. Wenn Ihr Auto nicht mehr anspringt, wird Ihnen jeder Garagist sagen können, wo der Defekt liegt und ob eine Reparatur Sinn ergibt. Eine Beziehung aber hat keine technische Struktur, die man mit dem Verstand überprüfen kann. Es geht hier um etwas völlig anderes und zudem um etwas ganz Einfaches: Ihr Wohlbefinden.
Sie fühlen sich in Ihrer Beziehung offensichtlich nicht mehr wohl. Konkret gesagt: Sie fühlen sich in der Gegenwart Ihres Partners nicht mehr wohl und dafür frei und leicht, sobald er das Haus verlassen hat. Einen noch deutlicheren Hinweis dafür, dass Sie sich trennen sollen, werden Sie nicht bekommen. Es ist zudem ein völlig ausreichender, auch wenn die herrschende Moral und Ihre Freunde Ihnen etwas anderes erzählen. Mehr gibt es nicht, und mehr braucht es nicht. Seelisches Wohlbefinden ist nebst körperlicher Gesundheit Ihr höchstes Gut, und das gilt es ernst zu nehmen.
Dass Ihr Partner weitermachen will, obwohl Sie Ihr Missfallen vermutlich deutlich zum Ausdruck gebracht haben, ist interessant: Was hat er davon, mit Ihnen in einer Situation zu verbleiben, die Sie erklärtermassen deprimiert und zermürbt? Wer einen anderen Menschen liebt, ist um dessen Glück besorgt, auch wenn der Weg dorthin über eine Trennung führt. Alles andere ist keine Liebe, sondern emotionale Erpressung. Auch daran können Sie erkennen, dass der Zeitpunkt zum Gehen gekommen ist.